Feine Stöffchen aus KölnBunte Geschirrtücher sind Pia Wolfs Passion

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Pia Wolf verkauft ihre Geschirrtücher auch im Coco in Sülz.

Köln-Sülz – Sie schimmern in Mintgrün, Taubenblau, Lila, Senfgelb, Creme-Weiß und Orange. Geschirrtücher sind eigentlich ein schlichter Gebrauchsartikel, können aber auch echte Hingucker sein – und etwas ganz Besonderes. Das kleine rot-weiße Label mit der Aufschrift „Pia us Kölle“ an der Innenseite zeigt es bereits: Sie sind in Köln gefertigt, und zwar mit der Hand. Ihre Herstellerin Pia Wolf ist gelernte Handwebmeisterin.

Werkstatt in Köln-Zollstock

„Ein Ausbilder sagte mir einmal, das ist eine Lilie unter den Berufen“, erzählt Wolf, „schön, aber sehr selten.“ Es gibt heutzutage wenige Menschen, die das tun, was sie macht. Die 59-jährige Zollstockerin webt in ihrer Werkstatt auf ihren Holzwebstühlen Geschirrtücher und auf Wunsch auch ganze Decken. Die Tücher verkauft sie auf Bestellung und an verschiedenen Orten in Köln, wie beispielsweise bei „Coco“ an der Euskirchener Straße 23 in Sülz, im Büdchen Köski Royal an der Kitschburger Straße 247 in Braunsfeld, aber auch im Rarehouse in Frechen.

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Das Etikett Pia us Kölle steht für reine Handarbeit.

Das kleine Schachbrettmuster, für das zwei Farben verwebt werden, die zwei schmalen Streifen an den Längs- und dem breiten Streifen an den kurzen Seiten, erinnert an die klassischen Geschirrtücher, wie sie bereits die Großmütter ihrer Generation benutzten.

Halbleinen ist robust und saugfähig

Wie diese sind sie aus Halbleinen, das heißt Wolf verwendet Baumwoll- und Leinengarn. „Die Tücher aus diesem Material sind sehr robust und saugen gut“, erläutert sie. Im Frühjahr verwebt Wolf gerne Garne in Pastelltönen. Im Herbst werden die Farben der Tücher dann kräftiger. Sie bestellt das Material bei einem Hersteller an der holländischen Grenze, der viel Bioware und gute Qualität im Angebot hat – und eine ganze Palette an vielen schönen Farben. Denn Läden, in denen man  Garne kaufen kann, sind aus dem Stadtbild verschwunden. „Früher gab es in den Städten an vielen Ecken Wollgeschäfte“, erinnert sie sich. „Dann war Handarbeiten lange Zeit verpönt.“

Stricken und Häkeln ist wieder Trend

Mittlerweile sind die Läden verschwunden, doch Stricken und Häkeln ist wieder im Trend. Das Handwebehandwerk ist allerdings immer noch eine Rarität. Wolf, die in Duisburg geboren wurde, aber in Pulheim aufwuchs, entschied sich bereits nach dem Abitur dieses Handwerk zu erlernen.

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Geschirrtücher in allen Farben stellt Pia Wolf in Handarbeit her. 

Sie begann die Ausbildung 1983 auf einer Berufsschule in Siegen. Nachdem sie den Gesellenbrief in der Tasche hatte, machte sie sich auf die Suche nach einer Werkstatt, um die Meister-Prüfung zu absolvieren; fand aber keine und begann in Köln textiles Gestalten zu studieren. Neben dem Studium arbeitete sie als Altenpflegerin im Clarenbachwerk.

Prüfung vor einer Kommission abgelegt

Schließlich schmiss sie das Studium, doch ihren Traumberuf wollte sie  nicht an den Nagel hängen. „Ich habe dann von der Handwerkskammer eine Sondergenehmigung bekommen, mir die Kenntnisse für die Meisterprüfung selbst zu erarbeiten.“ Schließlich legte sie die Prüfung vor einer Kommission ab und übt seitdem ihr Handwerk aus. Als alleiniges Einkommen taugt es aber nicht. Daher arbeitet die Handwebemeisterin mittlerweile seit 35 Jahren halbtags in der Altenpflege. „Ich arbeite sehr gerne mit den alten Menschen“, sagt sie.

Ganz besonders freut es Wolf aber, wenn wieder ein Stapel frisch gewebter und gebügelter Geschirrtücher in die Kölner Küchen wandert. Die Mitarbeiter bei „Coco“ berichten aber noch von anderen Verwendungszwecken: „Einige Kunden benutzen sie auch gerne als Geschenkverpackung, die danach nicht in den Papierkorb wandert, sondern benutzt werden kann“, schildert eine Mitarbeiterin. Auch als Tischläufer würden sich die hübschen Tücher gut machen. Für 19,95 Euro ist eines zu haben. Am schönsten sind sie aber zu zweit oder als ganzer Stapel.

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