Keiner will nach MüngersdorfNeue Gesamtschule verdrängt Realschule aus ihrem Gebäude

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Andrea Grun, Vorsitzende des Fördervereins, und der Schulpflegschaftsvorsitzende  Claus Brisch vor dem Eingang der Elsa-Brandström-Schule an der Berrenrather Straße 

Köln-Sülz – Die Elsa-Brändström-Schule (EBS) gehört schon lange fest zur Sülzer Bildungslandschaft. Seit 50 Jahren lernen Kinder in der relativ kleinen Schule, die vor allem deswegen jenseits der Viertelsgrenzen bekannt ist, weil sie als NRW-Sportschule mit dem 1. FC Köln kooperiert. Weil die Anmeldezahlen an der Realschule dennoch sanken, stimmte die Schulkonferenz vor einigen Jahren dem Vorschlag der Schulverwaltung zu, sie zu einem Teil in die erste Lindenthaler Gesamtschule umzuwandeln: Im vergangenen Jahr ist diese gestartet.

Die Gesamtschüler der Klassen fünf bis sieben lernen nun auch in dem Schulgebäude der EBS an der Berrenrather Straße. Die Klassen 8 bis 13 werden künftig an der Ernst-Simons-Realschule in Müngersdorf unterrichtet. Die beiden Realschulen laufen derweil aus. Sie nehmen also keine neuen Fünftklässler mehr auf, geben aber den verbliebenen Jahrgängen noch die Chance, ihre Abschlüsse zu machen.

Kölner Schüler sollen Schulzeit in Sülz beenden können

Allerdings müssen die Klassen acht bis zehn der Elsa-Brandström-Schule nun im kommenden Jahr nach Müngersdorf umziehen, wo auch die älteren Gesamtschüler zur Schule gehen. Circa 190 Kinder und 16 Lehrer sind betroffen. So haben es der Stadtrat und die Bezirksvertretung Lindenthal im Jahr 2018 beschlossen. Der anstehende Umzug stößt auf Widerstand. Die Eltern der betroffenen Schüler kämpfen darum, dass ihre Kinder die Schulzeit in Sülz beenden können – bislang ohne Erfolg. „Die Eltern haben der Umwandlung der Real- in eine Gesamtschule in dem Gebäude an der Berrenrather Straße nur unter der Bedingung zugestimmt, dass die Realschule ungehindert zum Sommer 2024 an ihrem Standort auslaufen kann“, erklärt Andrea Grun, Vorsitzende des Fördervereins. „So ist es uns zugesagt worden.“

Der Schulpflegschaftsvorsitzender Claus Brisch ergänzt: „Den Eltern, die die letzten Jahrgänge an der EBS angemeldet haben, wurde nicht kommuniziert, dass sie ab 2021 nach Müngersdorf zur Schule fahren müssen.“ Es sei aber ein Unterschied, ob ein Kind, das im Viertel wohnt, an der Berrenrather Straße zur Schule geht oder nach Müngersdorf muss. Das bedeute mit den öffentlichen Verkehrsmitteln einen einstündigen Schulweg. Die Eltern haben Alternativlösungen entwickelt, die es den Schülern ermöglichen könnten, in Sülz zu bleiben: So soll ein Containerbau auf dem Schulgelände mehr Platz für alle schaffen.

Streit zwischen Kölner Schulen erschwert Suche nach Lösung

Zudem könnten die Klassen in die Räume der ehemaligen Rheinischen Musikschule an der Lotharstraße ausweichen, die auch von mehreren Gymnasien während der Umbauphase an ihren eigentlichen Schulgebäuden als Unterschlupf genutzt wurde und wird. Eine Möglichkeit sei auch, dass die Gesamtschule ausnahmsweise ein Jahr früher nach Müngersdorf zieht und so den Realschülern den Verbleib in ihrer alten Schule ermöglicht.

Allerdings sei eine konstruktive Suche nach einer Lösung mit der anderen Schule schwierig, die Beziehung beider Schulen schlecht. „Die Gesamtschule ist mit Brachialgewalt eingezogen ohne das Gespür dafür, dass sie ja neu dazukam“, klagt Grun. Man habe sich nicht an Absprachen gehalten. Sie habe es an dem nötigen Fingerspitzengefühl fehlen lassen, an dem Respekt den Realschülern gegenüber. „Eigentlich sind sie Schüler zweiter Klasse. Sie haben das Gefühl, dass es gut ist, wenn sie weg sind,“ so Grun.

Die Realschüler fühlen sich verdrängt. Der Leiter der Lindenthaler Gesamtschule, Klaudius Zdriliuk, beurteilt die Situation jedoch anders: „Beide Schulen machen das Beste aus der Situation. Beide Schulleitungen stehen im engen und vertrauensvollen Kontakt“, sagt er. „Wir pflegen einen respektvollen Umgang in den Schulen.“ Patricia Reysnian, Leiterin der Realschule, kann die Sorgen der Eltern verstehen. „Ich selbst habe die Anmeldegespräche mit unseren jüngsten Schülern nicht geführt, sondern die ehemalige Schulleiterin Beate Weisbarth“, schildert sie. „Die Eltern haben mir aber versichert, ihnen sei während der Informationsveranstaltung der Stadt am 12. Dezember 2018 zugesagt worden, dass die Kinder während ihrer Schulzeit am Standort in Sülz bleiben.“

Lösung ohne Umzug nicht in Sicht

Die Stadtverwaltung verweist auf den anderslautenden Ratsbeschluss, versucht aber den Eltern entgegenzukommen. „Der Wunsch der Schulgemeinde, am Standort Berrenrather Straße zu bleiben, wurde in der Vergangenheit mehrfach an die Stadt Köln herangetragen und aufgrund von jeweils neuen Vorschlägen der Schule überprüft“, so Nicole Trum, Sprecherin der Stadt. Die Wahrscheinlichkeit sei jedoch gering, dass es zu einer Lösung ohne Umzug kommt. Die Ideen der Eltern könnten das Problem leider nicht lösen: „Der Bau eines Modulbaus an dem Standort ist ohnehin zur Deckung des Raumbedarfs der neuen Gesamtschule dringend erforderlich und wird nur ausreichen, um diesen Bedarf abzudecken“, so Trum.

Das Gebäude Lotharstraße würde bereits von zwei Sülzer Gymnasien als Interim genutzt. Die Bauarbeiten an ihren eigenen Gebäuden würden nicht so rechtzeitig abgeschlossen, dass das Gebäude zur Aufnahme der auslaufenden Elsa-Brandström-Schule freigezogen werden könnte. Deswegen möchte Reysnian ihren Schülern auch keine falsche Hoffnung machen und geht erst einmal von einem Umzug aus. Trotzdem wünscht auch sie sich, dass die aktuellen Berechnungen der Stadt zu einem anderen Ergebnis führen: „Wenn wir doch in Sülz bleiben können, um so besser. Für die Eltern und Schüler der EBS wäre das schön. Spätestens im Oktober werden wir Bescheid wissen, ob wir gehen müssen oder nicht.“

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