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CDU sieht „Beratungsbedarf“Streit um neue Gesamtschule in Köln-Lindenthal

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Schulkinder Symbolfoto

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Köln – Die Gründung der ersten Gesamtschule im Stadtbezirk Lindenthal wird zur Belastungsprobe für das Ratsbündnis von CDU und Grünen. Hintergrund sind Proteste und Einwände von CDU-Vertretern aus dem Stadtbezirk gegen die Planungen der Schulverwaltung. Sie möchte zwei Realschulen in Sülz und Müngersdorf auslaufen lassen und die neue Gesamtschule an diesen beiden Standorten aufbauen. Die Realschulen haben in einstimmigen Beschlüssen der Schulkonferenzen zugestimmt.

Bereits zum nächsten Schuljahr soll es – so die Vorstellung der Verwaltung – in den Räumen der Elsa-Brändström-Schule in Sülz mit vier Klassen des fünften Schuljahres losgehen. Dort kann die neue Schule bis zum Sommer 2021 wachsen. Erst danach werden auch die Räume der Ernst-Simons-Realschule in Müngersdorf einbezogen. Trotzdem werden auch hier ab dem nächsten Schuljahr keine Realschulklassen mehr gebildet. Die Stadt will die so genannte „horizontale Teilung“ der Gesamtschule beibehalten. Das heißt: Die Klassen der Jahrgangsstufen 5 bis 7 lernen in Sülz, die weiteren bis zur Jahrgangsstufe 13 dann in Müngersdorf.

CDU meldete im Schulausschuss „Beratungsbedarf“ an

Für den Plan gibt es im Stadtrat offensichtlich eine breite Mehrheit – nicht aber im schwarz-grünen Ratsbündnis. In Lindenthal verweist man auf die große Distanz zwischen den beiden Standorten, eine „horizontale Teilung“ sei zudem nicht im Sinne eines wohnortnahen Bildungsangebots. Die CDU meldete im Schulausschuss „Beratungsbedarf“ an – ein nicht unüblicher Vorgang, der normalerweise dazu führt, dass ein Thema in die nächste Sitzung des Gremiums verschoben wird.

Doch das machte der grüne Bündnispartner am Dienstag nicht mit. Grüne, SPD, Linke und FDP überstimmten die CDU und verweigerten die Vertagung. Der Kompromiss: Es wurde zumindest die Abstimmung verschoben. Sie soll nun in einer Sondersitzung vor dem nächsten Treffen des Stadtrats fallen. Man wolle die Chance nutzen, die CDU ins Boot zu holen, formulierte Ulrike Kessing von den Grünen vorsichtig. Wie sich die Bündnispartner verhalten, wenn es wirklich hart auf hart kommt, blieb offen. Wie uneinig die CDU zur Zeit noch ist, deutete sich bei der Abstimmung über die Einberufung der Sondersitzung an. Eine CDU-Vertreterin war dafür, einer enthielt sich und zwei beteiligten sich erst gar nicht an der Abstimmung.

Appell der Schulleiterin an Politik

Die CDU machte deutlich, dass sie grundsätzlich die Gründung einer Gesamtschule in Lindenthal befürworte. Kritisch sehe man nur, dass sie an zwei Standorten arbeiten solle. Auch die FDP warb noch einmal für eine andere Organisationsform. Man solle doch die beiden Gebäude der Realschulen als kleine Dependancen bestehender Gesamtschulen nutzen.

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Alle Varianten seien geprüft worden, so die Schulverwaltung. Einige scheitern am fehlenden Platz, andere an rechtlichen Rahmenbedingungen, die das Land nicht lockern wollte. Seit Monaten werde informiert und beraten, so Schuldezernentin Agnes Klein. „Uns fehlt die Zeit, immer wieder die gleichen Dinge mit gleichem Ergebnis zu diskutieren.“ Sie zitierte die Oberbürgermeisterin, die in ihrer Haushaltsrede gesagt hatte: „Sachentscheidungen dürfen nicht zwischen verschiedenen Interessen zerrieben werden.“

Kölner Sportschulverbund möglicherweise in Gefahr

Noch eindringlicher fiel der Appell der Schulleiterin der Elsa-Brändström-Realschule, Beate Weisbarth, aus. Sie mahnte, dass der Kölner Sportschulverbund zur Förderung junger Leistungssportler in Gefahr sei, wenn nicht eine neue Gesamtschule an die Stelle der Elsa-Brändström-Schule tritt.

Sie ist bislang die tragende Säule des Konstrukts „Sportschule NRW“. „Machen Sie das nicht kaputt“, so Weisbarth. Sie könne das Argument der großen Entfernung der beiden Standorte voneinander nachvollziehen. Doch das dürfe nicht zum Scheitern führen.

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