Jahrelange RenaturierungIm Frechener Bach im Grüngürtel fließt noch immer kein Wasser

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Ein Bachbett im Grüngürtel ist ausgetrocknet, am Ufer stehen hohe Gräser.

Auch zwischen Stüttgenhof und der Fußgängerbrücke, die sich auf dem Weg vom Decksteiner zum Adenauer Weiher befindet, ist das Bett des Frechener Bachs meistens noch trocken.

Fußgänger im Äußeren Grüngürtel wundern sich über das trockene Bett des Frechener Bachs, der aufwendig renaturiert wurde.

Hohe Gräser überwuchern mittlerweile die Mulde an der Fußgängerbrücke im Äußeren Grüngürtel zwischen Decksteiner und Adenauer Weiher, sodass sie kaum noch als das erkennbar ist, was sie darstellen sollte: das Bett des Frechener Baches. Es ist seit Jahren gemacht. Doch fehlt vom Wasser noch jede Spur. Wenn es stark geregnet hat, ist westlich der Brücke ein dünnes Wasserrinnsal zu entdecken, östlich eine Pfützenlandschaft. Mittlerweile warten die Grüngürtelbesucher ungeduldig darauf, dass unter der Brücke Wasser fließt.

Bereits 2018 rollten die Bagger an, um das neue Bachbett zu graben. 2020 wurde die Renaturierung des Frechener Bachs abgeschlossen: Der Bach nimmt nun wieder nahezu seinen historischen Verlauf, auch wenn er nicht mehr dort entspringt, wo er es einst tat, nämlich im Vorgebirge. Seine Quelle ist schon lange versiegt. Der Kohleabbau vor den Toren der Stadt kappte die Verbindung. In den folgenden Jahrzehnten verkam der Bach zu einer Kloake, in die die Abwässer der angesiedelten Industrie eingeleitet wurden. Diese wollte man den Kölnern nicht zumuten, deshalb wurde der Bach an der Stadtgrenze gestoppt. Er floss dort nur 300 Meter in seinem ursprünglichen Bett, war danach in eine zwei Kilometer lange Schale aus Beton gezwungen, die im Kölner Randkanal endete.

Durch eine Schale aus Beton fließt träge der Frechener Bach.

Trauriger Anblick: Früher floss der Frechener Bach durch diese Betonschale.

Grüngürtel: Frechener Bach nimmt neuen Weg

20 Jahre liefen die Vorbereitungen für das Mammutprojekt „Renaturierung Frechener Bach“ des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen, des Zweckverbands Kölner Randkanal und der Stadtentwässerungsbetriebe Köln. Zunächst musste die Stadt Frechen davon überzeugt werden, ihr Klärwerk mit einer Filteranlage auszurüsten. Seitdem die Kläranlage Frechen gebaut wurde, wird der Bach aus ihrem Ablauf gespeist. Die Betonschale wurde beseitigt und an ihrer Stelle ein neues fünf bis sieben Meter breites Gewässerbett mit durchlässiger Sohle geschaffen. Der Bach fließt nun an Haus Vorst vorbei, kreuzt den südlichen Randkanal, über den ihm ein Umleitungsbauwerk mit einem Antriebswasserrad und einem Schöpfrad verhilft, und soll nach 4,6 km im Grüngürtel nahe der Militärringstraße versickern.

Der Frechener Bach schlängelt sich durch die Grüngürtel.

So sollte es sein: Der Frechener Bach im Oberlauf.

Um dort anzukommen, fehlt ihm derzeit noch ein wenig die Kraft. Eine größere Wassermenge kann laut Auskunft der Stadtverwaltung allerdings nicht eingeleitet werden: „Es werden konstant sechs Liter Wasser pro Sekunde in den Gewässerlauf zugeführt“, schreibt Katja Reuter, Sprecherin der Stadt. „Mehr kann deswegen nicht genehmigt werden, weil der Bach aus gereinigtem Klärwerkswasser gespeist wird, das nicht mit Grundwasser gleichzusetzen ist.“ Letzteres dürfe aber nicht beeinträchtigt werden.

Die ökologische Entwicklung schreite allerdings schnell voran: „In den oberen Bereichen zwischen der Autobahn bis zum Stüttgenhof haben sich bereits standorttypische Pflanzen, beispielsweise Rohrkolben und Erlen sowie Tiere angesiedelt“, so Reuter. Durch den dichten Pflanzenbewuchs, die mitgeführten Algen und angeschwemmte Stoffe käme es aber auch zu kleineren „Wasserstauungen“. Dadurch könne mehr Wasser in den Untergrund versickern oder verdunsten.

Frechener Bach im Kölner Grüngürtel versickert im Kies

Im oberen Verlauf des Baches sei ein Graben ausgehoben worden, um das Wasser in Richtung der Brücke zu leiten. Unter ihr stehe auch bereits gelegentlich etwas Wasser. Aufgrund der kiesig-sandigen Untergründe versickere das Wasser hier aber schnell. Es sind nach Auskunft der Stadtverwaltung aber noch weitere Arbeiten geplant, die dem Wasser in Richtung Brücke verhelfen: So soll in der vegetationsfreien Zeit zwischen Oktober und Februar in den oberen Gewässerabschnitten der Fließquerschnitt, also die Fläche, auf der das Wasser strömt, von 1,50 Metern Breite erweitert werden, sodass das Wasser in die unteren Bereiche abfließen kann.

Zusätzlich werden die wildwachsenden Erlen im Gewässerlauf und auf der Südböschung sukzessive entfernt und, wenn möglich, an anderen Gewässern eingepflanzt. Der Fließquerschnitt des Flussbetts soll in der vegetationsfreien Zeit freigeschnitten werden, genauso wie die große Fläche hinter der Brücke. Die Chancen stehen also gut, dass auch sie künftig mit Wasser gefüllt ist.

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