Kölner Krankenpfleger klagt„Corona-Pflegebonus ist eine Frechheit“

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OP-Pfleger Marc Schlötter steht in einem Operationssaal des St. Elisabeth Krankenhauses.

Marc Schlötter ist OP-Pfleger im St. Elisabeth-Krankenhaus in Köln-Hohenlind.

Marc Schlötter (40) ist Krankenpfleger in einer Kölner Klinik. Er ist wütend über die unfaire Verteilung des Corona-Pflegebonus.

„Der Corona-Pflegebonus ist eine bodenlose Ungerechtigkeit. Die Verteilung sorgt für Unverständnis und Unmut in den Kliniken, auf den Stationen, im Kollegium. Ich bin Krankenpfleger im OP im Sankt-Elisabeth-Krankenhaus in Hohenlind – und nicht berechtigt, den Bonus zu erhalten. Obwohl meine Klinik ihn grundsätzlich bekommen hat. Doch die gesetzlichen Vorgaben erlauben es der Geschäftsführung nicht, das Geld fair unter den Pflegenden aufzuteilen.

Die Prämie erhalten nur diejenigen, die im Jahr 2021 auf einer bettenführenden Station einer Klinik angestellt waren und dort an 185 Tagen Patienten versorgt haben. Und somit sind wir Pflegekräfte im OP, in der Ambulanz, die Hebammen im Kreißsaal und auf der Geburtshilfestation, auf der die Pflegekräfte den Bonus erhalten haben, sowie weitere Pflegekräfte in unterschiedlichsten Arbeitsbereichen ausgeschlossen. Das löst großen Frust aus. Es geht immerhin um bis zu 3000 Euro.

Köln: Viele Pflegekräfte erhalten keinen Corona-Bonus

Ich arbeite im OP, habe aber während der ersten Phase der Pandemie auf der Intensivstation ausgeholfen. Außerdem war ich bei sehr vielen Operationen dabei, darunter viele Kaiserschnitte, von corona-positiven Schwangeren. Einige Schwangere tolerieren während der Geburt verständlicherweise keine Maske. Meine Kollegen und ich waren ständig einem hohen Risiko ausgesetzt. Manchmal haben wir erst im Nachhinein erfahren, dass eine Patientin oder ein Patient Corona hatte.

Einige von uns haben sich mit Corona angesteckt. Dazu kam, dass sich der ohnehin herrschende Personalmangel durch infizierte oder in Quarantäne befindliche Pflegekräfte noch verschärft hat. Ich habe unter schwierigsten Bedingungen gearbeitet und wurde nun vom Gesetz ausgeschlossen, als Krankenpfleger einen Pflegebonus zu erhalten. Das empfinde ich als Frechheit. Es zeugt von der Inkompetenz der Entscheider im Gesundheitsministerium.

Ich mache den Job mit Herzblut und Leidenschaft. Aber es ist ein Knochenjob.
Krankenpfleger Marc Schlötter

Ich arbeite seit 2001 im St. Elisabeth-Krankenhaus. Erst als Zivi, nachher als Auszubildender und inzwischen als OP-Leitung. Ich mache den Job mit Herzblut und Leidenschaft. Wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen auch. Aber es ist ein Knochenjob: mit 24-Stunden-Schichten, nicht planbaren Dienstzeiten, Überstunden. Wenn eine OP läuft, kann man nicht einfach Feierabend machen.

An manchen Tagen steht man von morgens acht bis abends neun ohne große Pause im OP. Und dann geht es manchmal die halbe Nacht mit Notfällen weiter. Ob viele von uns den Job wirklich bis zur Rente durchstehen, hängt davon ab, wie sich die Arbeitsbedingungen verändern. Meine Kritik richtet sich nicht gegen meinen Arbeitgeber. Da hakt es nicht, sonst wäre ich nicht schon so lange im selben Haus.

Nach den Ankündigungen der Politik am Anfang der Pandemie hatte man hohe Erwartungen, die nun enttäuscht wurden. Die Regelung ist einfach nicht nachvollziehbar und wirkt willkürlich. Jeder, der den Bonus bekommt, hat ihn verdient. Ich gönne es allen. Aber diejenigen, die leer ausgehen, haben es umso mehr verdient, dass diese Ungerechtigkeit publik gemacht wird. Der Corona-Bonus in der Form ist nichts anderes als eine Marketingmaßnahme.“


Corona-Pflegebonus 

Anspruch auf den Pflegebonus haben Krankenhäuser, die im Jahr 2021 mehr als zehn Covid-19-Patienten behandelt haben, die mindestens 48 Stunden beatmet worden sind.  Innerhalb dieser Kliniken wiederum erhalten nur Pflegekräfte die Prämie, die im Jahr 2021 an mindestens 185 Tagen auf einer bettenführenden Station Patienten behandelt haben.

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