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Krebskranke KinderKölner Verein bietet 14 Familien ein Zuhause

Lesezeit 3 Minuten
Eine blonde Frau sitzt an einem Tisch, auf dem ein elektronischer Apparat steht.

Andrea Tepe leitet das Elternhaus des Fördervereins für krebskranke Kinder in Lindenthal. Auf dem Tisch steht einer der Avatare, mit denen die Kinder Kontakt zu ihren Freunden halten können.

Für die Dauer der Krebsbehandlung können Familien erkrankter Kinder in einem Elternhaus in Lindenthal wohnen. Dafür braucht der Verein Geld. 

Von der Stadt kommt nichts, dafür immer mal wieder was von den Kirchen, aber auch von Unternehmen. Die Veranstalter von Spendenläufen und Karnevalssitzungen denken zuweilen an den Förderverein für krebskranke Kinder, er wird in Testamenten bedacht und finanziert sich nicht zuletzt über viele, viele Klein- und Kleinstspenden. „Manchmal stehen Kinder vor der Tür und geben uns ihr Taschengeld“, erzählt Andrea Tepe. Sie leitet das Elternhaus an der Gleueler Straße und damit den Dreh- und Angelpunkt des Vereins.

Kürzlich konnte Uli Voosen dem Förderverein einen Scheck in Höhe von 500 Euro übergeben. Der Stadtführer und Spezialist für die Geschichte Bickendorfs hatte den Betrag mit einer Benefiz-Führung durch sein Veedel eingenommen. Eine Bekannte machte ihn auf den Verein aufmerksam und gab damit den Anstoß zu der Führung, an der 40 Menschen teilnahmen: „Mich hat schon immer das Schicksal der betroffenen Kinder und ihrer Familien bewegt“, sagt Voosen.

Eltern können in Köln-Lindenthal an der Gleueler Straße übernachten

„Eltern von Kindern bis zum Alter von 14 Jahren haben immerhin das Recht, auf der Kinderstation zu übernachten“, erklärt Andrea Tepe. Das schließt allerdings keine weiteren Betreuungsmaßnahmen für die Eltern ein, und ein längerer Aufenthalt auf der Station während anstrengender Therapiephasen ist kaum durchzuhalten. Dabei sei elterlicher Beistand gerade in solchen Situationen sinnvoll und hilfreich für die kranken Kinder und Jugendlichen.

Ein Mann und eine Frau halten gemeinsam einen gemalten überdimensionierten Scheck über 500 Euro hoch.

Uli Voosen überbringt Andrea Tepe einen Scheck über 500 Euro, Spenden aus einer seiner Führungen durch Bickendorf.

Um betroffenen Familien ein möglichst entspanntes Umfeld, aber auch einen Ort der Begegnung, Rat und Trost in ihrer schwierigen Situation zu bieten, nahm der 1990 als Selbsthilfegruppe gegründete Förderverein im Jahre 1998 das über Spenden finanzierte Elternhaus in Betrieb. In 14 Appartements können hier Familien von kranken Kindern untergebracht werden, zu Fuß ist man in fünf Minuten in der Kinderonkologie der Uni-Klinik.

Jedes Appartement verfügt über Dusche und WC, Teeküche, Balkon, Telefon, W-LAN und Fernsehgerät, neben einem Doppelbett für die Eltern stehen jederzeit Zustellbetten für die Kinder bereit. „Unsere Gäste kochen auch selbst, manchmal bringen sie ihren Kindern das Essen auf die Station“, erzählt Tepe. Dafür gibt’s eine Gemeinschaftsküche mit drei Herden, in der großzügigen Sitzecke trifft man sich einmal im Monat zum gemeinsamen Hausabend, die Teilnahme ist natürlich freiwillig. Auch einen großen Raum für Versammlungen und Yoga-Stunden, einen Spielraum und einen Werkraum können die Gäste nutzen.

Der Aufenthalt im Elternhaus ist kostenlos. Die Familien stammen aus Köln, dem Umland, aber auch aus ganz Deutschland und sogar aus dem Ausland. „Vor dem Überfall auf die Ukraine waren häufig russische Familien hier. Oft haben sie Haus und Hof verkauft, um ihren Kindern die Behandlung zu ermöglichen“, berichtet Andrea Tepe. Russen kommen derzeit nicht mehr, dafür Familien aus der Ukraine, wenn etwa ein Krankenhaus bombardiert wurde und die Patienten evakuiert werden mussten.

Avatare können mit Spendengeld angeschafft werden

Wie lange die Eltern oder Familien jeweils bleiben, hängt vom Verlauf der Krankheit ihrer Kinder ab. „Das können im Extremfall ein bis zwei Jahre sein“, so Tepe. Auch Familien mit acht Kindern seien schon zu Gast gewesen. Um die Besucher kümmert sich ein vierköpfiges sozialpsychologisches Team, dazu sind sechs Hauswirtschafts-, Reinigungs- und Hausmeisterkräfte vor Ort. Auf der Kinderkrebsstation arbeiten noch einmal fünf beim Verein angestellte Kunst- und Sporttherapeutinnen, Heil- und Sozialpädagoginnen.

Und dann sind da noch die 14 Avatare, mit denen die Kinder von Laptops in ihren Krankenzimmern aus per Videoverbindung am Schulunterricht teilnehmen und sogar mit ihren Lehrern und Freunden kommunizieren können. Mit den 500 Euro seiner Spende könne man so einen Avatar etwa zur Hälfte finanzieren, erklärt Andrea Tepe. „Ein Beispiel, wie man moderne Technik sinnvoll einsetzen kann“, meint Uli Voosen erfreut.