„Uns blutet das Herz“Die Wirtinnen des Haus am See erzählen, wie schwer ihnen das Loslassen fällt

Lesezeit 4 Minuten
Caro Beck, Caren Beck und Astrid Hatzler (v.l.) auf der Terrasse des Hauses am See

Caro Beck, Caren Beck und Astrid Hatzler (v.l.) auf der Terrasse des Hauses am See

Die Kölner Gastronomen-Familie trennt sich vom Haus am See. Ein Interview über den schweren Abschied, die Corona-Krise und die neue Terrasse.

Jahrzehnte lang befand sich das Haus am See am Decksteiner Weiher unter den Fittichen von Familie Beck, zuletzt bestehend aus drei Power-Frauen: Mutter Caren Beck und ihre zwei Töchter, Astrid Hatzler und Caro Beck. Nun haben sie sich von ihrem Betrieb getrennt. Der Gastronom Andreas Feldgen, Geschäftsführer des Alten Wartesaals, übernimmt Anfang März. Wir haben mit der Mutter-Töchter-Crew über den schwierigen Abschied, die Gründe dafür und die lange Zeit am Weiher gesprochen.

Es fällt Ihnen sicherlich sehr schwer, sich zu trennen?

Astrid Hatzler: 41 Jahre lang hat unsere Familie das Haus am See betrieben. Mein Vater war hier auch Küchenchef. So alt sind wir Töchter alle nicht, das heißt, wir haben bislang keinen Tag ohne das Haus erlebt. Und das war wirklich eine schwere Entscheidung.

Caren Beck: Ich bin jetzt 64 Jahre alt und gehe in Rente. Im Lockdown während der Corona-Pandemie haben wir ein Weihnachtsfest und das Silvesterfest in der Familie erlebt - und dass es doch noch ein anderes Leben gibt neben dem Haus am See.

Caro Beck: Und Corona hat einem wirklich den Spaß genommen. Wir mussten platzieren, dokumentieren, desinfizieren, Impfpässe kontrollieren.

Das Haus am See am Decksteiner Weiher – nach über vier Jahrzehnten wechseln hier die Betreiber.

Das Haus am See am Decksteiner Weiher – nach über vier Jahrzehnten wechseln hier die Betreiber.

Aber diese Probleme sind doch jetzt wieder vorbei?

Hatzler: Die Gastronomie ist ein zunehmend schweres Unterfangen. Während Corona waren die Betriebe lange zu. Die Angestellten mussten ihre Fixkosten aber trotzdem decken. Das Kurzarbeitergeld hat nicht gereicht. Das Trinkgeld und die Zuschläge sind entfallen. Viele Mitarbeiter haben sich umorientiert. Zum Personalmangel kamen die Inflation, die Mehrwertsteuer, die gestiegenen Energiekosten. Das macht einen nervös. Als Mutter von drei Kindern trage ich schon eine große Verantwortung, außerdem auch noch für die Mitarbeiter. Viele von ihnen kennen wir schon seit unserer Kindheit.

Wie war denn Ihre Kindheit im Haus am See? Caro Beck: Supertoll! Der Wald hat uns gehört. Wir haben Bilder gemalt und den Kellnern verkauft. Wir haben uns hinter der Bar Getränke gemixt, Gummibärchensaft. Wir haben unten am Bootsverleih Süßigkeiten gekauft, uns einen Bauchladen gebastelt und sie auf dem Parkplatz verkauft.

Frau Beck, Sie waren 23, als Ihre Eltern den Betrieb übernommen haben. An was erinnern Sie sich vor allem?

Caren Beck: Vor allem daran, als 1993 das Haus abgebrannt ist. Der Dachstuhl wurde komplett zerstört, die unteren Räume wurden durch das Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen. Eine Mitarbeiterin hatte Geburtstag und wollte das im Biergarten feiern. Wir hatten oben ein Mitarbeiterzimmer. Sie sind dann nach der Feier mit einer Zigarette dort eingeschlafen. Glücklicherweise ist ihnen nichts passiert.

2015 haben Einbrecher dann meinen Vater mit einem Messer niedergestochen
Astrid Hatzler

Hatzler: Später ist in fünf Jahren 30-Mal eingebrochen worden.  2015 haben Einbrecher dann meinen Vater mit einem Messer niedergestochen. Er ist fast verblutet. Es sind aber natürlich auch sehr viele schöne Dinge geschehen. Am schönsten war der Kontakt mit den vielen Stammgästen - und der Blick auf den See. Das Haus ist eine Top-Location. Deswegen blutet unser Herz auch so. Wir freuen uns aber, dass Andreas Feldgen hier noch einmal richtig investiert.

Er erneuert ja gerade die Terrasse…

Astrid Hatzler:  Die alte Terrasse war vielen Gästen ein Dorn im Auge. Aber eine neue war nicht so einfach zu finanzieren. Das Haus ist ein Saisonbetrieb. Es läuft im Sommer gut, aber nicht im Winter. Wir haben die Mitarbeiter aber immer weiterbeschäftigt und dann geht ein Puffer, den man im Sommer angespart hat, im Winter wieder drauf. Wir hatten zuletzt aber den alten Biergarten in eine Strandbar umgestaltet.

Wie kamen Sie darauf?

Hatzler: Ich war von meinem Job als Sommelière aus Sylt zurück und habe den Strand vermisst. Wir wollten auch den Ruf loswerden, dass alles so angestaubt ist. Das lief super an, aber dann kam Corona und der Kernbetrieb war wichtiger.

Was machen Sie jetzt?

Caren Beck: Wir machen jetzt in den Sommerferien gemeinsam eine Kreuzfahrt.

Hatzler: Und für Anfang März haben wir erst einmal einen Tisch hier im Haus am See reserviert, als Gäste.

KStA abonnieren