Auch die Eigentümerin des markanten Trint-Gebäudes hält die Neubaupläne für überdimensioniert – es besteht aber noch Hoffnung.
„Pesche Hüsje wird erdrückt"Neubau in Köln-Müngersdorf erhitzt die Gemüter

Rudolph Kuper, Roland Schüler, Beatrice Kuper und Alexandra Bresges-Jung vor dem Pesche Hüsje an der Belvedere Straße in Müngersdorf
Copyright: Susanne Esch
Es ist klein und süß, ein Bauwerk, das zum Staunen und Schmunzeln einlädt: Das Fachwerkhäuschen „Pesche Hüsje“ zählt zu den ältesten Häusern der Stadt. Wie ein Schmuckkästchen liegt es an der Ecke Herrigergasse, Belvederestraße. Wenige Meter entfernt befindet sich an der Belvederestraße 43 ein Baudenkmal ganz anderer Art: ein Aushängeschild des Brutalismus.
Seine monolithische Sichtbetonwand, die gestaffelten Balkone und Fensterseiten bilden eine Wohnskulptur. Sie wurde von dem Architektenpaar Ursula und Peter Trint entworfen. Nun sollen die Denkmäler Gesellschaft von Neubauten erhalten, und zwar auf den Nachbargrundstücken an der Herrigergasse 2 und der Belvederestraße 41. Dort muss dafür ein altes Backsteingebäude weichen. Über die Frage, inwieweit die geplanten Gebäude an dieser Stelle in der geplanten Dimension genehmigt werden dürfen, herrscht Uneinigkeit – nicht nur aufgrund des Denkmalschutzes.
Köln-Müngersdorf: Neubau beim „Pesche Hüsje“ erhitzt die Gemüter
Der alte Ortskern von Müngersdorf ist in seinem Erscheinungsbild durch eine Erhaltungssatzung geschützt. Gerade erst hatten die Müngersdorfer trotzdem hinnehmen müssen, dass ein kleines Jahrhunderte altes Häuschen im Ortskern am Lövenicher Weg 2 durch einen vierstöckigen Neubau nebst Satteldach ersetzt wird. Bürger und Politiker sind sensibilisiert. Der Architekt Michael Hecker stellte daher nun die Pläne in der Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal vor: Auf dem Grundstück an der Herrigergasse 2 neben dem Pesche Hüsje soll ein Gebäude entstehen, das sich aus drei von der Höhe her gestaffelten Baukörpern zusammensetzt.

Im Ortskern von Müngersdorf ersetzt mittlerweile ein vierstöckiger Neubau das kleine zweistöckige Häuschen, das fast 200 Jahre lang dort stand.
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Der erste, der neben dem Pesche Hüsje errichtet wird, wird knapp acht Meter hoch, gemessen bis zum Dachfirst, der zweite rund neun Meter und der dritte zehn Meter. Das Gebäude wird mit einem Abstand von 3,60 Metern zur Grundstücksgrenze des Pesche Hüsje erbaut. Es wird sechs Wohneinheiten aufweisen. An der Belvederestraße entsteht ein weiteres Wohngebäude, das zehneinhalb Meter hoch und zwei Wohneinheiten beherbergen wird.
Laut Architekt Hecker soll sich das Bauvorhaben in die Umgebung einfügen: „Wir wollen das Ortstypische verstärken“, sagt Hecker. Die Architekten hätten sich an der Kleinteiligkeit der Bebauung orientiert und daher das größere Mehrfamilienhaus in drei Baukörper gegliedert.
Giebelständige Gebäude erhalten Müngersdorfer Erscheinungsbild
Viele der Gebäude mit Satteldach seien giebelständig, sind also mit dem Giebel zur Straße hin errichtet. „Indem wir weitere giebelständige Gebäude hinzufügen, wollen wir dem Ort eine stärkere Identität geben“, so Hecker. Auch den im Ortskern oft verwendeten Ziegelstein möchte das Architekturbüro beim Bau verwenden. „Wir haben uns von der Denkmalpflege davon überzeugen lassen, die Gebäude im Hinblick auf ihre Höhe in Richtung Pesche Hüsje abzustaffeln.“ So sei der Höhensprung von dem kleinen Haus zum Nachbarhaus geringer. Sie habe auch Wert daraufgelegt, dass der Neubau an der Belvederestraße genauso hoch wird, wie das Backsteingebäude, das er ersetzt.

Eine große Sichtbetonwand gehört zu den besonderen Merkmalen der „Wohnskulptur“ an der Belvederestraße 43.
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Es müsse abgerissen werden, weil es aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr sanierungsfähig sei. Die Wohngebäude erhalten Tiefgaragen mit je acht Stellplätzen. Als Zufahrt wird ein PKW-Aufzug neben dem Gebäude an der Belvederestraße 41 errichtet. Er hat die Größe einer Garage. „Der Denkmalschutz, die Einhaltung der Erhaltungssatzung und die Abstandsflächen wurden von der Verwaltung geprüft“, schreibt eine Sprecherin der Stadt und hält das Vorhaben somit für genehmigungsfähig.
Hoffnung auf Änderung der Baupläne
Alexandra Berges-Jung, Eigentümerin des Trint-Gebäudes wundert sich über diese Beurteilung: „Die Erhaltungssatzung besagt, dass ein Neubau die gleiche Kubatur aufweisen soll wie der Vorgängerbau, den er ersetzt. Das neue Gebäude an der Belvederestraße 41 wird zwar genauso hoch, aber viel weiter in die Tiefe gehen als der Vorgängerbau und einen großen Teil der monolithischen Betonwand unseres Denkmals verstellen.“ Die Sicht darauf sei essenziell für seine Eigenschaft als Wohnskulptur.
Der Neubau verstoße auf diese Weise auch gegen den Denkmalschutz. Beatrice und Rudolph Kuper, Eigentümer des Pesche Hüsje, sehen ihr Denkmal ebenfalls stark beeinträchtigt: „Das Häuschen wird von den Neubauten erdrückt“, betont Rudolph Kuper. Der Müngersdorfer Bezirksvertreter Roland Schüler (Grüne) gibt den Anwohnern recht: „Bei beiden Denkmälern ist der erforderliche Umgebungsabstand zu berücksichtigen“, sagt er. „Das Pesche Hüsje ist ein absolutes Unikum. Gerade durch seine geringe Höhe ist deutlich mehr Abstand erforderlich.“ Sie hoffen nun, dass die Pläne noch angepasst werden.