Streit um PlataneFällung am Bahnhof Belvedere verzögert sich erneut

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Bäume stehen vor einem abgezäunten alten Bahnhofsgebäude.

Platane am Bahnhof Belvedere

Eine der Platanen am Bahnhof Belvedere steht seiner Sanierung im Weg. Dass sie weichen muss, war eigentlich längst beschlossene Sache. Eigentlich.

Der denkmalgeschützte Bahnhof Belvedere zählt zu den ältesten erhaltenen Bahnhofsgebäuden Europas. Ebenfalls in die Geschichte eingehen wird aber wohl ein Baum, der an seiner Seite steht. Eine der Platanen, die einst als Beiwerk des Gebäudes gepflanzt wurden, beschäftigte rekordverdächtig lange zahlreiche Gremien in der Stadt und im Land und war nun auch wieder Anlass für einen Dringlichkeitsbeschluss in der Bezirksvertretung Lindenthal: Sie fordert damit die Stadt Köln ausdrücklich auf, die Empfehlung des Petitionsausschusses des Landtages NRW bis Ende Februar umzusetzen und die Platane, die direkt an dem alten Bahnhofsgebäude steht, nun endgültig zu fällen - wie es seit zehn Jahren geplant ist.

1,5 Millionen Euro hat der Förderkreis für die Sanierung aufgebracht

So lange ist ein Verein aus Ehrenamtlern, der Förderkreis Belvedere, bereits damit befasst, den denkmalgeschützten Bahnhof sanieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Liste der Förderer, die finanzielle Mittel dafür bereitstellen, ist lang: Der Bund, das Land, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die NRW-Stiftung, der Nahverkehrsverbund gehören dazu.1,5 Millionen Euro hat der Förderkreis an finanziellen Mitteln für die Sanierung insgesamt akquiriert.

Doch das Vorhaben geriet ins Stocken, nachdem das Liegenschaftsamt im Jahr 2014 die Fällung der das städtische Gebäude unterwurzelnden Platane beantragt hatte. Die Untere Landschaftsbehörde der Stadt Köln stellte sich quer. Ausschlaggebend dafür ist das Votum eines beratenden Gremiums der Behörde, seines Beirats. Er weist auf die Eigenschaft des Baumes als Naturdenkmal hin. Der Beiratsvorsitzende Harald von der Stein führt auch andere Argumente ins Feld: Der Baum sei nicht nur Naturdenkmal, sondern auch Teil eines Landschaftsschutzgebietes, argumentiert er. Daher hätten auch die Naturschutzverbände bei der Frage, ob er gefällt werden darf, beteiligt werden müssen. Das habe man versäumt. 

Naturschützer wollen Platane am Bahnhof Belvedere erhalten

Zur kommenden Sitzung der Unteren Naturschutzbehörde liegen nun Stellungnahmen der Verbände vor, wonach die Platane stehen bleiben muss. Die Unterzeichnerin des Schreibens seitens des BUND ist allerdings selbst Mitglied im Beirat der Unteren Landschaftsbehörde. Die Stellungnahme des Nabus wurde von dem Ehemann der zweiten Vorsitzenden des Gremiums unterschrieben. Die Naturschützer sind der Ansicht, dass das denkmalgeschützte Bauwerk auch saniert werden kann, wenn der Baum erhalten bleibt. Eine Bodenplatte mit Aussparungen für das Wurzelwerk des Baumes sei bereits gegossen.

Der Petitionsausschuss des Landtags, den mehre Denkmalschützer und Bezirkspolitiker nach dem langjährigen Konflikt zum Thema angerufen hatten, war jedoch nach Ortsterminen und Expertengutachten zu einem anderen Ergebnis gekommen: Es bestünde die Gefahr, dass der Baum das Gebäude weiter unterwurzeln würde. Daher müsse nach einer Abwägung der Güter das ersetzbare Naturdenkmal dem nicht ersetzbaren Baudenkmal weichen, befand der Ausschuss.

Es bestünde ein überragendes Interesse an dem nachhaltig gesicherten Erhalt des Bahnhofs Belvedere. Er sei das älteste erhaltene Bahnhofsgebäude Deutschlands und somit ein Denkmal von nationaler Bedeutung sei. Der Umgang der Stadt mit dem Engagement des Fördervereins sei ein „Schlag ins Gesicht“. Nach der deutlichen Ansage wies Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Stadtverwaltung im November vergangenen Jahres an, den Baum zu fällen.

Das ist bislang immer noch nicht geschehen. „Unsere Geduld ist am Ende“, sagte Roland Schüler, Bezirksvertreter der Grünen in Lindenthal. Die Verwaltung zögert die Fällung wieder heraus, damit sie den letzten möglichen Termin vor Beginn der Vegetationsperiode verpasst, in der nicht gefällt werden darf. So möchte sie wieder Zeit gewinnen. Das kostet unser aller Geld, die Ehrenamtler Zeit und Nerven. Marliese Berthmann (CDU) fügte hinzu: „Alle lieben Bäume, aber dieser Baum hat mich den letzten Nerv gekostet. Ich möchte nicht kriminell werden und selbst mit der Kettensäge anrücken.“

KStA abonnieren