S-Bahnhof Weiden-WestSchon zwei Monate Warten auf den Aufzug

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Zu dem S-Bahnhof Weiden-West führen vom Parkplatz und den KVB-Haltestellen 78 Stufen. 

  • Die Anlage ist seit Anfang Mai defekt.
  • Die Deutsche Bahn verweist auf lange Ursachensuche und Lieferzeit für Ersatztechnik.

Köln-Weiden – Ein Aufzug kann Luxus sein. Mancherorts gehört er allerdings zur zwingend notwendigen Grundausstattung – wie beispielsweise am S-Bahnhof Weiden-West. Die Bahnsteige liegen hoch über der Straße, der Endhaltestelle der Linie 1 der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) und dem Park-and-Ride-Platz. 76 Stufen müssen die S-Bahn-Nutzer erklimmen, um dorthin zu gelangen. Das ist für sportliche Menschen eine Herausforderung, für solche mit Gehbehinderungen, Rollstuhlfahrer und Mütter mit Kinderwagen ein unüberwindbares Hindernis. Sie sind auf den Aufzug angewiesen.

Doch daran hängt ein Schild mit der Aufschrift „Außer Betrieb“ – seit zwei Monaten und zum zunehmenden Ärger der Bürger. „Das kann doch überhaupt nicht wahr sein“, kommentiert Anwohner Thomas Diemer. „Ich sehe dort Mütter, die ihren Kinderwagen die 76 Stufen hoch schleppen oder herunter, und alte Leute, die mit ihrem Gepäck ratlos vor dem Aufzug stehen.“

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Ein Schild weist auf die defekte Aufzugsanlage am S-Bahnhof Weiden-West hin.

Diemer hat sich bei der Deutschen Bahn beschwert. Bereits am 1. Mai hatte er sich bei dem Unternehmen darüber beklagt, dass der Aufzug seit zwei Wochen kaputt sei. Er wunderte sich, dass die Reparatur so lange dauere. Die Bahn müsse doch die nötigen Ersatzteile auf Lager haben, schrieb er. Schließlich habe sie den Aufzugtyp an mehreren Haltestellen.

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Daraufhin antwortete die Deutsche Bahn, dass sie unterschiedliche Aufzüge im Einsatz habe, die je nach Schachtgröße variieren. Am Aufzug in Weiden-West sei ein Teil der Bremsanlage defekt. Die Technik würde nicht in Massen produziert, sondern extra angefertigt, was die lange Zeitspanne erkläre.

Wochenlange Suche nach dem Fehler

Das Unternehmen versprach aber, der Aufzug sei im Laufe der kommenden Woche wieder fahrbereit. Weil das am 23. Mai immer noch nicht der Fall war, hakte Diemer nach. Am 1. Juni erhielt er die Antwort, dass der Aufzug bis Ende der folgenden Woche instand gesetzt würde. Der Grund: Das benötigte Ersatzteil sei gerade erst geliefert worden. Bis zum 11. Juni hatte sich wieder nichts getan, Diemer schrieb die Bahn erneut an.

Doch der Aufzug blieb defekt. Auf Nachfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ begründet die Deutsche Bahn die Verzögerung. Von einer defekten Bremsanlage ist nun nicht mehr die Rede: „Die Ursachensuche war komplexer als zunächst angenommen“, sagt ein Sprecher der Bahn. „Bei der weiteren Suche wurde festgestellt, dass ein sogenannter Frequenzumrichter ausgetauscht werden muss. Der ist inzwischen bestellt, allerdings sind wir auf die Lieferzeiten des Herstellers angewiesen.“ Mit Blick darauf und die anschließende Montage gehe die Deutsche Bahn im Moment davon aus, dass der Aufzug Ende des Monats Juni wieder funktioniert.

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Für Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen oder anderweitig eingeschränkt bewegliche Fahrgäste steht ein Aufzug zur Verfügung - und der ist kaputt.

Selbst wenn das Unternehmen dieses Mal sein Versprechen hält, besänftigt das Bürger wie Thomas Diemer nicht. Es könne passieren, dass einmal etwas kaputt geht, kommentiert er, aber wenn in einem Fall, wo technische Vorrichtungen dringend benötigt werden, die Reparatur Monate dauere, offenbare das ein strukturelles Problem. „Da hat man entweder schlechte Verträge gemacht oder seine Lieferanten nicht im Griff“, vermutet Diemer.

Es könne nicht sein, dass die Suche nach der Ursache für den Defekt so kompliziert ist und man sie erst nach acht Wochen entdeckt. Der Hersteller müsse motiviert werden, den Fehler schneller zu beheben.

CDU fordert sofortige Lösung

Und auch CDU-Bezirksvertreterin Christiane Rittner, die lange in der Nähe der S-Bahnstation gewohnt hat, ärgert sich: „Der Aufzug zu dem Bahnsteig ist unverzichtbar, und zwar täglich. Auch wenn man Gepäck hat oder einfach nur untrainiert ist, ist es schon sehr beschwerlich, die vielen steilen Stufen zu bewältigen. Ich kann nicht glauben, dass nun vermutlich sogar die Bezirksvertretung tätig werden muss, damit etwas geschieht.“ Es müsse sofort eine Lösung her. Wenn Reparaturen so lange dauerten, benötige man einen zweiten Aufzug. Nun wird die defekte Anlage am S-Bahnhof Weiden-West in der Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal, am Montag, 2. Juli, 16 Uhr, Thema sein.

Christiane Rittner und Marliese Berthmann von der CDU-Fraktion möchten, dass das Stadtteilparlament die Deutsche Bahn per Beschluss bittet, für permanent funktionsfähige Aufzüge an der S-Bahnhaltestelle Weiden-West zu sorgen und im Zuge dessen die Einrichtung einer zweiten Aufzuganlage zu prüfen.

Viele Pendler

S-Bahn-Haltestelle Weiden-West: Hier können Fahrgäste der KVB-Linie 1 und der Buslinie 965 in die S-Bahn-Linien 12 und 13, 19 umsteigen und umgekehrt.

Ein Park-and-Ride-Platz mit 678 Stellplätzen steht in Weiden-West für Autos zur Verfügung. Die Haltestelle ist von Pendlern stark frequentiert. An Werktagen liegt die Zahl der täglichen Ein- und Aussteiger bei durchschnittlich 3800. (se)

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