Verkehr in Köln-WeidenAutofahrer kämpfen um Flächen auf P&R-Parkplatz

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Bereits am frühen Morgen ist der Parkplatz in Weiden-West lückenlos gefüllt. 

  • Der Park-and-Ride-Platz Weiden-West ist viel zu klein - Die längst versprochene Erweiterung bleibt aus

Weiden – Der frühe Vogel fängt den Wurm. Das Sprichwort gilt besonders für Autofahrer im Kölner Westen - jedenfalls wenn sie in Weiden-West auf der Suche nach einem Parkplatz sind. Wer vor den westlichen Toren der Stadt wohnt, kennt die Situation, wie Günter Bartels. „Wer um acht Uhr am Park-and-Ride-Platz Weiden-West ist, kommt schon zu spät", sagt er.

Dann sind bereits alle Pkw-Stellplätze besetzt. In vielen Farben leuchtet lackiertes Blech dann in der Sonne, lückenlos. Die geschlossene Metallfront zwingt Parkplatzsuchende dazu, mit dem Pkw in die Innenstadt weiterzufahren - statt mit der Bahn.

Frühaufsteher belegen Plätze

Die Stellplätze auf dem "Park-and-Ride-Platz" an der Endstation der Stadtbahn-Linie 1 sollen den Menschen, die außerhalb Kölns wohnen, ermöglichen, dort ihr Auto abzustellen und mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum zur Arbeit oder zum Einkaufen zu fahren. Nutzen können dies allerdings nur noch Frühaufsteher.

Das Problem ist seit Jahren bekannt. Weil sehr viele Autofahrer keinen Parkplatz mehr finden, hat der Stadtrat auf Initiative der Bezirksvertretung Lindenthal bereits 2015 beschlossen, dass auf dem bisherigen Parkplatz eine Palette mit weiteren 570 Stellplätzen errichtet werden soll.

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Christiane Rittner und Günter Bartels an der Endhaltestelle der KVB-Linie 1 

Geschehen ist bis heute nicht viel. Baubeginn sollte 2017 sein. Enttäuschte Bürger wie Günter Bartels fragen sich mittlerweile, wo die versprochenen Zusatzparkplätze bleiben. Vergangenes Jahr fragte die Bezirksvertretung Lindenthal erneut nach, wie lange die Leute im Westen denn auf die Parkpalette warten müssten. Die Antwort: Der Ausbau der Park-and-Ride-Anlage sei auf die Kölner Verkehrs-Betriebe übertragen worden, mit einer Eröffnung sei im Idealfall im Laufe des Jahres 2020/21 zu rechnen.

Bezirkspolitiker schlagen Alarm

Die Situation halten einige Bezirkpolitiker für nicht tragbar. „Da reden alle von der Verkehrsbelastung in der Innenstadt und der Luftverschmutzung und dann ermöglicht man den Menschen nicht, ihr Auto stehen zu lassen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt zu fahren", kritisiert Christiane Rittner von der CDU-Fraktion der Bezirksvertretung Lindenthal, auf deren Initiative die Anfrage beschlossen worden war.

„Was hinter den Stadtgrenzen geschieht, interessiert in Köln leider niemanden. Dabei wohnen in Pulheim weit mehr als 50 000 Menschen." Vor allem Familien zögen dorthin, weil sie in Köln keine Wohnung mehr finden und pendelten regelmäßig zur Arbeit. Den Berufsverkehr über die Aachener Straße in die Innenstadt empfinden viele als Zumutung.

Bürgervereine der anliegenden Viertel wie Junkersdorf und Müngersdorf beschweren sich zunehmend über den Schleichverkehr, der sich Ausweichrouten durch ihre Straßen sucht. Für Rittner besteht dringender Handlungsbedarf. "Die geplanten 570 Stellplätze reichen eigentlich schon gar nicht mehr aus", so die Politikerin. Wenn der Bau so lange auf sich warten lasse, müssten eben Ersatzflächen an der Endhaltestelle gefunden werden. Rittner wohnt selbst in Pulheim und kennt die Situation in Weiden-West.

Mehr Parkfläche gefordert

„Auf der anderen Seite der Endstation der Linie 1 ist noch ein Acker frei. Da könnte man eine weitere Parkfläche einrichten", schlägt sie vor. Um auf das Areal zu gelangen, müssten Pkw-Fahrer von der Stadtauswärts-Spur der Aachener Straße rechts abbiegen. Die meisten Nutzer kämen jedoch aus der entgegengesetzten Richtung. "Damit sie nicht auf der Aachener Straße wenden, könnte man die Schienen ein wenig stadteinwärts verlegen und den bestehenden Parkplatz um die Fläche erweitern", überlegt Rittner. Dann wäre auch dieses Areal über die bestehende Auffahrt zu erreichen.

Günter Bartels hat ebenfalls eine Idee: "Man könnte doch auch die Sträucher zwischen Parkplatz und S-Bahn-Station beseitigen. Da wäre Platz für eine weitere Parkfläche, eventuell auch für die Parkpalette", so der Nutzer. Sie könnte in Höhe der S-Bahn-Station gebaut werden. Die wäre dann direkt von der Parkpalette zugänglich. Die genannte Fläche würde derzeit vor allem als Müllabladeplatz benutzt. Die Palette auf dem bisherigen Parkplatz zu errichten, wie eigentlich geplant, halten beide für keine gute Idee. "Da hat man nun 100 Bäume gepflanzt. Die müsste man ja alle wieder fällen", so Rittner.

Doch die Kölner Verkehrs-Betriebe, die mit der Planung und dem Bau der Parkpalette betraut sind, sehen in den Vorschlägen keine Alternative. "Die Fläche jenseits der KVB-Haltestelle und zwischen dem Parkplatz und dem Bahndamm gehört uns nicht", sagt Gudrun Meyer, Pressesprecherin der Kölner Verkehrs-Betriebe. "Wenn wir erst Genehmigungen einholen müssen, dort einen Parkplatz zu errichten, beziehungsweise das jeweilige Gelände erst kaufen oder pachten müssen, dauert es viel länger, als die Parkpalette zu bauen." Außerdem würde dadurch wieder mehr Fläche versiegelt. Die bereits gepflanzten Bäume seien noch so klein, dass man sie gegebenenfalls umpflanzen kann.

Die Stadtverwaltung sieht ebenfalls keine Möglichkeiten, weitere Areale an der Endhaltestelle in Parkplätze umzuwandeln. Die Bezirkspolitiker hatten sie 2016 aufgefordert - zumindest als schnelle Zwischenlösung - eine Zusatzfläche an der Endhaltestelle als Parkplatz zur Verfügung stellen. Die Verwaltung erteilte ihnen eine abschlägige Antwort: Bei den Flächen im nahen Umfeld, die der Stadt Köln gehörten, handele es sich teilweise um Flächen, die als Ausgleich für andere Bauvorhaben dienen, hieß es in einer Mitteilung. Sie als Parkflächen zu nutzen, sei mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden. Daneben müssten die Flächen von den Festsetzungen des Landschaftsplanes befreit werden, gegebenenfalls müsste sogar ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Die Grünflächen müssten befestigt, versiegelt und beleuchtet werden, um die Verkehrssicherungspflicht zu erfüllen.

Inwieweit die Stadt geprüft hat, ob sie andere Flächen, die ihr oder der KVB nicht gehören, erwerben kann, geht aus der Antwort nicht hervor. Danach ist allerdings schon der Umbau von eigenen Flächen zu kompliziert.

Derweil haben viele Autofahrer selbst die Initiative ergriffen: Eine Wildparker-Guerilla hat die Wiese mit Sträuchern hinter dem Bahndamm besetzt und einen schlammigen Notparkplatz geschaffen.

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