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Aufforderung zum AufenthaltAusstellung „Bleibe“ von Ingrid Bahss und Christian Ulrich in Sülzer Studio

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Fotografin Ingrid Bahss erarbeitete mit Maler und Zeichner Christian Ulrich Motive zum Leitgedanken „Bleibe“.

Fotografin Ingrid Bahss erarbeitete mit Maler und Zeichner Christian Ulrich Motive zum Leitgedanken „Bleibe“.

Das 68elf-studio in Sülz zeigt in „Parallele Prozesse“ Werke der Kölner Künstlerin Ingrid Bahss und ihrem Berliner Kollegen Christian Ulrich.

Eine Unterkunft schließt das Verweilen dort nicht aus – sagt jedoch nichts über Ausstattung oder die Stimmung der Gäste aus. So auch in der Gemeinschaftsausstellung „Bleibe“ von Fotografin Ingrid Bahss und Maler/Zeichner Christian Ulrich. Die Kölner Künstlerin und ihr Berliner Kollege erarbeiteten im Rahmen der Kunstreihe „Parallele Prozesse“ über mehrere Monate 33 neue Exponate für eine sehenswerte Projektschau im 68elf-studio.

In einer Schwarz-Weiß-Ästhetik „fordert“ Bahss dabei ihren Co-Aussteller mit Motiven heraus, die scheinbar in Einsamkeit, Verfall, Erinnerung, Untergang und Sehnsucht als Schattenwesen verharren. Darauf antwortet Ulrich mit einem Arsenal an sensiblen Tusche-Skizzen, groben Acryl-Malereien sowie dunkelfarbigen Aquarellen. Sowohl Bahss als auch Ulrich setzen ihre Menschen in Räumen aus, die nicht einladend wirken und dennoch Zuflucht bieten könnten.

Beobachtungen im Verborgenen

Keller, Kammern, vielleicht auch Speicher bilden hier den Grundriss für gesichtslose Phantome, im milchigen Nebel vorbeihuschende Geister, dunkle Gestalten oder vergessene Bildnisse, die einst an Kindheit und Verliebtheiten erinnerten. Vielleicht sind es auch einfach nur unscheinbare, kaum bemerkte Hausmitbewohner, die wie Maulwürfe zögerliche Momente an der Oberfläche des Lebens wagen, um ein wenig Sonnenlicht aufzunehmen und schließlich wieder im Bau unterzutauchen. Dort regieren Kühle, Nacktheit, das ungeschönte Dasein.

Bahss, die sich auch dokumentarisch mit den Themen Armut und Obdachlosigkeit auseinandersetzt, nähert sich mit ihrer Kamera ebenso wie Ulrich mit Pinsel und Stift einem Trieb des Menschen: Der Angst. Verlust, Ablehnung, Unverständnis, das beschädigte Ich flackern im 68elf-studio wie eine defekte Taschenlampe auf, beleuchten und verbergen eine seltsame Existenz auf einer unbegreiflichen Welt im Sekundentakt.

Wer seinen Weg in diese Bleibe findet, sollte Zeit mitbringen – denn hier verweilt sie in melancholischer Hingabe an eine Vergangenheit, die bis in eine mögliche Zukunft reicht. Die Ausstellung ist während der gesamten Laufzeit vor Ort von außen einsehbar.


„Bleibe“, Ingrid Bahss und Christian Ulrich, bis 25. Oktober, 68elf-studio, Gottesweg 102, 50939 Köln, Öffnungszeiten: Samstag 15 bis 18 Uhr (außer am 18. Oktober) sowie nach Vereinbarung, Telefon: 0172 1092526, www.68elf.de