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Kommentar

Straßenzoff in Köln-Sülz
„Lieber Lastenradfahrer“ – Was dir ein Autofahrer mal sagen muss

Ein Kommentar von
2 min
Ein Lastenrad parkt auf der Severinstraße.

Ein Lastenrad ist auf der Severinstraße abgestellt.

Weihnachten ist das Fest der Liebe. So weit muss es im Kölner Straßenverkehr natürlich nicht kommen. Aber unser Autor möchte sich zumindest aussöhnen.

Lieber Lastenradfahrer aus Sülz, wir kennen uns. Und ich weiß, dass du mich nicht magst. Das hast du mir erst letzte Woche unmissverständlich und auch akustisch klargemacht, als du auf mein Autodach gehämmert hast. Du warst wütend, dass du mit deinem elektrischen Gefährt nicht rechts auf dem Fahrradstreifen an mir vorbeikamst, um dich vor mich an die rote Ampel auf der Rhöndorfer Straße zu schlängeln.

Dann hast du „Penner“ gerufen, und ich gebe zu, dass ich das in diesem Moment so nicht stehen lassen wollte. Man könnte auch sagen, dass ich so heftig Puls bekommen habe, dass ich nicht nur auf die Hupe gehauen habe. Ich habe das Fenster runtergefahren und dir Worte mit auf den Weg gegeben, die jetzt nicht nach Wiederholung schreien.

Köln: Konflikte im Straßenverkehr

Mann, ey, war ich sauer. Schließlich ist es ja nicht das erste Mal, dass wir aneinandergeraten. Neulich musste ich auf dem Gottesweg rechts ranfahren – weil jemand vor mir aus der Parklücke fuhr. Du kamst von hinten. Und hast wieder auf mein Dach gehämmert.

Vielleicht hast du gar nicht mitbekommen, was vor mir war. Das gilt auch für unser Wortgefecht an der Rhöndorfer: Den Sattelschlepper hast du sicherlich nicht mehr gesehen, der an der Ampel nicht um die Ecke kam. Nur deshalb bin ich auf den Fahrradstreifen ausgewichen. Die Straße ist einfach zu eng für Lkw, Auto und Lastenrad nebeneinander.

Wahrscheinlich bin ich für dich der Inbegriff der BMW fahrenden Umwelt-Sau im so lebenswerten Sülz, wo Lastenräder zum Standard gehören wie Brötchen-Lieferdienste im Hahnwald. Aber weißt du was, du weißt eigentlich gar nichts von mir – und ich nicht von dir. Daher lade ich dich auf einen Kaffee ein, wenn wir uns das nächste Mal begegnen. Vielleicht bin ich dann Fußgänger, oder selbst mit dem Fahrrad unterwegs. Daher weiß ich, wie anstrengend es im Kölner Verkehr zugehen kann.

Vielleicht verstehen wir uns sogar, wenn wir uns mal vernünftig unterhalten. Und stellen fest, dass jeder und jede Rücksicht nehmen muss, wenn auf engem Raum sehr viele Menschen unterwegs sind – ob auf zwei Beinen oder auf zwei, drei oder vier Rädern. Ich sehe schon jetzt die Schlagzeile: „Der Frieden von Sülz – Lastenrad- und Autofahrer versöhnen sich.“