Ultimate FrisbeeIn Müngersdorf fliegen Sportler nicht nur zum sportlichen Sieg

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Auf den Stadion-Vorwiesen duellierten sich die Mannschaften.

Auf den Stadion-Vorwiesen duellierten sich die Mannschaften.

Köln-Müngersdorf – Ausnahmsweise haben die Fußbälle in Müngersdorf Pause, viel los ist auf den Vorwiesen des Stadions trotzdem. Hoch über das Grün fliegen die Scheiben, denen die Sportler auf acht Feldern hinterherhetzen. Der rasante Mannschaftssport – jeweils sieben Spieler stehen sich gegenüber – kommt ohne Schiedsrichter aus, für die Einhaltung des Fair Play sind die Sportler allein verantwortlich.

Ultimate Frisbee heißt die Disziplin, Disc Days Cologne das Turnier, das der ASV Köln, neben dem Stadion am Olympiaweg beheimatet, zum zwölften Mal ausrichtet.

Mehr Bewerber als Plätze

Nach jedem Spiel kommen die Spieler beider Mannschaft in einem großen Kreis, dem sogenannten „Spirit Circle“, zusammen und reflektieren gemeinsam: Was ist gut gelaufen, was nicht?

War die andere Mannschaft fair im Spiel? War die eigene Mannschaft fair? „Das gehört zum Herz des Ultimate Frisbee“, sagt Mitorganisatorin Judith Mader. Und die „Spirit Circles“ sind nur ein Teil des besonderen Umgangs der Konkurrenten miteinander. Nach jedem Turnier füllt jedes Team ein „Spirit Sheet“ aus, in dem die Spieler das andere Team und sich selbst nach bestimmten Punkten bewerten und auch über die eigene Rolle nachdenken. Ob man sich zum Beispiel hat herunterziehen lassen, wenn es mal nicht so gut lief.

„Kein Team soll sich nach einer Niederlage schlecht fühlen oder die Gewinner sich über die Verlierer stellen“, erklärt Mader, was den Sport, der teilweise an American Football erinnert, von anderen abhebt.

Bei den Disc Days gibt es daher nicht nur die Turniersieger, sondern auch die Spirit-Sieger.

Wer in dieser Disziplin gut abschneidet, darf sich bessere Chancen auf eine Turnierteilnahme ausrechnen, sagt Mader, Denn Bewerber gebe es immer mehr als Plätze. „Wir hatten auch schon mal ein Team mit schlechten Spirit-Werten, das sich bei uns beworben hat – die haben dann direkt angeboten, etwas in der Organisation zu übernehmen“, sagt Mader lachend.

Im ASV-Stadion findet gerade ein Spiel der Damen statt, Barcelona gegen Berlin, es wird live kommentiert, ein Internet-TV-Sender überträgt den Wettkampf. Hinter dem Spielfeld, noch auf dem Rasen, stehen dicht an dicht Zelte. Viele der 550 Spieler und Helfer übernachten hier. Je 16 Frauen- und Herrenteams nehmen an den Disc Days teil, bei den Frauen kommen acht aus Deutschland, bei den Männern elf. „Wir sind das gewohnt, viel zu reisen und zu zelten oder in Hallen zu schlafen“, sagt Judith Mader, die am Spielfeldrand neben Getränkekisten steht und Informationsquelle für Fragen aller Art ist.

Reggae-Musik aus Lautsprechern

Nicht weit entfernt spielen zwei Turnierteilnehmer Tischtennis, aus den Lautsprechern kommt Reggae-Musik. Die Spieler schätzen die betont lockere Atmosphäre des Kölner Turniers. Suzanne Delwel vom Team Amsterdam Ultimate Club ist zum dritten Mal bei den Disc Days und findet: „Die Spiele haben genau das richtige Level. Es gibt einen großen Wettkampfgeist, aber eben auch eine nette und faire Atmosphäre.“ Es sei eben kein Turnier, das sich ausschließlich an der Leistung orientiere. Das Amsterdamer Frauenteam ist mit 16 Teilnehmerinnen angereist. „Das war ja lange Zeit ein Sport, der mehr von Männern ausgeübt wurde. Das merkt man auch an den vielen Frauen-Teams hier, dass sich das geändert hat,“ sagt Delwels Mannschaftskollegin Andrea Ganz.

Auch wenn die Finalspiele am Sonntag früh beginnen: Sport ist nicht alles an diesem Wochenende in Müngersdorf, so ist das eben beim Ultimate Frisbee. Am Samstagabend rollen die Foodtrucks an nach dem gemeinsamen Abendessen gibt es ein Konzert, anschließend im Zelt eine Party.

Trotz aller Lockerheit sind die Disc Days ein Großereignis, das viel Organisation erfordert. Judith Mader verzichtet deshalb sogar darauf, für ihre Mannschaft „U de Cologne“ mitzuspielen. Das würde bedeuten, bei beidem nur halb dabei zu sein, sagt sie.

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