Wohnen, Arbeiten und KitaPetershof in Köln-Müngersdorf könnte soziales Zentrum werden

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Der Petershof soll saniert werden. Hinter den Backsteinmauern soll bald wieder richtig was los sein.

Der Petershof soll saniert werden. Hinter den Backsteinmauern soll bald wieder richtig was los sein.

Köln-Müngersdorf – Nicht nur Kinder fragen ungeduldig, wie lange sie noch warten müssen, wenn Sie sich auf etwas besonders freuen. Auch Politiker tun das gerne.

So hat die Bezirksvertretung Lindenthal gerade bei der Stadtverwaltung nachgehakt, wie weit fortgeschritten die Sanierungspläne für den Petershof in Müngersdorf sind.

Raum für öffentliche Nutzung

Schließlich wartet das ganze Viertel sehnlichst darauf, dass der schöne alte Vierkanthof zu neuem Leben erwacht – besonders seitdem Anfang vergangenen Jahres die Stadt die Bürger zu drei Werkstätten eingeladen hatte, bei denen sie mit Unterstützung des Hamburger Planungsbüros Luchterhandt eigene Ideen beisteuern konnten.

Auf der Basis der Bürgerwünsche hatte Luchterhandt zwei Konzepte entwickelt, von denen die Bürger schließlich eines favorisierten: Danach soll auf jeden Fall wieder eine Kindertagesstätte im Petershof beheimatet sein, so wie es auch bis 2015 der Fall war.

Damals musste die dort ansässige Kita zum großen Bedauern der Eltern den maroden Hof Hals über Kopf verlassen. Zusätzlich soll Wohnen und Arbeiten im Petershof möglich sein, aber auch Gewerbe dort seinen Platz haben. Zudem soll Raum für öffentliche Nutzungen entstehen.

Der Gutshof ist seit einigen Jahren geschlossen.

Der Gutshof ist seit einigen Jahren geschlossen.

Das Wohnangebot sollte etwa die Hälfte der insgesamt verfügbaren Fläche von rund 3500 Quadratmetern im Petershof ausmachen. Im zweiten Konzept überwog die öffentliche Nutzung des Petershofes. Die Bürger bevorzugten im Rahmen der Werkstätten aber letztendlich die erste Alternative und somit eine größeren Wohnnutzung.

Dieses Ergebnis setzt die Verwaltung laut ihrer Mitteilung an die Bezirksvertretung derzeit wie folgt um: Sie bewertet den Gebäudebestand, errechnet die Kosten der Sanierung, entwickelt einen Plan für die Finanzierung und einen Zeitplan.

„Auch im weiteren Planungsprozess sollen die künftigen Nutzer und die Nachbarschaft weitgehend beteiligt und informiert werden“, betont die Gebäudewirtschaft.

Es sei nach wie vor auch Ziel, dass der Petershof dem Stadtteil Müngersdorf offensteht und ein breites öffentliches und kulturelles Angebot bietet. Für die Frage, wie sich das alles auf der Basis des entwickelten Nutzungskonzepts erreichen ließe, seien zwei Entwicklungsvarianten denkbar.

Zunächst käme ein Investorenmodell in Betracht, in dessen Rahmen ein konzeptgebundener Investorenwettbewerb veranstaltet würde. Dabei würde das beste Konzept den Zuschlag erhalten und nicht derjenige, der das lukrativste Angebot macht.

„Der Petershof bleibt aber auch dann im Besitz der Stadt Köln“, betont die Gebäudewirtschaft in ihrer Mitteilung. Mit dem Investor oder den Investoren würde ein Erbpachtvertrag abgeschlossen.

Die zweite Alternative wäre ein Bürgerzentrumsmodell, inklusive Wohnen, Arbeiten und Kindertagesstätte. Dieses Modell hat laut Auskunft der Stadt seine Vorzüge: „Dabei kann der Petershof in Zusammenarbeit mit dem Bahnhof Belvedere die Funktion eines Bürgerzentrums für den Stadtbezirk Lindenthal übernehmen“, heißt es in der Mitteilung.

„Der Petershof würde dann zum sozialen Treffpunkt im Stadtteilzentrum, im Bahnhof Belvedere würden kulturelle Veranstaltungen stattfinden.“

Um das Vorhaben umzusetzen, müsste der Petershof an das Liegenschaftsamt übertragen werden und der Umbau in städtischer Trägerschaft stattfinden.

Aufgrund der anvisierten unterschiedlichen Nutzungen, auch als Wohngebäude, Büros und Kindergarten müsste das Ganze eine genossenschaftliche Form erhalten, die sowohl den Wohnbereich verwaltet, als auch den Bereich, in dem Gewerbe angesiedelt und der an externe Mieter vergeben wird. Die Bewohner des Petershofs würden dann Genossenschaftsmitglieder.

Die Stadt hat bereits eine Lieblingslösung: „Die Gebäudewirtschaft bevorzugt das Bürgerzentrumsmodell“, teilt die städtische Dienststelle mit. 

Zur Geschichte des Petershofs in Köln-Müngersdorf

Der Petershof ist einer der wenigen erhaltenen Vierkanthöfe in Köln. Er wurde 1896 als Nachfolgeanlage des älteren Petershofs errichtet, der an der Wendelinstraße 67 lag. Wohl schon im Jahr 1262 kam dieser Hof durch Schenkung in den Besitz des Kölner Apostelnstifts.

Im Jahr 1820 wurde er Privateigentum. Der neue Petershof bestimmte mit anderen Gehöften die bäuerliche Prägung von Müngersdorf. Nachdem die Landwirtschaft eingestellt wurde, bewohnten ihn Gewerbetreibende. Im Krieg waren dort Gefangene untergebracht. Danach diente er als Volksschule, anschließend als Kindergarten. 

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