Männer vor GerichtBande verkauft Drogen in Köln – Vater macht sich schwere Vorwürfe

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Das Kölner Justizgebäude an der Luxemburger Straße.

Köln – Seit Februar 2019 ermittelten Zollfahnder aus Essen im Auftrag der Kölner Staatsanwaltschaft gegen eine deutsch-türkisch-niederländische Bande wegen des Verdachts, regelmäßig große Mengen Marihuana aus den Niederlanden per Kurier nach Deutschland zu schmuggeln und im Raum Köln zu verkaufen. Am 29. Februar 2020 durchsuchten Beamte insgesamt neun Objekte in Köln, Hilchenbach und Waalwijk in den Niederlanden; sieben Verdächtige wurden festgenommen. Am Mittwoch hat vor dem Kölner Landgericht der Prozess gegen sechs Männer zwischen 22 und 47 Jahren begonnen, die der Bande zugerechnet werden.

Ihnen wird vorgeworfen, in unterschiedlicher Tatbeteiligung, die sich bei zwei Angeklagten auf Beihilfe beschränkt, spätestens seit Mai 2019 wiederholt Marihuana „im zweistelligen Kilogrammbereich“ nach Deutschland eingeführt und damit gehandelt zu haben.

Der älteste Angeklagte, Oktay G. (Name geändert), legte über seinen Verteidiger ein Geständnis ab: „Die Vorwürfe werden im Wesentlichen eingeräumt.“ Der 47-Jährige habe sich erneut „in Schuld verstrickt“. Im Dezember 2017 war G. vom Kölner Amtsgericht wegen Beihilfe zur Einfuhr von Drogen zu 16 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Danach habe er die Finger von illegalen Geschäften lassen wollen, sagte sein Anwalt.

Oktay G. fungierte als Ermittler

Doch Anfang 2019 sei Oktay G. durch den Verlust seiner Arbeit als Auslieferungsfahrer in eine „problematische finanzielle und berufliche Situation geraten“ und habe sich deshalb darauf eingelassen, bei dem Drogenhandel als „Vermittler“ zu fungieren. In der Anklage heißt es, er und ein Mitangeklagter hätten Kontakt zu den niederländischen Lieferanten gehalten sowie „Qualität und Menge“ der Drogen bestimmt.

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Transportiert wurde das Rauschgift von Kurieren, die mit Abschleppwagen kamen; denn zur Tarnung war offizieller Zweck der Fahrt, in Köln bei Unfällen beschädigte Autos aufzuladen und zu einer Werkstatt in den Niederlanden zu bringen. In erster Linie ging es jedoch darum, das Marihuana zu übergeben. Für seine Dienste will Oktay G. pro Lieferung 1000 bis 1500 Euro Provision bekommen haben. Sein Mandant sei „nicht direkt am Handel beteiligt“ gewesen, betonte der Anwalt; dabei lasse sich die Vermittlerrolle nicht scharf abgrenzen.

Sohn von Oktay G. machte mit

Der Vorsitzende Richter merkte an, es dränge sich der Eindruck auf, dass Oktay G. „das Sagen hatte“ und zunächst der Käufer gewesen sei, während zwei Mitbeschuldigte die Drogen übernommen hätten und für den Vertrieb zuständig waren.

Seinen Verteidiger ließ der Angeklagte erklären, er mache sich schwerste Vorwürfe, seinen mitangeklagten Sohn „hineingezogen" zu haben. Er habe seine Stellung als Vater und die Gutmütigkeit des 22-Jährigen ausgenutzt. Der Sohn sei nicht über Details unterrichtet gewesen, habe nur Anweisungen ausgeführt und Nachrichten überbracht. Zur Last gelegt wird ihm allerdings auch, er sei daran beteiligt gewesen, dass die konspirativen Treffen mit den Kurieren zustande kamen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.

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