Nach 25 JahrenKöln-Marathon läuft unter neuem Namen

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Faszination Köln-Marathon, hier im strömenden Regen auf den Ringen

Köln – Nach 25 Jahren wechselt der Kölner Verein für Marathon seinen Namen. Auch die GmbH wird umbenannt. Über die Gründe und die Perspektiven nach der Corona-Pandemie sprechen der Vereinsvorsitzende Berthold Schmitt und der Geschäftsführer Markus Frisch im Interview.

Der Kölner Verein für Marathon wird zum „Kölner AusdauerSport Verein“ - warum der neue Name?

Berthold Schmitt: Unser Portfolio ist deutlich größer geworden. Wir sind nicht mehr nur der Marathon, sondern haben ja auch den Köln-Triathlon und das Radrennen „Rund um Köln“ übernommen. Wir hatten eine lange Diskussion im Vorstand des Marathon-Vereins über den neuen Namen mit zum Teil abenteuerlichen Ideen. „Kölner AusdauerSport Verein“ war die verträglichste kürzeste Form, die alle drei Sportarten umfasst.

Haben Sie keine Sorge, dass die Kernmarke Köln-Marathon darunter leiden könnte?

Markus Frisch: Nein. Unter der neuen Dachmarke werden die drei Veranstaltungen komplett eigenständig bleiben, auch beim Auftritt und in der Vermarktung.

Schmitt: Es wird auch kein neues Logo geben, das die drei Sportarten abbildet. Der Marathon bleibt der Marathon, der Triathlon bleibt der Triathlon. Und es macht auch keinen Sinn, den Radklassiker wie „Rund um Köln“ zu verändern. Das wäre eher kontraproduktiv.

Frisch: Wir haben drei Marken. „Rund um Köln“ ist natürlich dank Arthur Tabat längst eine Kultveranstaltung und 114 Jahre alt. Der Marathon ist etabliert, der Triathlon im Vergleich zu den anderen Marken relativ neu.

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Drei Veranstaltungen unter einem Dach: Markus Frisch (l.) und Berthold Schmitt vom "Kölner AusdauerSport Verein"

Warum gibt es den Marathon-Verein überhaupt? Er hat 19 Mitglieder und keinerlei klassisches Vereinsleben. Warum reicht die GmbH nicht aus?

Frisch: Wir haben den Verein damals gegründet, weil wir sonst gar keinen Marathon hätten durchführen können. Als Läufer eine Bestzeit anerkannt zu bekommen, wäre 1997 ohne Verein nicht möglich gewesen, die GmbH hätte kein Mitglied im Leichtathletikverband Nordrhein werden können. Der Marathon wäre also keine offizielle Veranstaltung des Deutschen Leichtathletikverbands gewesen. Das ist heute natürlich anders.

Schmitt: Die Konstruktion mit Verein und GmbH wurde damals auch von der Stadt bevorzugt. Weil man einen eingetragenen Verein leichter unterstützen kann als eine GmbH, die wirtschaftlich orientiert sein muss. Diese Aufteilung kam uns in den zwei Jahren der Corona-Pandemie zugute, weil keiner den Eindruck haben konnte, dass wir eine Gewinnabsicht verfolgen. Wir sind eine GmbH, deren Gesellschafter der eingetragene Verein ist. Im Grunde ist der Verein nichts anderes als ein Kontrollorgan, hat also eine Art Aufsichtsratsfunktion.

Frisch: Die GmbH hat alle Corona-Hilfen bekommen. Der Verein natürlich nicht.

Der Verein hat aber von den Spenden der Teilnehmer profitiert.

Schmitt: Das stimmt. Dabei hat uns diese Konstruktion auch geholfen. Das waren in zwei Jahren rund 200.000 Euro. Das zeigt uns, wie tief die Verbundenheit der Läuferinnen und Läufer mit dem Marathon ist. Das ist auch ein Grund, warum die Sponsoren alle bei der Stange geblieben sind, obwohl es zwei Jahre keinen Marathon gab. Die haben gesagt: „Wir wollen dabeibleiben. Wir sehen die Perspektive.“ Mit unserer Bilanzsumme sind wir sehr zufrieden, obwohl so eine lange Durststrecke hinter uns liegt.

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Frisch: Man kann den Teilnehmern gar nicht genug danken. Die Kombination aus den Spenden, den Sponsoren und den staatlichen Hilfen hat uns gerettet.

Was kostet ein Marathon eigentlich?

Frisch: 2,1 Millionen Euro.

Wird der Marathon am 2. Oktober denn in jedem Fall stattfinden?

Schmitt: Wir ziehen das diesmal durch. Wir sind in der relativ komfortablen Situation, über 670.000 Euro Eigenkapital zu verfügen. Das ist etwa ein Drittel der Kosten einer Marathon-Veranstaltung.

Bisher lag die Marke in Köln mit allen Wettbewerben bei 25.000 Teilnehmern. Mit wie vielen kann man nach zwei Jahren Unterbrechung rechnen?

Schmitt: Man sieht auch an allen Marathonläufen, die bereits stattgefunden haben, dass alle deutlich geringere Teilnehmerzahlen haben als vor der Krise. Da müssen wir uns langsam wieder ran arbeiten.

Frisch: Wir haben derzeit deutlich weniger Anmeldungen als im Vergleichszeitraum 2019. Die Menschen warten einfach ab, sind zurückhaltender. Wir rechnen mit einem Minus von 30 Prozent. Da ist aber auch sehr viel Kaffeesatz-Leserei dabei.

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Rund um Köln ist das älteste heute noch in Deutschland ausgetragene Radrennen.

Warum?

Frisch: Während der Pandemie haben viele Menschen mit Laufen oder Radfahren angefangen. Ob die sich aber schon trauen, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen, können wir nicht einschätzen. Wir sehen das gerade bei „Rund um Köln“. Im Jedermann-Rennen als Einsteiger 70 Kilometer im 25er Schnitt zu fahren, ist nicht ohne. Aber immerhin haben wir schon 2900 Anmeldungen. Da sind wir fast schon auf dem Niveau von 2019. Bei dem schönen Wetter sind 400 Nachmeldungen durchaus realistisch. Für den Triathlon im September haben wir auch schon 1000 Anmeldungen.

Ein Verein organisiert drei Großveranstaltungen pro Jahr, die Massen bewegen. Was kann man daraus machen?

Schmitt: Marathon, Triathlon, Rund um Köln. Das ist ein flotter Dreier. Damit werben wir auch. Und damit sind wir beim Thema Sportstadt Köln. Wir wollen der Stadt zeigen, dass wir dieses Thema in die richtige Richtung bringen. Unser Ziel ist es, der Öffentlichkeit klarzumachen, dass wir ein großer Veranstalter sind.

Frisch: Jeden Euro, den wir verdienen, stecken wir in die Veranstaltungen und versuchen, Rücklagen zu bilden.

Sportstadt Köln – da hat es in den vergangenen Jahren viele Anläufe gegeben. Viel ist dabei nicht herausgekommen.

Schmitt: Die Zusammenarbeit mit der Stadt läuft nicht mehr so holprig wie früher. Wir erwarten, dass die Stadt bürokratische Hindernisse noch besser aus dem Weg räumt. Uns einfach grünes Licht gibt im Vertrauen darauf, dass wir Großveranstaltungen organisieren können. Das haben wir mit dem Marathon schließlich bewiesen. Die Stadt darf dann gerne damit werben: „Köln kann’s“. Es wäre wünschenswert, wenn die Stadt eine Ausfallbürgschaft für den Marathon zur Verfügung stellen würde.

Frisch: Der Marathon ist inzwischen absolut positiv besetzt. Die Beschwerden wegen der Verkehrseinschränkungen halten sich in Grenzen. Beim Triathlon ist die Stadt sogar auf uns zugekommen und hat darum gebeten, doch in die Innenstadt zu kommen. Das Ziel am Dom ist sehr attraktiv. Verwaltung und Ämter sind allen drei Veranstaltungen sehr positiv gegenüber eingestellt. Das haben wir uns mit dem Marathon hart erarbeitet.

Was sind die langfristigen Ziele?

Schmitt: Mit dem Marathon wollen wir auf Dauer wieder auf das Teilnehmerniveau vor der Pandemie erreichen.

Frisch: „Rund um Köln“ soll über die Jahre Stück für Stück wieder näher an die höchste Rennkategorie herangeführt werden. In Deutschland sind wir derzeit auf Rang vier.

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