1. Vorsitzender Prof .Dr. Müller-Wiedenhorn (links) und Stellvertreter Michael Münker
Copyright: Susanne Wächter
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Marienburg – Der Marienburger Sport Club (MSC) wird 100 Jahre alt. Eigentlich sollte das groß gefeiert werden, wäre da nicht die Corona-Pandemie. Dennoch laufen die Vorbereitungen hinter den Kulissen auf Hochtouren, denn gänzlich ohne Aufmerksamkeit soll der runde Geburtstag nicht über die Bühne gehen. So wird es eventuell Ende September einen kleinen Empfang geben, bis dahin ist auch eine druckfrische Vereinschronik geplant.
Athleten im Jahr 1923 - das Vereinslogo soll an die Türme des Doms erinnern.
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100 Jahre gebannt auf 200 Seiten, darauf sind die Club-Vorsitzenden Andreas Müller-Wiedenhorn und Michael Münker besonders stolz. Beide haben den Großteil ihrer Jugend als aktive Mitglieder im MSC verbracht – der eine als Hockey- und Tennisspieler, der andere brennt seit jeher nur für Tennis.
Flächen dringend gesucht
„Wir beide haben eine starke emotionale Bindung zum Verein und wollen ihn gemeinsam zukunftsfähig machen: Das Vereinsheim soll saniert werden, der Club weiter expandieren. Wir könnten ohne weiteres drei neue Tennisplätze gebrauchen und haben schon versucht, Flächen zu bekommen. Aber die Stadt zeigt sich wenig kooperativ“, sagt Müller-Wiedenhorn.
1920 wird der Marienburger Sportclub (MSC) als Fußball-, Schlagball- und Leichtathletik- Verein gegründet. Rudolf Dobermann (Weitsprung), Karl Jänisch (400m Hürden) und Hermann Lemperle (Zehnkampf) holen bei Deutschen Meisterschaften die ersten Medaillen nach Köln. Mit Max Langen kommt 1923 Tennis und mit Erich Kirberg Hockey hinzu. Aus dieser Zeit stammt das große M (angelehnt an die Domspitzen) im Clubabzeichen. Das erste Clubhaus entsteht 1928 am Heidekaul.
Erste internationale Tennisturniere veranstaltet der MSC ab 1947.
1981 bekommt der MSC eine neue Sportanlage am Forstbotanischen Garten mit 16 Tennisaußenplätzen, 4 Hallenplätzen, 1 Kunstrasen-Hockeyplatz und 1 Mehrzweckhalle, die auch von der Inklusiven Offenen Schule für den Sportunterricht genutzt wird.
Der Club zählt 1650 Mitglieder, davon 650 Kinder und Jugendliche. Der Jahresbeitrag für Erwachsene liegt bei 645 Euro. Hinzu kommt eine einmalige Aufnahmegebühr von 700 Euro.
Die Mitgliederbeiträge füllen die Kasse des MSC allein mit locker über einer halbe Million Euro jährlich. „Vor drei Jahren haben wir ein neues Sponsorenkonzept entwickelt, da kommt ein ansehnlicher Betrag hinzu“, sagt Michael Münker, der 1987 mit seiner Mannschaft den dritten Platz bei der Deutschen Tennismeisterschaft der Jungsenioren belegte.
Familienfreundlich statt elitär
Familienfreundlich möchte der Club sein und nicht nur als Dienstleister wahrgenommen werden: „Wir verstehen uns nicht als Fitnessstudio, in dem man seinen Obolus zahlt, trainiert und geht. Vielmehr wollen wir ein generationenübergreifender Club sein, für alle, die Spaß an Bewegung haben“, so der Vorsitzende. Der Erhalt und die Pflege der Anlage koste viel Geld, die Angestellten müssten entlohnt werden ebenso wie externe Profi-Spieler für die Spitzenmannschaften der Damen und Herren. Schließlich spielt die erste Tennis-Damenmannschaft in der Bundesliga – und da geht es darum, den Klassenerhalt zu schaffen.
Die Tennisherren
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Spektakuläre Sieger, die sich auch auf Bundesebene einen Namen gemacht haben, wie einst die Tennis-Profis Ursula Eilemann und Ernst Buchholz hat der MSC in den vergangenen Jahren eher selten hervorgebracht. Andreas Mies, der das Herren-Doppel bei den French Open 2019 gewann, hat zwar als Zwölfjähriger beim MSC gespielt und auch Oskar Otte, Deutscher Meister von 2015, startete im Club. Beide haben aber den MSC vor ihren großen Erfolgen verlassen – und zum KHTC Rot Weiß Köln gewechselt. „Natürlich ist das nicht schön, wenn Zöglinge den Verein wechseln, aber das ist wie beim FC Bayern München: Ruft der, sind die Spieler fort“, sagt Müller-Wiedenhorn.
Einsatz für den Behindertensport
Der MSC engagiert sich auch für Sportler mit Behinderungen, die Gold-Kraemer Stiftung hat einen festen Platz im Vereinsleben. Seit zehn Jahren finden auf der Clubanlage am Forstbotanischen Garten regelmäßig Tenniscamps und Turniere statt, an denen Sportler mit und ohne Behinderung teilnehmen. „Es ist faszinierend, welche großartigen Leistungen die Sportler im Rollstuhl erbringen. Wir haben mit Martijn Creeze einen Trainer, der sich da enorm reinkniet. Wir tragen nicht nur das Fähnchen des Sozialen vor uns her, wir engagieren uns auch wirklich“, betont der Vorsitzende. Im nächsten Jahr wird der Vorstand für die nächsten zwei Jahre neu gewählt. Da es im Verein in den vergangenen 100 Jahren noch nie Kampfkandidaturen gab, wird der alte Vorsitzende wahrscheinlich wieder der neue sein – es sei denn, es meldet eine Frau Interesse an. Das wäre ein Novum, denn eine Frau an der Vereinsspitze gab es in der Geschichte des MSC noch nie – und wäre bei der großen 100-Jahr-Party, die nächstes Jahr nachgeholt werden soll, sicherlich das Gesprächsthema Nummer eins.