Der ADAC spricht von einer kritischen Lage an den Autobahn-Rastanlagen in NRW.
Eine Nacht an NRW-RaststättenMehr als 500 Verstöße – Lkw-Fahrer verzweifeln an der Parkplatzsuche

Volle Lkw-Parkplätze an der Raststätte „Ohligser Heide West“ in Richtung Köln an der A 3 bei Solingen.
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Für Lkw-Fahrer ist die Suche nach einem freien Parkplatz auf den Autobahn-Raststätten in NRW besonders kritisch. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC nach einer aktuellen Erhebung auf 100 Rastanlagen und nicht bewirtschafteten Parkplätzen in Deutschland, darunter 21 in NRW.
Zu drei Uhrzeiten (22, 23 und 0 Uhr) verzeichneten die Tester auf den Parkplätzen an den NRW-Autobahnen 1, 2, 3, 4, 45 und 61 an 14 der 21 Anlagen insgesamt 518 Parkverstöße, davon 349 leichte, 123 mittlere und 46 schwere Vergehen.
Auf der Raststätte „Lichtendorf Nord“ an der A 1 bei Schwerte standen im Durchschnitt acht Lkw in der Ein- und Ausfahrt oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn. Sieben waren es auf dem Parkplatz „Tecklenburger Land“ an der A 1 bei Lengerich, jeweils fünf auf der Anlage „Siegburg West“ an der A 3 zwischen Köln und Frankfurt und auf dem Rastplatz „Stindertal West“ bei Erkrath ebenfalls an der A 3 zwischen Oberhausen und Köln.
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NRW-Raststätten: Viele Lkw auf verbotenen Flächen geparkt
Auf 19 von 21 Rastanlagen (90 Prozent) in NRW fand der ADAC Fahrzeuge auf nicht für sie zugelassenen Parkflächen oder im absoluten Halteverbot. Negative Spitzenreiter waren die Anlagen „Lipperland Nord“ an der A2 (19 zeitgleiche Verstöße im Schnitt) und „Rhynern Süd“ (16) bei Hamm (A2, Dortmund - Rheda-Wiedenbrück). Lkw, die außerhalb von markierten Parkflächen abgestellt wurden, registrierten die Tester auf 18 von 21 Anlagen (86 Prozent). Mehr als 30 dieser Verstöße zur gleichen Zeit gab es auf den Rastplätzen „Lipperland Nord“ (44), „Lichtendorf Nord“ (40), „Ohligser Heide West“ (32) bei Hilden (A3, Oberhausen - Köln) und „Ville West“ (21) bei Hürth (A1, Köln - Euskirchen).
Dass Lkw-Fahrer häufig falsch parken, liegt nicht an mangelnder Rücksicht, sondern ist oft Ausdruck purer Verzweiflung
„Dass Lkw-Fahrer häufig falsch parken, liegt nicht an mangelnder Rücksicht, sondern ist oft Ausdruck purer Verzweiflung, weil sie keinen Stellplatz finden und ihre vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten müssen“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold. Je länger die Parkplatzsuche dauert, umso mehr nimmt die Konzentrationsfähigkeit ab. Übermüdung sei neben zu geringem Abstand und Ablenkung eine Hauptursache von Lkw-Unfällen. „In den Ein- und Ausfahrten von Rastanlagen passieren immer wieder schreckliche Auffahrunfälle. Hier den Lkw illegal abzustellen, ist ein No-Go“, so Suthold.
Im Vergleich zur letzten ADAC-Erhebung 2022 haben sich die Werte sowohl für NRW als auch bundesweit kaum verbessert, obwohl sich die Zahl der Rastanlagen in NRW erhöht hat. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen sind seit 2018 bundesweit 4500 neue Stellplätze für Lkw entstanden, dennoch fehlen vor allem nachts weiterhin 20.000, davon 3600 in NRW.
ADAC fordert Parkleitsysteme für freie Plätze
Der ADAC fordert nicht nur den schnelleren Neubau von Rastanlagen. Kurzfristig machbar und preiswerter seien Parkleitsysteme, die den Fahrern in Echtzeit Informationen über freie Stellplätze liefern.
Seit Juli 2025 werden die Daten von rund 1000 Raststätten direkt aus dem Lkw-Mautsystem in die „Mobilithek“ des Bundes gesendet. Dort stehen sie interessierten Unternehmen zur Verfügung, etwa Anbietern von Navigations- oder Logistiksoftware, die die Daten in ihre Anwendungen integrieren können. Bis Mitte 2026 soll dieser Dienst für alle rund 1900 Rastanlagen des Bundes funktionieren.
Intelligente digitale Parksysteme auf den Rastanlagen könnten dazu beitragen, die vorhandenen Flächen durch das sogenannte Kolonnenparken von Lkw besser zu nutzen. Bisher gibt es in Deutschland fünf solcher Projekte. Bis 2030 sollen es 50 sein.

