Flüchtlingszahlen steigenNRW-Städte rüsten Turnhallen zu Notunterkünften um – Köln geht anderen Weg

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Blick in die ehemalige Notunterkunft am Kölner Südstadion, zu sehen sind weiße Hochbetten, abgetrennt mit weißen Vorhängen

Die ehemalige Notunterkunft am Kölner Südstadion, die mittlerweile abgebaut wurde.

Migrationsforscher sagen für den Winter steigende Zahlen von Geflüchteten aus der Ukraine voraus. Aus Platzmangel müssen viele Kommunen wohl wieder Turnhallen zweckentfremden. Köln geht einen anderen Weg.

Viele Städte und Kommunen in Nordrhein-Westfalen rechnen damit, in den kommenden drei Monaten erneut Schulturnhallen und ähnliche Einrichtungen umrüsten zu müssen, um Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen zu können. Das geht aus einer Umfrage des Städte- und Gemeindebundes hervor, die dem WDR-Magazin „Westpol“ vorliegt. Von 361 Mitgliedskommunen hatten sich 205 daran beteiligt – 105 gaben an, Turnhallen und vergleichbare Gebäude wie Bürgersäle oder Tennishallen aktivieren zu müssen, sollte die Zuwanderung auf gleichem Niveau bleiben. 45 tun dies bereits.

Hintergrund ist ein befürchteter Anstieg der Flüchtlingszahlen. Zum einen bricht der Winter herein, zum anderen will der russische Präsident Wladimir Putin mit vermehrten Angriffen auf die zivile Infrastruktur in ukrainischen Städten die Menschen dort zur Flucht zwingen.

Die Kommunen können nicht die von einzelnen Migrationsforschern prognostizierten Zahlen von 500.000 Menschen zusätzlich aufnehmen
alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund

„Die Landkreise stoßen insbesondere im Hinblick auf ihre Unterbringungskapazitäten an Grenzen“, sagte der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderte Bund und Länder dazu auf, Notunterkünfte vorzubereiten. „Die Kommunen können nicht die von einzelnen Migrationsforschern  prognostizierten Zahlen von 500.000 Menschen zusätzlich aufnehmen, zumal die Zahl der Asylerstanträge auch wieder steigt“, sagte Sprecher Alexander Handschuh. „Die Bundesregierung muss sich dringend gegenüber der Europäischen Kommission für eine solidarische europäische Lösung bei der Asyl- und Flüchtlingspolitik einsetzen.“

Turnhallen sollten eigentlich nicht mehr belegt werden, auch weil in der Coronazeit schon kaum Sportangebote in Schulen und Vereinen stattfinden konnten und zudem viele Turnhallen bereits  während der starken Flüchtlingsbewegungen 2015/2016 teils monatelang zweckentfremdet wurden.

Köln will Turnhallen nicht als Notunterkünfte nutzen

Die Stadt Köln indes hat am Sonntag noch einmal bekräftigt, Turnhallen in diesem Winter nicht als Notunterkünfte nutzen zu wollen. „Das ist nicht angedacht“, betonte ein Stadtsprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Suche nach „geeigneten Unterkünften“ laufe allerdings auf Hochtouren. Denn auch in Köln bereitet man sich auf steigende Flüchtlingszahlen vor.

Auch wenn die Zahlen den Sommer über moderat waren, zeichnete sich in den vergangenen Wochen ab, dass die vorhandenen Plätze nicht mehr ausreichen, „um der gesetzlichen Unterbringungsverpflichtung bei deutlich steigenden Zugangszahlen geflüchteter Menschen nachzukommen“, teilt die Stadt mit.

Container am Kölner Südstadion als Reservestandort

Am Südstadion wurden bereits Container aufgestellt, die knapp 500 Menschen Platz bieten können. Die Unterkunft soll voraussichtlich im Dezember als Reservestandort in Betrieb gehen. Ebenfalls will die Stadt – wie schon im Frühjahr – wieder eine Messehalle zur Unterbringung für bis zu 800 Geflüchtete herrichten.

Einzelheiten dazu will Kölns Sozialdezernent Harald Rau am Montag vorstellen.

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