Mehr Geldautomaten in NRW gesprengtMit „nur“ drei Attacken kam Köln glimpflich davon

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Ein stark beschädigtes Auto steht vor einer Bankfiliale, die durch eine Geldautomatensprengung verwüstet ist. Unbekannte hatten den Geldautomaten gesprengt. Anschließend flüchteten sie in einem dunklen Auto.

Verwüstete Bankfiliale (Archivbild) - die Zahl der Automatensprengungen hat 2022 wieder zugenommen. In Köln kam es zu drei Attacken auf die Geräte.

In Köln wurden in diesem Jahr „nur“ drei Automaten zerstört, der Rhein-Erft-Kreis war mit sieben Attacken oft betroffen. Insgesamt lag die Beute bei fast 5,5 Millionen Euro; Sachschäden durch Sprengstoff enorm.

Seit sieben Jahren jagt die Ermittlungskommission (EK) „Heat“ Automatensprenger in NRW. 2022 wurde es – passend zum englischen Namen der EK – wieder hitziger für die Fahnder: Die Explosionen wurden heftiger, Unbeteiligte wurden verletzt und die Zahl der Attacken auf Geldautomaten stieg: Bis Dienstag zählte das Landeskriminalamt 169 dieser Vorfälle. In der Nacht zum Mittwoch wurde der 170. Automat in Kevelaer gesprengt. Im kompletten vergangenen Jahr waren es 150.

Wie aus der aktuellen Aufstellung des LKA hervorgeht, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt, verteilen sich die Tatorte auf ganz NRW. In Köln gab es „nur“ drei Attacken (gegenüber vier im Vorjahr): Im Februar, Juli und November zuletzt in Lindenthal.

Sieben Automaten-Attacken im Rhein-Erft-Kreis

Stark betroffen sind weiterhin Orte in der Nähe zu den Niederlanden. So taucht in der Statistik 14 Mal die Polizei Aachen auf – die für Tatorte zum Beispiel in Würselen, Alsdorf, Roetgen oder Aachen selbst zuständig ist. Aber auch der Rhein-Erft-Kreis war dieses Jahr oft betroffen: Sieben Attacken zählt die Statistik.

In 103 der 169 vom LKA ausgewerteten Fälle machten die Räuber Beute. Und die ist in ihrer Gesamtsumme hoch. In einem Bericht an den Landtag hatte Innenminister Herbert Reul (CDU) im Herbst Zahlen genannt: Demnach holten die Täter aus 56 Automaten fast 5,5 Millionen Euro.

Echter Sprengstoff kommt zum Einsatz

Keine Angaben konnte Reul zu den Sachschäden machen – die inzwischen auch horrend sind. Laut den Ermittlern rücken die Banden – die hauptsächlich aus den Niederlanden stammen – inzwischen nicht mehr mit Gasflaschen, sondern echtem Sprengstoff an. Die Folge: Mehrere Häuser waren nach den Explosionen an den Automaten einsturzgefährdet, durch einen Schock, Knalltraumata oder Rauchvergiftungen wurden bis Oktober fünf Anwohner verletzt.

Innenminister Reul berichtete dem Landtag im Oktober, dass von damals 132 Taten 16 aufgeklärt worden seien. Der Kampf gegen die Sprenger wurde dieses Jahr noch mal intensiviert: Die Soko BEGAS („Bekämpfung von Geldautomatensprengungen") trägt alle Erkenntnisse zusammen, analysiert die Strategien der Täter. Die Polizei fährt an Automaten mehr Streife. Und: Die Banken und Sparkassen erstellen mit den Ermittlern zusammen zurzeit eine „Gefahrenbewertung“ für jeden der rund 11.000 Geldautomaten in NRW.

In der hohen Zahl der Automaten liegt auch ein Grund, warum es in den Niederlanden – der Heimat der Banden – kaum noch Sprengungen gibt: Dort stehen im ganzen Land nur noch rund 800 Geldautomaten. Tausende wurden abgebaut, bezahlt wird im Laden oder Restaurant mit Karte. Bargeld muss sich keiner mehr ziehen. Die Niederlande lassen NRW aber nicht alleine. Die Ermittler kooperiere auf verschiedenen Ebenen.

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