Dr. Paul Klein und Dr. Bettina Kuper gehören zum Ärzteteam des 1. FC Köln. Sie wohnen mitten in der Neustad-Süd, zum Stadion fahren sie mit dem Rad.
Mein VeedelMit den Teamärzten des 1. FC Köln durch die Neustadt-Süd

Die FC Teamärzte Paul Klein und Bettina Kuper entspannen gerne nach Feierabend im Café Central, das bei Ihnen ums Eck ist.
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Der Mann mit dem Koffer, den man bei FC-Spielen im Stadion immer am Spielfeldrand sieht, ist nicht nur an 34 Wochenenden im Dienst, auch sonst ist sein Koffer immer griffbereit. Dr. Paul Klein ist Mannschaftsarzt des 1. FC Köln. „Lukas Podolski und ich haben zeitgleich bei den Profis vom FC angefangen: Lukas wurde damals aus der Jugend befördert und ich machte gerade die Facharzt-Ausbildung zum Orthopäden“, erinnert sich Klein, während er genüsslich sein Crumble-Müsli mit Erdbeeren löffelt. Vor über 20 Jahren sei er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort gewesen, denn auch wenn er inzwischen hauptberuflich als Orthopäde in der Mediapark-Klinik arbeitet, ist der Job beim 1.FC Köln nach wie vor seine große Leidenschaft.

Dr.Peter Schäferhoff, Dr. Bettina Kuper und Dr. Paul Klein (v.l.) betreuen den 1. FC Köln.
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Das Müsli isst er im Café Central. „Ich wohne mit meiner Frau seit 16 Jahren in der Neustadt-Süd und das Café Central war seit Jahren unser zweites Wohnzimmer. Wir kamen abends aus dem Job und der Kühlschrank war leer. Das After Work am Freitag gehörte zum Ritual. Dann wurde das Café plötzlich geschlossen. Nach einem Umbau ist es unter neuer Leitung wieder offen, wir lassen uns überraschen. In diesem Stadtteil wimmelt es von Gastronomie, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei und man kann alles fußläufig erreichen.“
Fußläufig ist das Stichwort, denn das Veedel ist für Autofahrer eine Katastrophe, deshalb ist das Ehepaar viel mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs. Einen freien Parkplatz zu finden, ist nahezu ausgeschlossen, die zahlreichen Kneipen und Restaurants wirken auf die Menschen, vor allem auch aus dem Kölner Umland, wie ein Magnet.
Transitstrecke für Ausgehfreudige vom Brüsseler zum Zülpicher Platz
„Wir wohnen quasi an einer Transitstrecke: Vom Brüsseler Platz hin zum Zülpicher Platz gibt es abends und nachts ganze Prozessionen, die Leute laufen hin und her. Das alles stört uns nicht, das gehört einfach zu einer Millionenstadt. Was ärgerlich ist, das sind die vielen kaputten Glasflaschen. Ich musste schon mehrfach an meinem Klapprad einen Reifen wechseln“, erzählt Bettina Kuper und nimmt es mit Humor. Die niedergelassene Kardiologin ist seit 20 Jahren mit Paul Klein verheiratet und gehört seit acht Jahren zum medizinischen Team des 1.FC Köln.

Der Orthopäde und die Kardiologin lieben den Rathenauplatz in ihrem Veedel.
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Als das Ärzte-Ehepaar nach einer neuen Bleibe suchte, sind sie durch Zufall in der Neustadt-Süd fündig geworden. „Wir haben uns damals in diese Wohnung schockverliebt, das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und gehörte der Familie Stollwerck; es ist ein wunderschöner, kernsanierter Altbau. Wir haben uns hier ein Zuhause aufgebaut. Die Hausgemeinschaft ist einfach wunderbar, fast ungewöhnlich für eine Großstadt. Unsere Nachbarn sind heute unsere Freunde, kein bisschen anonym. Eine Nachbarin hat einen Innenhof mit großer Mauer, die an lauschigen Abenden auch als Open-Air Kino genutzt wird“, schwärmt FC-Teamärztin Kuper, die schon in Ehrenfeld, Lindenthal und in der Südstadt gewohnt hat, aber am längsten in der Neustadt-Süd.
Rathenauplatz ist einer der Lieblingsorte im Veedel
Trotz der großartigen Nachbarschaft ist die anfängliche Euphorie über ihr Veedel in letzter Zeit verflogen, denn genau wie in der ganzen Stadt gebe es hier auch ein Müllproblem. Egal wo man hingehe, ob zum Rathenauplatz oder zu ihrem Lieblingsbäcker Zimmermann in der Ehrenstraße, überall sehe es ungepflegt aus.

Der Joode Lade ist einer der Lieblingskneipen von FC-Arzt Paul Klein.
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„Wegziehen ist aber keine Option, unser Zuhause ist da, wo unsere Freunde sind. Wir bleiben Köln und dem FC treu. Dabei ist es aus medizinischer Sicht egal, ob die Jungs in der 1. oder 2. Liga spielen. Muskel- und Knie-Verletzungen sind unabhängig davon. Die Sportler bekommen stets eine optimale medizinische Betreuung“, sagt der Orthopäde Klein, der in den vergangenen 21 Jahren mit dem FC schon fünf Mal ab- und wieder aufgestiegen ist. Auch medizinisch hatte er alle Hände voll zu tun: früher mit dem Fuß von Lukas Podolski und dem Knie von Patrick Helmes, später mit den Muskeln von Anthony Modeste und Jonas Hector oder zuletzt dem Knie von Luca Kilian.
Tour zu den Kranhäusern oder rund um den Decksteiner Weiher
An spielfreien Wochenenden, wenn das Ärzte-Ehepaar Besuch von Freunden bekommt, dann sind der Dom mit der Rheinpromenade und die Kranhäuser ein Muss, auch ein Spaziergang rund um den Decksteiner Weiher steht häufig auf dem Sightseeing-Programm. „Das Kölsch trinken wir nicht in der Altstadt, sondern in unserem Veedel. Hier gibt es einige interessante Hotspots, wie den Joode Lade, eine uralte Kneipe, original wie vor 50 Jahren. Früher hieß sie mal Em Telefönche. Wenn der FC spielt, ist es da rappelvoll. Es kommen alle, deren Herz für Kölsch und den FC schlägt. Ich mag auch den Rathenauplatz, es gibt Spielplätze, einen Biergarten, man kann Boule spielen und rund um den Platz sind nette Cafés und Restaurants. Ein Platz ohne Autoverkehr, eine gemütliche grüne Oase bei uns um die Ecke“, schwärmt Klein.
Seine Frau mag den Brüsseler Platz, der hätte mit der Kirche St. Michael und den vielen Restaurants Großstadtflair. „Nach einem anstrengenden Tag in der Praxis treffen wir uns hier und essen eine Kleinigkeit in der Ouzeria. Am späten Nachmittag und mitten in der Woche ist der Platz nicht so überlaufen wie am Wochenende.“

Bettina Kuper und Paul Klein (sitzend) sind Stammgäste beim Gastronomen-Paar Alissa und Christoph Paul.
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Ein weiteres Highlight im Veedel ist für das Paar das ehemalige Hoppers in der Brüsseler Straße. „Das Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert, das war mal ein altes Kloster. In den oberen Räumen gab es bis 2019 ein Hotel. „Christoph Paul's Restaurant“ befindet sich in der alten Klosterkapelle. Wir kennen Christoph Paul und gehen da gerne hin, der Innenhof ist einfach wunderschön. Ansonsten sind wir froh, wenn wir nach einem Zwölf- Stunden-Tag mal einfach zu Hause die Beine hochlegen können“, versichert die Kardiologin, die zu Beginn ihrer Ehe die Wochenenden häufig allein verbrachte.
„Paul war nie da, ständig mit dem FC unterwegs, das war für mich anstrengend. Seit acht Jahren bin ich auch Teil dieser verrückten Fußballfamilie. Wenn ich im Stadion stehe und die FC-Hymne höre, das hat schon was, da kommen mir häufig die Tränen. Obwohl ich früher nichts mit Fußball zu tun hatte, hat es mich jetzt gepackt.“, sagt Kuper, die als einzige Frau im medizinischen Team nicht nur die Profi-Herren und die Profi-Damen, sondern auch das ganze Nachwuchsleistungszentrum des 1.FC Köln internistisch betreut.

Eine Frau unter Männern: Dr. Bettina Kuper mitten im Betreuerteam des 1. FC Köln.
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Die sechs Kilometer von ihrer Wohnung zum Stadion fahren die beiden mit dem Fahrrad, vorbei an den Autokolonnen der FC-Fans, die, egal ob die Mannschaft gewonnen oder verloren hat, meistens gut drauf sind. „Wir fahren Rad, weil es den Kopf freimacht, obwohl Fahrradfahren in Köln lebensgefährlich ist. Die Führung der Radwege ist eine Katastrophe: Zum Beispiel bei uns in der Neustadt, an der Ecke Ring/Lindenstraße, da geht die Fahrradspur geradeaus, das Auto, das nach rechts abbiegen möchte, muss aber die Fahrradspur während des laufenden Verkehres queren, das ist gefährlich. Unfassbar, wer sich so etwas ausdenkt. Mich wundert es nicht, wenn es an diesen Stellen - und davon gibt es in der Stadt zahlreiche - vermehrt zu Unfällen kommt“, regt sich der Mann mit dem Koffer auf, der mit seiner Frau und drei anderen Kollegen das medizinische Rückgrat im Geißbockheim bildet.
Die Teamärzte des 1. FC Köln empfehlen: 1) ein Abendessen im Christoph Paul’s Restaurant, Brüsselerstraße 26, 2) ein Kölsch und ein FC-Spiel im, ‚Joode Lade‘, Lindenstraße 62 und 3) einen Spaziergang oder eine Fahrradtour zum Stadion, wenn der 1.FC Köln spielt.