Die Miniserie von Filmemacher Hermann Rheindorf steht allen Schulen in Köln und Umgebung zum kostenlosen Download zur Verfügung.
60 Minuten, drei Episoden„Das alte Köln in Farbe für Kinder“ als Unterrichtsstoff

Kinder am Rheinufer, Titelfoto der neuen DVD als Collage
Copyright: Kölnprogramm
Zum Einstieg fährt eine Dampflok über die Hohenzollernbrücke in den Hauptbahnhof ein, auf dem Bahnsteig viele Leute mit Hut. „Stellt euch vor, ihr seid gerade in Köln angekommen, aber nicht heute, sondern in der Vergangenheit“, sagt die Sprecherin. In einer Zeit, in der Handys und E-Roller längst nicht erfunden sind, dafür allmählich das Auto und die elektrische Straßenbahn den Alltag beschleunigen. Willkommen im Köln der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Shary Reeves spricht erklärende Texte
Schon lange montiert Hermann Rheindorf aus historischem Filmmaterial abendfüllende Werke. Mit der jetzt erschienenen DVD „Das alte Köln in Farbe für Kinder“ möchte der Kölner Filmemacher erstmals gezielt das ganz junge Publikum ansprechen. Die erklärenden Texte, gesprochen von Moderatorin Shary Reeves, sind bewusst einfach und verständlich formuliert. Um die Aufmerksamkeitsspanne der Zuschauer nicht überzustrapazieren, ist das insgesamt 60-minütige Werk in drei Episoden unterteilt. Allen Schulen in Köln und Umgebung steht die Miniserie ab jetzt zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Sportlerparade 1912 auf der Hohe Straße
Copyright: Kölnprogramm
Das Material stammt zum größten Teil aus Rheindorfs erfolgreicher DVD „Das alte Köln in Farbe“. „Dieser Film beinhaltet die Früchte aus 20 Jahren Arbeit“, so Rheindorf jetzt bei der Präsentation in der Volksbühne am Rudolfplatz. Einige Szenen fügte er der Kinder-Ausgabe jedoch hinzu, etwa das Auto, das 1920 ungestört von anderem Verkehr über die Rheinuferstraße fährt.
Alles zum Thema Eigelstein
- 60 Minuten, drei Episoden „Das alte Köln in Farbe für Kinder“ als Unterrichtsstoff
- Dritter Kölner Podcasttag So wird die Aachener Straße hörbar
- Denkmalgeschütztes Gebäude Kölner Musikschule erhält Förderung für Sanierung der Eigelsteintorburg
- 11 Kölsche Adressen Wo man in Köln richtig guten Sauerbraten bekommt
- Zum Tod von Udo Kier Der Kultstar, der wie eine kölsche Venus aus den Trümmern stieg
- Zu schnell, zu rücksichtslos Bürgerverein Kölner Eigelstein warnt vor Kollisionen auf Fahrradstraße
- Sessionsauftakt Der Hotspot zieht weiter, das Veedel bleibt
Nachkoloriert und mit Musik unterlegt
Die aus Archiven in aller Welt zusammengetragenen Aufnahmen sind nachkoloriert und mit Geräuschen und Musik unterlegt. Auf diese Weise schrumpft die Distanz zu den Bildern, von denen die ältesten immerhin fast 130 Jahre alt sind. Mit den kindgerechten Erläuterungen wird daraus unterhaltsamer Geschichtsunterricht für die ganze Familie.
Wie die Gesellschaft zur Kaiserzeit tickte, verdeutlicht etwa diese Episode: Bei der Auftaktparade der „Vaterländischen Festspiele“ im Jahr 1912 fahren auch Frauen mit ihren Rädern über die prall gefüllte Hohe Straße. Das ist damals alles andere als selbstverständlich: „Bis vor wenigen Jahren galt es als unschicklich, sich als Frau auf ein Rad zu setzen“, so der Kommentar.

Kinder im Jahr 1920 am Eigelstein.
Copyright: Kölnprogramm
Hermann Rheindorf setzte das Projekt im Auftrag der Kölner Filmerbe-Stiftung um, die von jeder verkauften DVD einen Euro erhält. „Was mich fasziniert, ist die Fröhlichkeit der Leute“, so Vorstandvorsitzende Friederike Bing. Im Riehler Vergnügungspark nahe dem Zoo jedenfalls konnten die Kölner für ein paar Stunden den harten Alltag vergessen. Auch das Rodenkirchener Strandbad steigerte die Laune – Strafen für das Baden im Rhein waren noch nicht zu befürchten.
Unterstützung von der Imhoff-Stiftung
Finanzielle Unterstützung für das Projekt kam von der Imhoff-Stiftung und der Sparkasse Köln-Bonn. Die Texte stammen von Petra Hoffmann vom „Büro für junge Sprache“. Sie habe vor allem auf kurze Sätze, einfache Wörter und eine Sprache gesetzt, „die Menschen direkt anspricht“. Köln trage zwar das Siegel „Kinderfreundliche Kommune“, so Hoffmann. Sichtbar sei diese Auszeichnung aber zu wenig: „Was fehlt, sind vor allem Informationen für junge Leute.“
Während der erste Teil Aufnahmen aus der Kaiserzeit zeigt, geht es in den beiden anderen Teilen durch die Innenstadt der 1920-er Jahre und die Kölner Veedel. Am Dom wird die Petersglocke, der „Dicke Pitter“, angeliefert. Am Hansaring entsteht eines der ersten Hochhäuser Deutschlands, das Müngersdorfer Stadion ist noch ganz neu. In den Gassen und Hinterhöfen am Eigelstein oder im Martinsviertel herrscht währenddessen die pure Not. Viele Mütter sind alleinerziehend, weil die Väter den Ersten Weltkrieg nicht überlebt haben. Kinder wachsen in Armut auf. In der Schokoladenfabrik schuften junge Mädchen bis zu 70 Stunden pro Woche. Ein Arbeiter klettert ohne jeden Schutz auf der Baustelle für die erste Mülheimer Brücke herum. „Es ist eine Arbeitswelt, über die man im Unterricht reden kann“, so Witich Rossmann vom Kuratorium der Filmerbe-Stiftung.
„Das alte Köln in Farbe für Kinder“, als DVD und Video on Demand, ISBN/(EAN): 978-3-948659-11-0, 17,80 Euro.
Interessierte Schulen, aber auch Einrichtungen der Seniorenhilfe, erhalten über der E-Mail-Adresse kontakt@koelnerfilmerbestiftung.de kostenfreien Zugang zum Film.
Die Kinopremiere findet am Sonntag, 11. Januar 2026, um 10:30 Uhr in der Volksbühne am Rudolfplatz statt.

