Mord in Auftrag gegeben?Angeklagte schweigen vor Gericht – Streit um Luxusautos

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Gericht 211117 Auftragsmord gepixelt

Hat Celal G. (r.) den Angriff in Auftrag gegeben?

Köln-Kalk – Fünf Schüsse fielen auf offener Straße Anfang des Jahres mitten in einem Wohngebiet in Kalk. Eine Kugel traf die Herzgegend des Opfers, doch die dicke Winterjacke des Mannes ließ die Kugel abprallen, er wurde nur leicht verletzt.

Die Kugel habe „lediglich die Oberhaut gestreift“, heißt es in der Anklage. Die beiden Schützen, der 39-jährige Manuel N. und der 31-jährige Vincento L.,  müssen sich seit Dienstag vor dem Landgericht wegen versuchten Mordes verantworten.

Mit auf der Anklagebank: ein 46-jähriger Geschäftsmann, der den Mord in Auftrag gegeben haben soll. Alle drei schweigen zum Prozessauftakt. Dafür bringt die Aussage des vernehmenden Kriminalbeamten mehr Klarheit. 

Tat war Gesprächsthema am Telefon

„Es gab keinen Tötungsplan“, habe Manuel N. am Tag seiner Verhaftung ausgesagt, das war zwei Wochen nach den Schüssen. Damals hatte das Duo noch unerkannt fliehen können. Eine Telefonüberwachung in einer anderen Strafsache, bei der N. sich mit seinem italienischem  Landsmann Vincento L. unterhielt, brachte die Ermittler auf die Spur der Angeklagten, denn die Tat war Gesprächsthema am Telefon.

N. will ebenso wie sein Kumpel L. im Auftrag des Geschäftsmannes Celal G. gehandelt haben, weil beide Schulden bei ihm hatten. Ebenfalls Schulden gehabt haben soll das Opfer, insgesamt 130.000 Euro, die es von dem Geschäftsmann für die Bereitstellung von insgesamt vier Luxuslimousinen, darunter ein Aston Martin und ein 6er BMW, erhielt. Der bekam die teuren Fahrzeuge jedoch nie zu Gesicht, wollte dafür aber sein Geld zurück.

Die Luxuslimousinen habe die Steuerfahndung bei dem Opfer beschlagnahmt, denn auch das Opfer hatte Schulden, allerdings beim Fiskus, heißt es in der Anklage. Als L. am Tatabend auf das Opfer schoss, das noch im Auto saß und telefonierte, sei dies „aus Habgier und in Tötungsabsicht geschehen“, sagt der Staatsanwalt und unterstreicht: „Es gab einen Tötungsplan.“ Zumal Manuel N., als das Opfer anschließend in Panik die Flucht ergriff, noch vier weitere Schüsse auf den Flüchtenden abgab, ohne zu treffen.

Einschüchtern, aber nicht umbringen

„Wir sollten ihn zur Rede stellen, ihm Angst machen, ihn anschießen, aber nicht töten“, beteuerte das Duo bei seiner Verhaftung. „Einschüchtern, drohen, unter Druck setzen“, habe die Devise des Geschäftsmanns gelautet: „Verletzen, aber nicht umbringen.“ Dafür habe der Geschäftsmann, der seine Schulden auf diese Art und Weise eintreiben wollte, alles bereitgestellt: Er gab den beiden Männern Geld für die Anmietung eines Fluchtwagens, dessen Kennzeichen die beiden vor der Tat schwärzten. Er gab ihnen auch Geld, um zu tanken und lieferte die beiden Tatwaffen, mit denen geschossen wurde. Und er hielt die Anschrift des Opfers mit konkreter Ankunftszeit für die Täter bereit.

Bei seiner Vernehmung soll Vincento L. auffallend aussagebereit gewesen sein: „Er wollte so schnell wie möglich zu seiner Familie“, erinnerte sich der Kripobeamte an das Verhör. „Ich hau den Namen raus, wenn ich danach wieder zu meiner Familie darf“, soll er gesagt haben und noch nicht einmal die Ankunft seines Anwaltes abgewartet haben: „Er wollte endlich sagen, was er wusste,“ erinnerte sich der Kripobeamte. Das frühe Geständnis half allerdings nicht viel: Alle drei sitzen seit Anfang Februar in Untersuchungshaft. 

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