Stellwerk in DünnwaldMuseum für Bahn-Enthusiasten

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Markus Wernet, Marvin Tschorn und Martin Brunokowski (v.l.) erklärten den Besuchern des Tags der offenen Tür die Technik im Dünnwalder Stellwerk Df.

Markus Wernet, Marvin Tschorn und Martin Brunokowski (v.l.) erklärten den Besuchern des Tags der offenen Tür die Technik im Dünnwalder Stellwerk Df.

Dünnwald – Zuletzt ist Michael Schmitz vor 20 Jahren die knarrenden Stufen hochgestiegen. Früher war der Lokführer im Ruhestand regelmäßig im Stellwerk Df an der Rönsahler Straße in Dünnwald zu Gast. Bis in die 60er-Jahre hinein habe es in Dünnwald noch eine Güterabfertigung gegeben, sagt der 75-Jährige mit dem korrekten Scheitel. Wenn seine Waggons beladen oder umrangiert wurden, stieg Schmitz die Treppe empor, um ein Schwätzchen mit dem Stellwerksmeister zu halten.

Alles längst Vergangenheit. Einen Stellwerksmeister gibt es in dem rechteckigen, etwa acht Meter hohen Gebäude an den Dünnwalder Gütergleisen längst nicht mehr. Das Stellwerk Df ist seit vier Jahren außer Betrieb, Weichen und Schranken werden seitdem von Kalk-Nord aus gesteuert. Dennoch geht in Dünnwald die Arbeit weiter – zumindest virtuell. Rund ein Jahr nach dem Ende des Stellwerksbetriebs kam Markus Wernet zufällig an der verlassenen Immobilie vorbei. Die Idee, ein altes Stellwerk zu erhalten, hatte der heute 20-jährige Student der Elektrotechnik schon früher. Doch erst damals hatte er das richtige Objekt für sein Projekt gefunden. „Der Gesamtzustand des Gebäudes war überdurchschnittlich gut“, sagt Wernet, der schon als Kind bahn- und technikbegeistert war: „Deshalb lohnte sich die Arbeit“.

Vorzeigbares Museum

Nun ist der unscheinbare Turm mit der großen Fensterfront ein vorzeigbares Museum: Mit Fug und Recht können Wernet und seine Mitstreiter behaupten, ein Stück Bahngeschichte vor dem Verfall gerettet zu haben.

Bei einem Tag der offenen Tür zeigten die Bahn-Enthusiasten jetzt die Ergebnisse ihres insgesamt dreijährigen Rettungs-Einsatzes. Auch Michael Schmitz nutzte die Gelegenheit, nach langer Zeit mal wieder auf ein Schwätzchen vorbeizuschauen. Der Ruheständler zeigte sich „tief beeindruckt“ – vom Wissen der jungen Museumsbetreiber und davon, was sie aus dem alten Stellwerk gemacht haben. „Es geht uns darum, der Öffentlichkeit zu zeigen, wie der Bahnbetrieb funktionierte“, sagt Wernet. Am Gleisbildstellwerk DrS 2, einem grauen Pult aus den 1970er-Jahren, bediente einst der Fahrdienstleiter die Signale auf der Strecke zwischen Kalk-Nord und Leverkusen.

Heute können Wernet und seine Freunde die Durchfahrt eines Zuges simulieren, nicht mehr an der Strecke lassen sie dabei die Signale leuchten, sondern an der Wand im Stellwerk. Auch eine alte Telefonanlage ist wieder im Einsatz. Insgesamt haben die Bahn-Fans fünf Kilometer Kabel im Haus verlegt. Dazu kamen umfangreiche Renovierungsarbeiten. „Wir wollen aber auch zeigen, wie der Bahnbetrieb heutzutage funktioniert“, sagt Wernet. Darum stehen neben dem nostalgisch stimmenden Gleisbildstellwerk moderne Computer, die bis vor elf Jahren als elektronische Stellwerke in Essen-Kupferdreh im Einsatz waren.

Michael Schmitz kann sich noch daran erinnern, dass der Dünnwalder Stellwerksmeister einst Kurbel und Hebel in Bewegung setzen musste, um Signale und Weichen zu stellen. Nun sorgt die moderne Computertechnik dafür, dass immer mehr Aufgaben zentral erledigt werden können. Das gute alte Stellwerk ist ein Auslaufmodell. Zumindest in Dünnwald wird die Zeit noch ein Weilchen stillstehen.

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