Galerie KunstmeileKünstlerin Heike Büngener präsentiert Blicke auf Buchforst

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Heike Büngener träumt von einem Land mit blauen, lächelnden Giraffen.

Heike Büngener träumt von einem Land mit blauen, lächelnden Giraffen.

Buchforst –  Sieht Buchforst wie jeder andere Stadtteil aus, wenn er mit den Augen einer Künstlerin gesehen wird? Weil bestimmte Strukturen des postmodernen Lebens sich allerorten ähneln? Oder zwingt der Stadtteil in seiner charakteristischen Besonderheit jedem, der sich künstlerisch mit Buchforst beschäftigt, ganz bestimmte bildnerische Gestaltungsformen auf?

Eine Ausstellung von Heike Büngener bietet in der Galerie Kunstmeile Buchforst die Möglichkeit, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen.

Mit ihren Gemälden, Collagen und Installationen zeigt sie sowohl ganz alltägliche Beobachtungen als auch spezielle Ereignisse, die in den letzten Monaten zur Berichterstattung in der Presse führten. Schönes und Hässliches, Zustimmung und Kritik treffen aufeinander, nicht selten sogar in einem einzigen Werk.

So erhebt sich malerisch ein Regenbogen über der großen Fassade aus grauem Beton, und der unnatürliche Lärm eines Hubschraubers lässt das üppige Grün der Bäume erzittern. Dem Lob über die Veranstaltungsaktivitäten in der Kulturkirche steht der nüchterne Blick auf die Aktivitäten von Drogendealern gegenüber.

Schüsse, die Rocker aus der Umgebung auf der Zoobrücke abgaben, wurden malerisch in turbulente Farbwirbel übertragen, ein Ausdruck von Gewalt, Erschrecken, Unberechenbarkeit. Im Bildmotiv einer zur Waffe umgestalteten Shisha thematisiert Büngener wiederum das Geschehen um eine Razzia in einer Shisha-Bar, bei der viele Waffen gefunden wurden. Und mit einem Bild von Ratten im Hinterhof will sie das Augenmerk auf die Inkonsequenz von Ordnungshütern im Umgang mit Müll in Hinterhöfen lenken. Kurze Texte geben die Erläuterungen, die über die bloße Anschauung hinaus gehen.

Schnell wird deutlich, dass es Heike Büngener nicht nur um die kleine Welt in Buchforst geht, sondern deren Einbettung in die großen Zusammenhänge der ganzen Welt. So schlägt sie über die Plastikflaschen, von denen unzählige täglich im Supermarkt gekauft werden, eine Brücke zu den Machenschaften großer Konzerne und vertrocknenden Landschaften in Afrika. Und mit kleinen Fetzen von Plastikmüll, die sie gesammelt hat, stellt sie mit künstlerischen Mitteln eine Beziehung her zwischen der ganz alltäglichen Müllproduktion in ihrem Stadtteil, der Verschmutzung der Meere und den Unmengen von Kunststoffen in Fischbäuchen. Über den Zustand der Welt wird überall entschieden, auch in Kölns kleinsten Stadtteil Buchforst, lautet die Erkenntnis. Und die Verantwortung dafür liegt bei jedem einzelnen Menschen. Wie elementar für die gesellschaftliche Entwicklung Erziehung, Bildung und gemeinsame kulturelle Werte sind, macht die Künstlerin schließlich deutlich mit Motiven zur Gewalt im Tierreich. Zwei Blaumeisen zerren streitend an einem Regenwurm. Und eine Haselmaus hat den Tod gefunden im Maul eines Sperbers. Die Tendenz zur Gewalt, die überall in der Natur herrscht, muss beim Menschen gebändigt werden, so Büngeners Botschaft. Was aber, fragt man sich schließlich vor einem großen Gemälde, haben blaue Giraffen mit Buchforst zu tun? Die einfache Antwort lautet: Egal wo man ist, ob in Buchforst oder anderswo, man kann sich künstlerisch immer überall hinträumen, auch in ein Land, wo es lächelnde blaue Giraffen gibt.

Galerie Kunstmeile Buchforst, Euler Straße 11, geöffnet sonntags von 15-18 Uhr, bis 28. Juli

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