Horrorwinter und FrühjahrshochwasserKölner Autor schreibt Roman über Katastrophenjahr

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Wahl-Mülheimer: Der Autor Marco Hasenkopf

Mülheim – In einem gemütlichen Sessel mit kuscheliger Decke und vielleicht noch bei einem prasselnden Kaminfeuer – so ließe sich am besten im historischen Köln-Krimi „Eisflut 1784“ schmökern. Autor Marco Hasenkopf lässt seinen fiktiven Kriminalfall zu einer Zeit spielen, als halb Europa unter einem grimmigen und schier endlosen Winter litt. Das Buch behandelt ein historisch belegtes Katastrophenszenario, das in der Zerstörung ganzer Städte – wie etwa des damals eigenständigen Mülheim am Rhein seinen traurigen Höhepunkt fand. Die Parallelen zur Corona-Pandemie und zur Flutkatastrophe des Sommers sind ungewollt und reiner Zufall. Sie geben dem Buch dennoch eine bittere Aktualität.

Härtester Winter seit Jahrhunderten

Februar 1784: Schon seit Oktober herrscht im Rheinland der härteste Winter seit Jahrhunderten. Doch beileibe nicht nur dort. Ausgelöst wurde das damalige Wetterphänomen durch einen acht Monate andauernden Vulkanausbruch auf Island, dessen Aschewolken für lange Zeit den Himmel über der nördlichen Halbkugel verdunkelten.

Eisflut

Hasenkopf, Marco: Eisflut 1784 – Historischer Kriminalroman, 334 Seiten, Emons-Verlag, Köln, Taschenbuch 13 Euro; E-Book 10,49 Euro. 

Giftige Niederschläge, Missernten, lange Kälteperioden waren die Folgen. Es war auch der Vorabend der Französischen Revolution. Das Ende des Feudalismus zeichnete sich bereits ab. Noch aber war die Gesellschaft in Stände unterteilt mit Vorrechten für Klerus und Adel gegenüber dem restlichen Volk. In diesem Spannungsfeld versuchen eine resolute Apothekerwitwe und ein Amtmann des Herzogtums Berg in der Stadt Mülheim am Rhein eine Serie geheimnisvoller Morde aufzuklären. Marco Hasenkopf treibt seine Leser über die eisigen Pfade, zieht sie in lausig-kalte Hütten oder lässt sie das schwülstig-warme Treiben in so manchem Stadtpalais beobachten. Wer arm war, hungerte und fror erbärmlich während es sich die reiche Oberschicht der Städte Köln und Mülheim am Rhein auf geradezu dekadente Weise gut gehen ließ. Wie die Menschen auf der „Titanic“ entweder ignorant, hilf- oder ahnungslos auf den Eisberg zusteuerten, nähert sich auch in „Eisflut 1784“ die tödliche Gefahr unausweichlicher mit jedem Tag.

Köln hatte den denkbar schlechtesten Ruf

Wahl-Mülheimer Marco Hasenkopf hatte die Idee, das Ereignis des todbringenden Frühjahrshochwassers in einem Buch aufzugreifen bereits um 2012. Damals initiierte er das Stadtschreiberprojekt Mülheim. Richtig an die Arbeit machte er sich vor rund drei Jahren. Ein Großteil der Arbeit bestand in intensiver Recherche der Ereignisse jener Zeit, die ungewöhnlich gut dokumentiert sind. Das ebenfalls den Tatsachen entsprechende Bild der Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts ist dagegen in den meisten Köln-Geschichtsbüchern weniger ausführlich beschrieben.

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Marco Hasenkopf ist jedoch überzeugt, dass sein drastisches Szenario „keineswegs überspitzt“ geschildert sei. „Köln hatte zu der Zeit den denkbar schlechtesten Ruf, den man sich vorstellen kann – intolerant, durch und durch korrupt und innovationsfeindlich“, schreibt er in seinem Nachwort. Lesenswert sind die 330 Seiten aber vor allem, weil darin spannende Unterhaltung mit viel Wissen zur Geschichte Kölns und des Bergischen Landes verknüpft ist.

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