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Neuer Bezirksbürgermeister Vincent Morawietz„Mir ist es wichtig, einen Ausgleich zu schaffen“

4 min
Ein junger Mann mit Glatze und Bart steht mit verschränkten Armen vor einem Teich in einem Park.

Vincent Morawietz ist der neue Bezirksbürgermeister von Mülheim. Bezahlbarer Wohnraum ist für ihn das dringendste Thema im Bezirk. Aufgenommen wurde das Bild im Mülheimer Stadtgarten.

Der erst 28 Jahre alte Vincent Morawietz ist der neue Bezirksbürgermeister von Mülheim. Bezahlbarer Wohnraum ist für ihn das dringendste Thema im Bezirk.

Für Vincent Morawietz ist Mülheim „einfach Zuhause“. In Stammheim ist er aufgewachsen, in Flittard hat er 20 Jahre Fußball gespielt und in Mülheim ist er auf das Hörderlin-Gymnasium gegangen. Morawietz möge vieles an Mülheim, aber die Vielfältigkeit in jeglicher Hinsicht, ist das, was er am meisten mag. „Man kann hier so viel machen“, sagt der 28-Jährige. „Wir haben so viele Vereine, Parkanlagen und natürlich das schönste Rheinufer“. 

Dass er nun der neue Bezirksbürgermeister von Mülheim ist, bedeute ihm deshalb viel. Er sieht darin eine Chance, etwas an seinem Zuhause zu verändern und zu verbessern, ein Bindeglied zwischen Verwaltung, Bürgerinnen und Bürgern und der Bezirksvertretung zu sein. „Mir ist es wichtig, einen Ausgleich zu schaffen und ich denke, das kann ich als Bezirksbürgermeister“, erklärt der frischgebackene Rechtsanwalt.

Sein Politikinteresse sei schon immer ausgeprägt gewesen, erzählt der Stammheimer: „Leute streiten darüber, wer die beste Idee hat, um die Gesellschaft voranzubringen. Im Ziel sind wir uns also häufig sehr ähnlich, der Weg dahin ist bloß ein anderer.“ Ein wichtiger Anstoß sei für ihn die Präsidentschaftswahl zwischen Obama und Romney 2012 in den USA gewesen. Damals war Morawietz für ein Auslandsschuljahr dort und bekam die Wahl ganz nah mit.

Vincent Morawietz ist der neue Bezirksbürgermeister in Mülheim

„Das hat das gesamte Land beschäftigt, und ich habe viel mit meiner Gastfamilie und meinen Mitschülern darüber gesprochen“, erinnert er sich. Das größte Thema sei damals die Ehe für alle gewesen. „Es haben sich alle starke Meinungen gebildet, also habe ich mir auch eine starke Meinung gebildet und bin überzeugt, dass es den Staat nichts angeht, wer wen liebt“. 

Weil er sich in den USA so für Politik interessiert hatte, habe er es nur folgerichtig gefunden, sich auch in Deutschland für Politik zu interessieren. Die Bundestagswahl 2013 verfolgte er dann ebenso engagiert. „Steinbrück hatte vor allem mit Mindestlohn und Mietpreisbremse geworben, also plump gesagt, dass Menschen, die jeden Tag arbeiten gehen, sich das Leben leisten können. Das fand ich sympathisch und richtig“. 

Ein junger Mann im weißen Hemd steht auf einer Wiese vor einem Teich.

Vincent Morawietz freut sich auf seine neue Aufgabe als Bezirksbürgermeister von Mülheim. Hier steht er im Mülheimer Stadtgarten. Denn auch die Plätze und Parks liegen ihm am Herzen.

Nach dem Abi trat Morawietz dann also in die SPD ein, arbeitete während des Jura-Studiums für Martin Börschel und engagierte sich bei den Jusos und im Ortsverein. Letzteres verstärkte sein Interesse an Kommunalpolitik: „Im Ortsverein ging es vor allem darum, was wir mit dem Haberland-Haus im Stammheimer Schlosspark machen können“, erzählt Morawietz, „ich fand es erfrischend, dass einfach gemeinsam nach Lösungen gesucht wurde, für das was vor Ort passiert“. 

Bezirksbürgermeister Morawietz sieht bezahlbaren Wohnraum als dringendstes Thema

2020 kam Morawietz dann keinen Platz in der BV, arbeitete aber für die Fraktion und wollte sich dieses Jahr wieder auf die Liste setzen lassen. Norbert Fuchs habe ihn dann gefragt, ob er sich auch vorstellen könnte, sein Nachfolger zu werden. Nach etwas Bedenkzeit, immerhin ist es ein aufwendiges, zeitintensives Ehrenamt, beschloss Morawietz dann zuzusagen: „Die Spaß an Politik hat einfach überwogen“.

Nun hat der 28-Jährige diverse Themen, die er in seinem Amt angehen will. Das dringenste sei Wohnraum: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen in Mülheim bezahlbar wohnen können“, sagt Morawietz, „und da haben wir viele Orte, an denen das vorangetrieben werden muss“. 

Zudem sei der Verkehr maßgeblich für den Bezirk: „Die Frage der ÖPNV-Anbindung ist in Mülheim eine ganz andere als in der Innenstadt“. Vor allem die Anbindung der Randstadtteile müsse verbessert werden. „Ich kriege das in Stammheim täglich selbst mit, es kann nicht sein, dass ich in einer Großstadt so schlecht angebunden bin und aufs Auto ausweichen muss“. Ähnlich stehe es um KVB-Räder. „Wir brauchen eine Verkehrspolitik, die alle Stadtteile und auch alle Verkehrsmittel einbezieht“.

Außerdem wolle Morawietz sich für sichere, saubere und lebenswerte Plätze im Bezirk einsetzen und gute Bildungsangebote stärken, sowie Veedelszentren lebendig gestalten und Vereine stärken: „Ansonsten haben wir einen Bezirk, wo alle aneinander vorbeileben. Und das ist Mülheim nicht“.