Kölner Musikreihe„Kölsche Heimat“ geht in die fünfte Runde

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Silke Essert bei "Kölsche Heimat"

Silke Essert singt für "Kölsche Heimat"

Köln – Swing-Rhythmen statt Klatsch-Marsch, Hop anstelle von Schunkel-Reigen. Auch so können aktuelle kölsche Töne klingen. Zumindest die 17 Titel der neuen Folge der Reihe „Kölsche Heimat“, von denen einige bei der Präsentation des Albums in der mit mehreren Hundert Besuchern voll besetzten Kassenhalle der Kreissparkasse am Neumarkt – darunter NRW-Justizminister Peter Biesenbach, Kölns Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes sowie mehrere Musiker, Präsidenten und andere Karnevalisten – von den beteiligten Künstlern live vorgestellt wurden. Es ist bereits die fünfte CD des von der Kreissparkasse geförderten Musikprojektes, für die Helmut Frangenberg, Redakteur beim „Kölner Stadt-Anzeiger“, als künstlerischer Leiter Titel und Interpreten zusammengestellt hat. Dabei versuche er stets auch Künstler zu gewinnen, die normalerweise andere Musik machen oder nicht kölsch singen, so Frangenberg. 

Volksmusik mit Blechbläsern

„Diese CD-Reihe ist inzwischen in Köln einen Marke geworden“, sagte Alexander Wüerst, Vorstand der Kreissparkasse. Der Titel „Blos der jet“ weise schon darauf hin, um was es in diesem Jahr musikalisch geht. „Das kölsche Liedgut vereint sich mit Blechmusikern. Gruppen wie Querbeat und Druckluft haben es vorgemacht und sind bundesweit erfolgreich. Blasmusik hat ein neues junges Image entwickelt, das abseits von Bierzelten und Schützenvereinen auch in der rheinischen Volksmusik immer mehr Fans und Freunde findet.“ Die Swingmusik, die derzeit weltweit ebenso wie der zugehörige Tanz Lindy Hop ein Revival feiert, war, wusste Frangenberg zu berichten, nach dem Zweiten Weltkrieg mit den amerikanischen Besatzungstruppen in die Tanzlokale der Region gekommen. Es habe zwar Versuche gegeben, den Swing mit kölschen Texten zu verbinden, aber im Karneval sind solche Rhythmen nicht angekommen, obwohl Künstler wie Günter Eilemann als Swingfans galten und in der Jazz-Szene unterwegs waren.

Spaß an nostalgischem Glamour

Für die „kösche Heimat“ lebt nun der Spaß an nostalgischem Glamour und der handgemachten Musik eines großen Orchesters wieder auf. Großartig sind die Versionen des ersten Brings-Hits „Superjeile Zick“ oder dem „Sackjeseesch“-Klassiker von Köster & Hocker zu den Klängen des 30-köpfigen WDR-Rundfunkorchesters unter der Leitung von Professor Wieland Reißmann. Da sieht man in Gedanken Peter Brings und Gerd Köster geleckt und gestriegelt im weißen Anzug eine riesige Showtreppe herabsteigen. 

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Im „Kleinen Gürzenich“ mit beeindruckender Akustik war die Kapelle etwas kleiner, aber nicht weniger eindrucksvoll. Unter der Leitung von Trompeter Michael Kuhl, der einst Frontmann und Namensgeber von Kuhl un de Gäng war und nun für zehn Songs die Arrangements geschrieben hat, musizierten Jörg P. Weber (Gitarre), Thomas Wille (Kontrabass), Frank Buohler (Keyboard), Peter Sagurna (Saxofon, Klarinette) und Ulf Stricker (Schlagzeug). Mal präsentierten die Künstler Titel aus eigenem Repertoire in einem völlig neuen musikalischen Gewand – so Weber mit seinem „Der letzte Wagen is immer ne Kombi“ oder Stefan Knittler, der seine Aufforderung „Kumm, loss mer singe“ in „Kumm, loss mer swinge“ abwandelte.

Ostermann als Marching Jazz Stück

Nina’s Rusty Horns, die sich ansonsten als Marching Band dem New Orleans Jazz verschrieben haben, knöpften sich mit „Däm Schmitz sing Frau ess durchjebrannt“ einen Evergreen von Willi Ostermann vor, und Silke Essert, Puppenspielerin aus dem Hänneschen, wurde bei einem seichten Schlager-Kinofilm von 1956 fündig. In „Du bist Musik“ hatte Catarina Valente auf einer Veranda in der Sonne stehend „Das habe ich gleich gewusst“ gesungen. Essert machte aus der hochdeutschen Schlagerperle ein kölsches Liebeslied: „Dat han ich jlich jewoss“. Dafür gab es viel Applaus und „Bravo“-Rufe.

Beer Bitches spielen zum Tanz

Das gab es auch für die leisen und berührenden Töne von Kuhl und seinem Lied über Träume und Wünsche eines Karnevalstrompeters, der die gesamte Session über nur zwei Töne spielen darf – beim Tusch. Ebenso für Henning Krautmacher. „Ich stehe hier mit gemischten Gefühlen. Die Gesichter der Höhner sind heute anders“, sagte er und lachte, ehe er ein Heimatlied anstimmte, dass er mit Kuhl bei einem gemeinsamen Arbeitsurlaub auf Mallorca geschrieben hatte. Ein Beispiel für die musikalische Vielfalt der CD, die man nicht käuflich erwerben kann, wohl aber als Download im Internet für jedermann erhältlich ist. Neben Swing gibt es Salsa mit den Funky Marys und bayrische Stubenmusik mit Marc Metzger. Der Kabarettist Jürgen Becker würdigt den Marsch, die Beer Bitches spielen zum Tanz. Natascha Balzat singt den Blues und das Kohberg-Orchester reanimiert einen wunderbaren Klassiker von Karl Berbuer. Auch Soul und Pop sind vertreten. So singt Krautmacher über die Heimat: „E Jeföhl kann mer sich nit kaufe. E Jeföhl fa steck en uns drin. Heimat is keine Fleck op d’r Landkaat. Frog dich doch ens selver, woröm?“ Und da der Höhner Frontmann schon mal da war, ermunterten er und Frangenberg alle teilnehmen Künstler, mit dem Publikum das zu einer Bank passende Lied zu singen: „Ich ben ene Räuber“.

Downloadmöglichkeit im Internet

Das Album ist als Download erhältlich. Nicht-Kunden der Kreissparkasse zahlen 8,99 Euro, für Kunden der Kreissparkasse gibt es einen Sonderpreis. Alle Infos zum fünften Folge von "Kölsche Heimat" und der Downloadmöglichkeit über den Kölner Musikladen findet man unter: www.koelscheheimat.de

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