Nach Besuch in StricherkneipeAngeklagter gesteht, Rentner in Deutz getötet zu haben

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Blick auf den Eingang des Justizzentrums an der Luxemburger Straße in Köln

Köln – Im Prozess gegen Ferdi M., dem vorgeworfen wird, in der Nacht auf den 3. Februar dieses Jahres einen 79-jährigen Mann in dessen Wohnung in Deutz umgebracht zu haben, hat der Angeklagte am Dienstag vor der 5. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts ein Geständnis abgelegt. Dahingestellt bleibt, ob die Tat als Mord aus Habgier und zur Verdunkelung eines Verbrechens einzustufen ist, wie es die Staatsanwaltschaft tut.

Angeklagter folgte Rentner nach Hause

Bevor er sich selber äußerte, ließ der Angeklagte seine Verteidigerin Ulrike Tasić am zweiten Prozesstag eine Erklärung vortragen, die sich so zusammenfassen lässt: Ferdi M., der früher schon einmal in Deutschland gelebt hatte, kam im November 2018 mit einem Touristenvisum aus Serbien nach Köln, um seinem hier lebenden Bruder und dessen Kindern im Haushalt zu helfen. Eine eigene Wohnung hatte er nicht. Am Abend des 2. Februar trank er einige Flaschen Bier und rauchte Marihuana. Beim Streifzug durch die Altstadt kehrte er spontan im „Hühnerfranz“ ein, ohne zu wissen, dass es eine Stricherkneipe ist. Am Tresen kam er ins Gespräch mit Valentin L., der in Begleitung eines Bekannten da war. Der Rentner bot Ferdi M. nach einiger Zeit an, ihm 30 Euro zu zahlen, wenn er ihn nach Hause begleite. Der 23-Jährige willigte ein, ohne sich etwas dabei zu denken. Irritiert war er, als Valentin L. auf der Deutzer Brücke Händchen halten wollte.

Vor dem Mehrfamilienhaus überredete der Rentner den jungen Mann, der kaum Deutsch spricht, mit nach oben zu kommen, dort werde er ihm das Geld geben. Stattdessen setzte Valentin L. dann alles daran, Ferdi M. zum Austausch von Zärtlichkeiten zu bringen. Der ließ sich schließlich widerstrebend auf passiven Sex ein. Anschließend verlangte er mehr Geld; darauf schlug Valentin L. vor, „es noch mal zu machen“, dann werde er ihm 100 Euro zahlen. Ferdi M. wurde es jedoch bald zu viel. Als er die Wohnung verlassen wollte und der Rentner ihn vor der Türe erneut anzufassen versuchte, schlug der Angeklagte ihm die Hand weg.

Massive Schläge gegen Hals und Kopf

Es entstand ein Gerangel. Valentin L. taumelte aufs Sofa. Nun versetzte ihm Ferdi M. massive Faustschläge gegen den Kopf und den Hals und verletzte ihn schwer. Danach ergriff er die Gelegenheit, die Wohnung nach Beute abzusuchen. In der Anklage heißt es, er habe „spätestens in der Wohnung entschieden, Wertgegenstände an sich zu bringen“ und nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit einem „scharfkantigen Gegenstand“ auf das Opfer eingeschlagen. Der Rentner sei am eigenen Blut erstickt. Ferdi M. soll unter anderem einen Laptop, ein Handy, Uhren und Schmuck mitgenommen haben.

Der Vorsitzende Richter zweifelte die Behauptung an, der Angeklagte habe keine Ahnung gehabt, um was für eine Art Kneipe es sich handele. Es sei „bekannt“, dass im „Hühnerfranz“ Stricher „ihre Dienste anbieten“. Schwer zu glauben sei, dass sich Ferdi M. den Zweck des Geldangebots nicht zusammengereimt habe. „Ich würde mich fragen, warum mir ein alter Herr 30 Euro dafür zahlt, ihn nach Hause zu bringen.“ Der Prozess geht am Mittwoch weiter.

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