Nach Fund in BabyklappeKleiner Elias unter großer Anteilnahme in Köln beerdigt

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Elias wurde auf dem Nordfriedhof bestattet.

Köln – Knapp 40 Trauergäste haben am Donnerstagmorgen den kleinen Elias auf dem Nordfriedhof zu Grabe getragen. Der Säugling war am 12. Juli gegen 10.45 Uhr tot vor der Babyklappe des Hauses Adelheid gefunden worden, einer Einrichtung für junge Schwangere und Alleinerziehende an der Escher Straße in Bilderstöckchen. Mitarbeitende des Hauses hatten Blumen zur Beerdigung mitgebracht, auch zwei Rettungsdienstmitarbeiter waren gekommen, die dem Jungen kurz nach dem Fund nicht mehr helfen konnten.

In der Trauerhalle war ein kleiner, weißer Sarg aufgebahrt, dahinter leuchteten neun Kerzen. Die Pfarrerin sagte bei der Zeremonie: „Elias ist kaum geboren, schon gestorben. Das Leben ist ein Geschenk, das gefährdet ist. Wir schenken Elias heute die Würde, die er verdient.“

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Elias wurde auf dem Nordfriedhof beerdigt.

Anschließend wurde der Junge auf dem Kindergräberfeld beigesetzt. Auf einem weißen Kreuz steht sein Name, dem das Personal vom Haus Adelheid ihm gegeben hat. Von den Eltern fehlt nach wie vor jede Spur. Rechtsmediziner hatten bei der Obduktion herausgefunden, dass das Kind offenbar lebend zur Welt gekommen war, aber mangels Versorgung gestorben war. Warum die Mutter oder der Vater Elias vor und nicht im Babyfenster abgelegt hatte, wo der Säugling möglicherweise Überlebenschancen gehabt hätte, ist unklar.

32 Kinder wurden seit 2000 in der Babyklappe abgegeben

Ihren Kolleginnen und Kollegen sei es ein großes Bedürfnis, Elias in einem angemessenen Rahmen zu bestatten, sagte Monika Kleine vom Sozialdienst Katholischer Frauen (SkF), der das Haus Adelheid führt. Nur wenige Meter neben Elias‘ Grab liegt die kleine Lilith beerdigt, die 2018 tot in der Babyklappe in Bilderstöckchen gefunden worden war. Zuvor waren seit 2000 insgesamt 30 Kinder lebend im Moses-Fenster abgelegt worden. Sie alle wuchsen in sicherer Obhut auf. In Einzelfällen ergab sich später auch ein Kontakt zu den leiblichen Müttern, berichtete Kleine. „Keine Mutter gibt ihr Kind freiwillig einfach so weg“, sagt Kleine. „Es sind Mütter, die sich in existenzieller Not befinden und in der Schwangerschaft keine andere Lösung für sich gefunden haben.“

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Die Polizei sucht derweil weiter nach der Mutter von Elias. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen eines Tötungsdelikts durch Unterlassen. Die Kripo legt den Eltern „dringend nahe“, sich an eine Beratungsstelle zu wenden. Das ist auch anonym möglich.

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