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Neu im Kölner RatDer Direktwahl-König aus dem Norden der Stadt

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Mattis Dieterich von der Kölner SPD auf der Rheinfähre, die Langel und Hitdorf miteinander verbindet.

Mattis Dieterich von der Kölner SPD auf der Rheinfähre, die Langel und Hitdorf miteinander verbindet.

Mattis Dieterich von der Kölner SPD hat sein Direktmandat für den Stadtrat im Wahlbezirk Chorweiler 3 mit 48,26 Prozent der Stimmen gewonnen. 

Mattis Dieterich ist einer der Neuen, jung und meinungsstark. Am  Donnerstag, 6. November, wird er zum ersten Mal als Mitglied des neuen Rates der Stadt Köln vereidigt. Und er kann seinen Platz in den Reihen der SPD-Fraktion – mit dem Anfangsbuchstaben D im Nachnahmen wird er nicht weit hinter der Fraktionsspitze sitzen – hoch erhobenen Hauptes einnehmen, denn er hat die Menschen in seinem Wahlbezirk hinter sich vereint wie kein anderes der 90 Ratsmitglieder.

Mattis Dieterich ist der Direktwahl-König von Köln. 48,26 Prozent der Wählerinnen und Wähler in Chorweiler 3 haben bei der Kommunalwahl im September für den 25-Jährigen Rechtswissenschaftsstudenten und Marathonläufer gestimmt. Das ist parteiübergreifend das Rekordergebnis in den 45 Kölner Wahlbezirken.

Die zweithöchste Zustimmung erhielt Sabine Pakulat von den Grünen in Lindenthal 1 mit 39,87 Prozent der Stimmen. Ihr Parteikollege Hans Schwanitz kam im Wahlbezirk Innenstadt 2 auf 38,05 Prozent. Dieterichs Partei, die Kölner SPD, bekam insgesamt stadtweit nur 19,9 Prozent der Stimmen und lag gleichauf mit der CDU und deutlich hinter den Grünen mit 25,0 Prozent. Dieterich ist jetzt also eines von 18 Mitgliedern der SPD-Fraktion im Kölner Stadtrat, sechs weitere sind wie er selbst Jusos, also jünger als 35 Jahre.

Die Kölner SPD feiert ihren Youngster Mattis Dieterich

Natürlich feierte die Kölner SPD ihren Youngster nach der Wahl enthusiastisch. Auf Instagram nannte der Kölner Co-Parteichef Andre Schirmer das Ergebnis „großartig“ und sprach Dieterich seine „Bewunderung und Anerkennung“ aus. Maria Helmis Arend aus dem Fraktionsvorstand sprach von einem „absolut unglaublichen Ergebnis“. Und die Kölner Landtagsabgeordnete Lena Teschlade schrieb: „So verdient! Ganz starkes Ergebnis!“

Mattis Dieterich bei der ausgelassenen Wahlparty der SPD nach der Oberbürgermeister-Stichwahl.

Mattis Dieterich bei der ausgelassenen Wahlparty der SPD nach der Oberbürgermeister-Stichwahl.

Dieterich selbst hat allerdings das Gefühl, noch immer „ein Stück weit belächelt“ zu werden für sein Engagement in Worringen, Blumenberg, Merkenich und Roggendorf/Thenhoven. Er ist seit 2019 Stadtbezirksvorsitzender in Chorweiler, er war 19, als er das Amt übernahm. Und er stürzte sich mit jugendlichem Eifer in die Arbeit, packte an, wo er konnte, ließ sich auf Vereinsfesten blicken, kämpfte für den Erhalt der Rheinfähre in Langel, für die Industrie in seinem Wahlbezirk, für dauerhaften Verkehr der S-Bahn auf der so genannten Chorweiler-Schleife, die bei Zugverspätungen gern einfach mal ausgelassen wird.  

In den Veedeln in Köln-Chorweiler gilt Mattis Dieterich als der Jung von Facebook

Und Dieterich fing an, in den Sozialen Medien für das Veedel wichtige Informationen weiterzugeben. Von AWB-Terminen bis Politik für Anfänger, er teilte sein Wissen. Seither bekommt er von den Menschen aus dem Veedel gern mal zu hören: „Das ist doch der Jung von Facebook.“ 

Dieterich ist in Fühlingen aufgewachsen, mit einem Abstecher nach Antwerpen, wo er von 2008 bis 2013 eine englische Schule besuchte. „Das hat mich sehr europäisch, sehr weltoffen geprägt.“ Das Brexit-Referendum in Vereinigten Königreich 2016, die erste Präsidentschaft von Donald Trump ab 2017, das Erstarken der AfD und die Abwahl von Rot-Grün und Dieterichs politischem Vorbild Hannelore Kraft in NRW 2017 – all diese Dinge haben ihn erschrocken. „Bis dahin hatte ich gedacht, die Welt wächst zusammen“, sagt er.   

Tut sie aber nicht, und dagegen will Mattis Dieterich sich stemmen. 2017 trat er in die SPD ein, er engagierte sich im Bundestagswahlkampf 2017, er war ein Jahr im Vorstand der Jusos Köln aktiv und seit 2019 wirbelt er in Chorweiler. Seine Kritik an der Kölner Stadtpolitik der vergangenen Jahre: „Sie kreist nur um die Innenstadt, die Menschen hier im Norden fühlen sich wie Menschen zweiter Klasse.“ Das will Dieterich als Ratsmitglied ändern.

Erwartung an den neuen SPD-OB Torsten Burmester: Er soll ein Oberbürgermeister für die ganze Stadt Köln werden

Und er hofft, dass der neue SPD-OB Torsten Burmester wie versprochen ein Oberbürgermeister für die ganze Stadt sein wird. „Die Menschen leben nicht im historischen Rathaus, sondern in Langel, Dünnwald oder Worringen“, sagt Dieterich. Einen symbolischen Schritt in diese Richtung hat Burmester in dieser Woche bereits getan, als er den Stadtvorstand zur ersten gemeinsamen Sitzung nach Kalk bat, anstatt ins Rathaus in der Innenstadt.

Vor der ersten Ratssitzung am Donnerstagnachmittag sei er „sehr gespannt und aufgeregt“, sagt Dieterich. Er empfinde es als „sehr besonders“, künftig mitentscheiden zu dürfen, wie sich Köln, wie sich eine Millionenstadt weiterentwickelt. Die am Dienstag verhängte Haushaltssperre der Stadt zeige, wie herausfordernd die Situation sei. Dieterich sagt: „Das wird ein richtiger Kraftakt in den nächsten Jahren.“