Neue BerufsschuleKöln soll eine Musical-Akademie bekommen

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Das Ensemble von "Voice Factory" bei einer Inszenierung des Musicals Chicago 2016 im Alsdorf Theater

Köln – Mit einer Akademie für Pop und Musicals kann Köln schon bald ein neues kultur- und bildungspolitisches Aushängeschild bekommen. Die Initiatoren Yana Kris und Marcelo Molina werben zurzeit mit ihren Unterstützern für die Idee eines neuen Berufsschul-Bildungsgangs. Die Gesangslehrer und Leiter eines Musical-Ensembles wollen das weite Feld der Unterhaltungskultur für die Berufsbildung junger Menschen erschließen. So etwas gibt es in Nordrhein-Westfalen– außerhalb von Hochschulen – noch nicht. Standort soll ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex der ehemaligen Clouth-Werke in Nippes sein. Hier ist auch Platz für ein neues Theater mit rund 300 Sitzlätzen.

NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer hat die Initiatoren ins Ministerium nach Düsseldorf eingeladen. Dort soll in Zusammenarbeit mit Vertretern der Bezirksregierung die Idee und ihre Umsetzung besprochen werden. Sie finde das Projekt „spannend“, so Gebauer. Allerdings müssten einige Hürden genommen werden, damit aus der Idee eine staatlich finanzierte Schule werden könne.

Mainzer Akademie "Musical Arts" als Vorbild

Mit einer Anerkennung durch das Land als Berufsschule in privater Trägerschaft wäre sichergestellt, dass talentierte Jugendliche und junge Erwachsene – auch ohne Hochschulreife und ohne die finanzielle Unterstützung ihrer Eltern – in den Bereichen Musical, Gesang, Tanz und Schauspielerei ausgebildet werden können. Hinzu kommen Fertigkeiten im Bereich Produktionstechnik und Organisation. „Wer heute in diesem Bereich arbeiten will, muss vielseitig sein“, sagt Yana Kris. Zur Unterrichtung der allgemeinbildenden Fächer sind Kooperationen mit bestehenden Kölner Berufskollegs geplant. Am Ende einer dreijährigen Ausbildung, an die sich ein praktisches Jahr an einem Theater anschließt, steht ein staatlich anerkannter Abschluss. Vorbild ist die Mainzer Akademie “Musical Arts”, die seit 2015 als staatlich anerkannte Berufsfachschule arbeitet.

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Eine Szene aus dem Musical "Autumn leaves" des Ensemble Voice Factory, 2017 im Alten Pfandhaus in Köln

„Es gibt so viele begabte junge Leute, die aber vielleicht keine Hochschulreife erlangen oder nicht auf eine Hochschule wollen“, so Molina. Mit vielen guten Kulturprojekten würden auch in Köln die Talente von Kindern und Jugendlichen während ihrer Schulzeit gefördert. Doch wenn es dann nach der zehnten Klasse um die Berufswahl gehe, könne man ihnen bislang nichts in diesem Bereich anbieten. Das soll sich mit der „Euro-Pop and Musical Entertainment Academy“ ändern, so der Name den Kris und Molina ihrem Projekt gegeben haben.

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Marcelo Molina und Yana Kris-Molina vor den Gebäuden der ehemaligen Clouth Werke in Nippes. Hier möchten sie eine Musical-Akademie mit einem neuen Theater aufbauen.

Eine weitere Besonderheit des Projekts ist die Verbindung mit einem exklusiven Standort in der Stadt. Die Grundidee für die „Entertainment-Academy“ mit einer neuen Theaterbühne war bereits Teil des Konzepts der Projektentwickler „Siebers Partner“, mit dem sie im vergangenen Jahr die Ausschreibung des städtischen Unternehmens „Moderne Stadt“ für die Entwicklung eines rund 12.500 qm großen Grundstücks auf dem historischen Clouth-Areal in Nippes gewonnen hatten.

Wohngemeinschaften für Berufsschüler

Das denkmalgeschützte Ensemble an der Niehler Straße soll – ergänzt um neue Gebäude – für eine spannende Mischung aus Wohn-, Büro-, Kultur- und Veranstaltungsflächen entwickelt werden. Die neue Berufsschule bekomme jede räumliche Unterstützung, die sie brauche, um die staatliche Anerkennung zu bekommen, sagt Klaus Braß von „Siebers Partner“.

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Im Konzept sind für die Akademie 1700 Quadratmeter vorgesehen. 150 Lernende können aufgenommen werden. Alles würde auf dem neusten Stand der Technik auf- und ausgebaut. Denkbar ist auch, dass Lernende in Wohngemeinschaften auf dem Gelände wohnen können. „Das wird eine wunderbare Geschichte und hat eine hohe Bedeutung für uns“, so Braß. Im Sommer soll der Bauantrag für die Quartiersentwicklung abgeben werden, ein Jahr später könnte der Bau beginnen. Wenn alles gut läuft, würde die Schule und der dazugehörende Theatersaal 2024 eröffnen.

Die Initiatoren: Musical Star und Cliff-Springer

Die in Wien ausgebildete Sängerin, Schauspielerin und Gesangslehrerin Yana Kris-Molina spielte in zahlreichen Musicals mit, war unter anderem Hauptdarstellerin im Kölner Musical Gaudi und arbeitete mit zahlreichen internationalen Stars zusammen. Ihr Mann Marcelo Molina ist Sänger, Komponist und Schauspieler. Schon vorher war er weltbekannt: Er sprang als junges Modell in den 90er Jahren für das Duschgel Cliff in den Pazifik. Als Verantwortliche der „Voice Academy“ haben sie in der Vergangenheit zahlreiche Projekte mit jungen Menschen auf die Bühne gebracht. In Zusammenarbeit mit der Rheinischen Musikschule brachten sie ein Konzept zur Neubelebung des ehemaligen Völkerkundemuseums am Ubierring als Ausbildungszentrum für junge Talente in die kommunalpolitische Diskussion ein. Politik und Stadt entschieden sich damals gegen den dafür nötigen Umbau des Hauses. Nun rund 13 Jahre später starten sie mit ihrem Unternehmen „Melody for Life“ einen neuen Anlauf.

Bislang gibt es zwischen Investor und Akademie-Vordenkern nur einen Vorvertrag. Gelingt die staatliche Anerkennung und so die Sicherung der Basisfinanzierung, bekommt die Sache kräftig Rückenwind. Dann können weitere Partner angelockt werden, ist sich Molina sicher. Man sei über viele Projekte gut vernetzt. „Wir können Köln ins internationale Rampenlicht bringen. Die Stadt muss und kann hier etwas ganz Besonderes anbieten.“

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