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Neuer Erbpächter springt einKölner Studierendenwohnheim am Bahnhof West gerettet

4 min
Auf dem Eckgrundstück zwischen Venloer und Ludolf-Camphausen-Straße (rechts im Bild) soll ein Studierendenwohnheim mit 126 Plätzen entstehen (Archivbild).

Auf dem Eckgrundstück zwischen Venloer und Ludolf-Camphausen-Straße (rechts im Bild) soll ein Studierendenwohnheim mit 126 Plätzen entstehen (Archivbild).

Die Kölner Politik bestand auf 100 Prozent geförderten Wohnraum auf der Brachfläche und riskierte damit ein Scheitern des Projekts.

10.000 junge Menschen melden sich jedes Jahr beim Kölner Studierendenwerk auf der Suche nach einer Wohnung, einem WG-Zimmer – ein paar Quadratmetern Zuhause, um hier zu leben. Die allermeisten müssen anderswo fündig werden. Das Studierendenwerk bietet aktuell 4643 Wohnheimplätze, einige davon werden allerdings gerade saniert. „Der Bedarf ist enorm hoch“, sagt Lars Wilsberg, Sprecher des Studierendenwerks. Immerhin gibt es jetzt eine Lösung für den schon lange geplanten und zuletzt beinahe geplatzten Bau eines neuen Studierendenwohnheims am Bahnhof West: Die Universitätsstiftung springt als Erbpächter ein. Damit entstehen 126 neue Wohnungen für Studierende in Köln. Mit dem Projekt „Campus Kartause“ in der Südstadt kommen weitere 40 dazu, wie das Studierendenwerk jetzt mitteilte.

Das Studierendenwerk betreibt 91 Objekte, 87 davon sind auch in ihrem Besitz. Bislang ist sie lediglich in vier Gebäuden nur Mieter, dazu kommen die genannten Projekte in den nächsten Jahren. Den Wohnungsbestand um andere Rechtsmodelle zu erweitern, findet Wilsberg gut: „Unser übergeordnetes Ziel ist, neue Lösungen zu finden, um Wohnungen zu bauen.“ Denn in Eigenregie Flächen zu finden und zu bebauen, ist für das Studierendenwerk teurer und komplizierter, als Investoren bauen zu lassen und sich später einzumieten, sagt Wilsberg. „Wir wollen flexibler werden und durch solche Ansätze mehr Erfolg erzielen.“ Das Studierendenwerk brauche „dringend“ – das Wort wiederholt er dreimal – bezahlbaren Wohnraum.

Wohnheim in der Ludolf-Camphausen-Straße seit zehn Jahren in Planung

Am Bahnhof West, auf der Ecke zur Ludolf-Camphausen-Straße, ist dieses Modell der Kooperation mit dem Studierendenwerk schon seit neun Jahren angedacht, vom Immobilienentwickler Köln-Projekt. Diverse Verzögerungen erschwerten den Wohnungsbau, darunter die Forderungen der Stadt nach einem Architekturwettbewerb wegen der prominenten Lage – nur 600 Meter bis zum Friesenplatz – und weil Reste von Kölns historischer Stadtumwallung im Boden gefunden wurden.

Vor einem Jahr kam es zum neuen Anlauf, aber Köln-Projekt änderte die Konditionen und wollte nur noch die Hälfte der Wohnungen zu günstigeren Preisen für Studierende anbieten. Weil die Brachfläche der Stadt gehört, hat aber der Liegenschaftsausschuss Mitspracherecht. Und der bestand auf 100 Prozent geförderten Wohnungen – und riskierte damit, dass auf absehbare Zeit auf dem Grundstück keine neuen Wohnungen entstehen, wir berichteten im Mai.

Kölner Universitätsstiftung will Wohnungsbau übernehmen

Das habe die Kölner Universitätsstiftung nicht riskieren wollen, sagt der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Christoph Kahl. Die Stiftung steigt nun ein, kauft Köln-Projekt die Vorplanung ab und wird an ihrer statt Erbpächter. Dem stimmte der Hauptausschuss Ende September, der letzten Sitzung eines Ratsgremiums in der vorigen Ratsperiode, auch zu. Formal muss der neue Rat in seiner Sitzung am 6. November noch zustimmen.

Kahl sagt: „Die Universitätsstiftung muss am Ende keinen Gewinn machen.“ Die Darlehen für die Studierendenwohnungen gibt es zu guten Konditionen von der NRW-Bank, so funktioniert das Modell geförderten Wohnungsbaues, es brauche aber eineinhalb bis zwei Millionen Euro Eigenkapital, die die Stiftung über Spenden aufbringen will. Kahl sagt über den Wohnraummangel Studierender: „Das ist eine offensichtliche Notsituation.“ 126 Wohnungen seien „immer noch einen Tropfen auf den heißen Stein, aber viele Tropfen ergeben einen Bach“.

Wohnheim am Bahnhof West soll 2027 fertig sein

Der Bauantrag soll nächstes Jahr eingereicht werden, Kahl rechnet mit einer Bauzeit von zwei Jahren. Der Gründer der Immobiliengesellschaft Jamestown studierte selbst in Köln. Die Stiftung gründete sich 2019, Vorstandsvorsitzender ist Unirektor Joybrato Mukherhee. Sie soll unterstützten bei allem, „was nicht vom Staat finanziert, aber wichtig ist“, fasst Kahl zusammen. Größtes Projekt war bislang das Innovations- und Gründungszentrum „Inno Dom Cologne“ auf dem Unigelände in Weyertal. Das Wohnheim am Bahnhof West ist das erste Wohnprojekt der Stiftung und die erste Kooperation mit dem Studierendenwerk.

40 weitere neue Wohnheimplätze entstehen derzeit am Kartäuserwall nahe der Ulrepforte. Den „Campus Kartause“ baut der Evangelische Kirchenverband Köln und Region, dort wird auch sein „Haus der Bildung“ mit verschiedenen Referaten unterkommen sowie inklusive Wohngemeinschaften. Außerdem wird es Mietwohnungen, Gastronomie und Büroflächen geben. Am vorigen Donnerstag feierten der Verband und das Studierendenwerk Richtfest, fertig soll der Campus 2027 sein.