BeschlussNippeser wollen keine Außengastronomie auf Parkplätzen

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Zu eng für Tische: die Merheimer Straße im Sechzigveedel

Zu eng für Tische: die Merheimer Straße im Sechzigveedel

Nippes – Terrassen-Tische von Gaststätten, aufgestellt auf Auto-Parkstreifen am Straßenrand – was 2014 in Bonn Premiere feierte und in den Kölner Bezirken Innenstadt und Ehrenfeld beschlossen ist, soll es im Bezirk Nippes nicht geben.

Die Bündnis 90/Grünen-Fraktion hatte vorgeschlagen, an Außengastronomie interessierten Gastwirten, die aber wegen eines zu schmalen Gehwegs zu wenig Platz für eine Terrasse haben, in einem Modellversuch die Anmietung von Pkw-Stellplätzen zu gestatten.

Die zwölfmonatige Testphase sollte zunächst nur im Stadtteil Nippes laufen; jede Gaststätte sollte laut des Vorschlags maximal 1,5 Pkw-Stellplätze als Sondernutzungs-Fläche beantragen können. Doch der Antrag fand in der Bezirksvertretung keine Mehrheit: Außer den fünf Grünen stimmte nur Andree Willige (Linke) zu, der Rest dagegen – bei Enthaltung von Anette Schumacher (Alfa).

Die Grünen beziehen sich auf einen ähnlichen Modellversuch, der seit Anfang 2014 in der Inneren Nordstadt von Bonn – besser als „Bonner Altstadt“ bekannt – lief.

„Wir wollen nun auch für Nippeser Gastronomen, Kioske und Bäckereien die Möglichkeit schaffen – und natürlich für die Nippeser selbst, die Außengastronomie sehr schätzen“, so die Grüne Bärbel Hölzing. „Denn jeder Terrassenplatz ist belegt, auch im Winter. So etwas muss es auch in Seitenstraßen geben, wo kein Platz für Tische ist.“ Laut den städtischen Richtlinien muss mindestens 1,50 Meter Bürgersteigfläche verbleiben, damit auch Kinderwagen und Rollstuhlfahrer durchkommen können.

Den Vorschlag sah die Mehrheit des Stadtteilparlaments jedoch kritisch. „Der Modellversuch für Köln findet in der Innenstadt bereits statt“, entgegnete CDU-Fraktionschef Christoph Schmitz, dem eine pauschale Erlaubnis für Lokale zu weit ging. „Wir haben hier Parkplatznot, außerdem ist die Lage bei uns anders: Drei Tische auf dem Parkstreifen ergeben kein südländisches Flair, wenn da der Bus vorbei fährt.“

Das erntete Unverständnis von Svenja Borgschulte (Grüne) – auch im Hinblick auf die häufig schwierige Lage der Gastronomie. „Es gibt Wirte, die um ihre Existenz kämpfen. Und im Sommer gehen die Leute nicht in die Lokale rein, sie wollen draußen sitzen. Wenn man es ihnen nicht bieten kann, ist man als Gastronom raus“, so die Nippeserin. „Und mit Parkplätzen zu argumentieren, da hört bei mir jedes Verständnis auf.“

Schmale Bürgersteige gibt es in Nippes etwa an der Merheimer Straße. Doch ein Freundeskreis im „Fünkchen’s Bürgerstüffge“ würde statt Terrassentischen lieber die Stellflächen behalten. „Man sollte keine Parkplätze wegnehmen; wir zahlen Steuern und dann beseitigt man noch Parkraum, und überall werden Straßen gesperrt“, meint einer aus der Runde. „Bei uns in Mauenheim fährt man für eine Parklücke jetzt schon achtmal um den Block. Das ist natürlich sehr umweltschonend“, pflichtet eine weitere Besucherin bei.

So lief der Versuch in Bonn

Seit April 2014 können in Bonn Gastwirte in der Inneren Nordstadt – zwischen Hochstadenring, Kaiser-Karl-Ring, Kölnstraße, Breite Straße, Berliner Platz (Stadthaus) und Bornheimer Straße – Auto-Stellflächen von der Stadt mieten und dort bis täglich 22 Uhr Außengastronomie anbieten. Wie die Verwaltung bilanzierte, nutzten 20 von 54 Altstadt-Lokalen, bei denen eine Terrasse bisher wegen zu schmalen Bürgersteigen ausschied, die Möglichkeit.

Nur 20 der rund 1140 Stellplätze im Gebiet seien für die Einrichtung der Lokal-Terrassen entfallen; Anwohner-Beschwerden – wegen Parkplatzmangels oder aber Terrassen-Lärms – hielten sich in engen Grenzen.

„Aus Sicht der Verwaltung war die neue Außengastronomie insgesamt Anwohnerverträglich und hat gleichzeitig zu einer weiteren Belebung der Inneren Nordstadt beigetragen“, so das zufriedene Fazit des Amtes für Bürgerdienste nach dem siebenmonatigen Pilotversuch.

Aufgrund der guten Erfahrungen können Gastronomen inzwischen in ganz Bonn Parkflächen für Terrassen bekommen.

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