Clemenshof im Kölner ZooEin wenig Luxus für heimische Tiere

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Die Eröffnung des Clemenshofs wurde mit einer bergischen Kaffeetafel gefeiert.

Die Eröffnung des Clemenshofs wurde mit einer bergischen Kaffeetafel gefeiert.

Riehl – Michel hört noch nicht so gut auf seinen Namen. Als Höhner-Trommler Janus Fröhlich ihn heranlocken will, reagiert der zottelige Esel nicht. Erst als sich Fröhlich über den Zaun beugt und ihm eine Möhre hinhält, setzt sich das Tier in Bewegung. „Der hat seinen Namen noch nicht so lange. Deswegen klappt das noch nicht mit dem Rufen“, erklärt Zoodirektor Theo Pagel das Verhalten des Poituesels. Fröhlich und die Höhner gehören zu den Förderern des Clemenshofes. Michel und seine Artgenossin Jeanette sind zwei von insgesamt 40 neuen Bewohnern des neuen Zooprojekts. Der Bauernhof nach bergischem Vorbild wurde am Mittwoch im Kölner Tierpark eröffnet.

Auf mehr als 4000 Quadratmetern leben dort elf verschiedene Haustierarten, besonders solche, die vom Aussterben bedroht sind. „Im Schnitt stirbt jede Woche eine Nutztierrasse auf dieser Welt aus“, sagt Pagel bei der Eröffnung. „Um dem entgegenzuwirken, haben wir hier einen echten Wohlfühl-Bauernhof geschaffen, auf dem Mensch und Tier sich gleichermaßen zu Hause fühlen können.“

Auch wenn das Gelände mit dem Fachwerkhaus anmutet wie aus vergangener Zeit, ist der Hof moderner als es auf den ersten Blick scheint. Das Gebäude ist nach neuesten Energie-Standards errichtet worden. An der Außenseite des Stalls befindet sich eine elektrische Reinigungsbürste, an der sich die Tiere – ähnlich wie ein Auto in der Waschstraße – selbst putzen können. „Ein Stück Luxus, das wir unseren Kühen und Eseln bei den sonst eher rustikalen Ställen gönnen“, sagt Christopher Landsberg, kaufmännischer Vorstand des Zoos. Er kann zufrieden sein: Mit etwa 3,4 Millionen Euro ist das Projekt innerhalb des vorgegebenen Budgets geblieben.

Auch Oberbürgermeister Jürgen Roters freut sich über den Bergischen Bauernhof: „Immer mehr Menschen verlieren den Bezug zur Natur. Dieser Hof lässt uns Landluft in der Stadt schnuppern.“ Die Eröffnung des Clemenshofs markiert nach dem Hippodom und der Anlage für Ameisenbären den nächsten wichtigen Schritt im Masterplan „Kölner Zoo 2020“. Rund ein Jahr hat es von der ersten Idee bis zur Fertigstellung des Erlebnisprojekts gedauert. Mit dem Bau des Hofs löst der Zoo außerdem noch zwei andere Probleme: Zum einen ist der Zooshop, der bislang in einer kleinen Hütte neben dem Eingang untergebracht war, in das Bauernhaus umgezogen und kann nun auf gut 200 Quadratmetern Plüschtiere, Poster und andere Andenken verkaufen. Zum anderen kommt im dem Neubau auch die Zooschule unter, die seit einem Brand im Jahr 2006 in einen provisorischen Container ausgelagert war. Die Schule wird voraussichtlich im August neu eröffnet.

Auch im August, zum Saisonstart der Bundesliga, wird Hennes VIII., das Maskottchen des 1. FC Köln, seinen eigenen Stall in dem dem Hof beziehen. Die dafür vorgesehene Holzhütte soll sich bis dahin noch deutlicher in ein Geißbockheim verwandeln. Geplant ist unter anderem eine FC-Fahne auf dem Dach, die anzeigt, ob der Bewohner gerade zu Hause ist oder nicht. „Ich hoffe nur, dass wir die Fahne nicht allzu oft auf Halbmast setzen müssen, wenn der FC verliert“, schmunzelt Pagel.

Janus Fröhlich kommt weniger wegen Hennes als wegen der Hühner auf den Clemenshof. „Die waren schon damals meine Lieblingstiere, als wir noch mit unseren Kindern in den Zoo gekommen sind“, sagt der 63-Jährige.

Am kommenden Wochenende können Zoobesucher verschiedene Mitmachaktionen auf dem Bauernhof erleben. Der Eintritt ist an beiden Tagen vergünstigt: 6,50 für Kinder, 14.50 Euro für Erwachsene.

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