Letzte Saison in NiehlStadt Köln kündigt Pachtvertrag für Golfplatz

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Eine Spielbahn des Golfplatzes; im Hintergrund sieht man die Tennishalle des Vereins. 

Köln-Niehl  – Das Grün ist gepflegt, die Abschlagstellen zurechtgemacht: Wenn alles gut geht, will die Golf-Abteilung des SV Blau-Weiß-Rot von 1922 e.V. in einigen Wochen in ihre neue Saison starten, auf die Jagd nach Putts, Birdies und Hole-in-Ones. Doch dieses Mal könnte sich auch Wehmut unter die Frühlings-Aufbruchstimmung mischen – denn voraussichtlich wird es die letzte Saison der Grünsportler auf ihrem Areal an der Neusser Landstraße sein.

Denn die Stadt hat dem Verein den seit 1991 laufenden Pachtvertrag gekündigt. Was mit dem Gelände passieren soll, ist noch ungewiss – direkt neben dem Vereinsgelände hat sich ein Logistiker auf früherem Brachland niedergelassen und eine riesige Halle hochgezogen. Beim rund 4,5 Hektar kleinen Golfplatz handelt es sich um einen Teil des früheren, gigantischen Esso-Raffineriegeländes zwischen Neusser Landstraße, Geestemünder Straße und Industriestraße, das der Konzern 1991 für eine symbolische D-Mark an die Stadt verkauft hat.

Lebensraum für Tiere und Pflanzen

Der Platz entstand rund um drei ehemalige große Benzin-Lagertanks – deren einstiger Standort ist noch heute durch die kreisrunden Weiher, die sich dort gebildet haben, sehr gut erkennbar. In den rund drei Jahrzehnten ist eine vielfältige Fauna auf dem Gelände entstanden; der Verein pflegt das Areal liebevoll. „Wir haben rund 200 Mitglieder, die sich sehr stark in der Vereinsarbeit engagieren, das Areal hegen und pflegen“, erläutert Rolf Fehr, Vorstandsmitglied des Kölner Standorts der ehemaligen Esso-Betriebssportgemeinschaft, die heute auch für Nicht-Werksangehörige offen ist.

Fehr selbst ist in der Golf-Abteilung aktiv und hat eine Trainerlizenz; außerdem bietet der Verein auf seinem Gelände noch Fußball, Tennis, Angeln, Beachvolleyball, Bogenschießen, Tischtennis sowie in einer Sporthalle unter anderem Badminton und Gymnastik. Das übrige Vereinsgelände ist nicht von der Kündigung betroffen, weil es – im Gegensatz zum Golfplatz – nicht auf städtischem, sondern auf Esso-Areal liegt.

„Wenn einmal alles grün ist, sieht es hier noch einmal so schön aus.“ Auf die Entwicklung des Areals, das der Verein seit den Neunzigern für 1500 DM im Jahr von der Stadt gepachtet hat, ist Fehr sehr stolz. „Es haben sich Frösche und Lurche in den Weihern angesiedelt; sie sind eine wichtige Raststation für Vögel, und um alle Weiher herum hat sich Schilf und eine Baumvegetation gebildet“, erläutert er auf der Fahrt mit dem Golf-Caddy über die Anlage. Alle Weiher haben Mittelinseln, die wertvolle, geschützte Rückzugs-, Brut- und Nistplätze für die Tiere sind.

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Wo heute Weiher sind, standen einst die Benzintanks der Esso, der der Großteil des Vereinsgeländes gehört. 

Immerhin sechs Spielbahnen hat der Verein auf dem Gelände konzipiert; bei einem besonders spektakulären Loch – „Hopp oder Topp“ genannt – erfolgt der Abschlag über einen der Weiher hinweg. Der Verein, einschließlich der Golfer, zeichne sich durch eine bodenständige, unprätentiöse Mentalität und die pure Freude am Sport aus; Protz und Schickimicki sucht man hier vergebens. „Zu uns kommen oft ganze Familien, deren Mitglieder unterschiedliche Sportarten ausüben und sich dann auf der Anlage ausbreiten können.“

Kündigung kam unerwartet 

Über die Kündigung ist er sehr verwundert. Abgesehen vom drohenden Verlust des schönen Biotops fragen sich Fehr und sein Vereinskollege Rolf Deutschmann, was mit dem Gelände geschehen soll. „Unser Golfplatz liegt fünf Meter tiefer als die Umgebung. Wollte man ihn nutzen, müsste man ihn erst zuschütten.“ Als Anfang der Jahrtausendwende direkt nebenan der Straßenstrich, mit seinen berühmten „Verrichtungsboxen“ an den Start ging, gab der Verein einen kleinen Teil seines Golfplatzes hierfür ab, im Gegenzug für zwei Jahre Pachtfreiheit.

„Es kam uns im Grunde genommen entgegen, denn wir dachten uns, dadurch wird unser Areal noch weniger für Ansiedlungen nutzbar als vorher.“ Zu den dortigen Gewerbetreibenden und dem Betreuungspersonal herrsche ein störungsfreies, problemloses Auskommen. 

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Die Stadt bestätigt die Kündigung des Geländes. Es ständen jedoch noch Austausche, Gespräche und das Eruieren von verschiedenen Möglichkeiten an, wie man mit dem Golfclub weiter verfahren kann, so Stadt-Sprecher Jürgen Müllenberg. Weitere inhaltliche Dinge zu Vertragsangelegenheiten könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht kommentieren.

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