Stadtgeschichte versteigertBieter streiten halbe Stunde um Kölner Weltkriegsbunker

Lesezeit 3 Minuten
20200611-MBA-Hochbunker016

Der Bunker in Mauenheim kam unter den Hammer.

  • Seit 1995 steht der Weltkriegsbunker in Mauenheim leer, er steht unter Denkmalschutz.
  • Viele Ideen gab es in den vergangenen Jahren, doch keine wurde bis zum Ende umgesetzt. Die Versteigerung hat viele Interessenten angelockt.
  • Schon im Vorfeld waren etliche Gebote für den Bunker bei der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG eingegangen.

Köln-Mauenheim – 150.000 Euro Startgebot für ein Haus in Köln mit 750 Quadratmetern Nutzfläche und knapp 2000 Quadratmetern Grundstück: Es war ein Schnäppchen, das am Freitag im Hilton-Hotel an der Marzellenstraße unter den Hammer kam, ein rares und geschichtsträchtiges zudem: Der Bund ließ den Hochbunker in der Siedlung „Grüner Hof“ in Mauenheim versteigern, der 1941/42 im Rahmen des damals so genannten „Führer-Sofortprogramms“ gebaut wurde, über 80 Räume verfügte, im Krieg bis zu 1000 Menschen Schutz bot und seit Ende des Zweiten Weltkriegs leer steht.

In den 80er Jahren war der Bunker umgebaut worden, viele Wände hatte man seinerzeit entfernt. Ideen gab es in den vergangenen Jahren viele für die Schutzräume mitten im Wohngebiet, noch im Mai hatte die Bezirksvertretung Nippes beschlossen, das Gebäude als Wohnraum zu nutzen oder abzureißen und das Grundstück neu zu bebauen.

Kölner Bunker lockt viele Interessenten an

Nun stand der Bunker, der seit 1995 unter Denkmalschutz steht, zur Überraschung vieler zum Verkauf – und lockte viele Interessenten an. Im Foyer des Luxushotels bildete sich um 10.30 Uhr eine lange Schlange. Anzug- und Hawaiihemdträger, Väter mit Kind, ein Mann mit fragwürdigen Runen-Tätowierungen, ein altes Ehepaar mit unmissverständlicher Etikette, das live miterleben wollte, was die Immobilie bringt. Milieu, Mittelstand und Geldadel sitzen auf Abstand nebeneinander im Saal und hören, wie der Auktionator eingangs ausführlich über Treuhandverhältnisse und das neue Geldwäschegesetz spricht. Im Saal wird neben Deutsch auch Türkisch, Russisch und Englisch gesprochen.

Schon im Vorfeld waren etliche Gebote für den Bunker bei der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG eingegangen. „Bei 150.000 Euro wird es nicht bleiben“, sagte ein Auktionsteilnehmer. „Unter 250.000 wird der Bunker nicht weggehen. Das Problem ist, dass es keine Zufahrt gibt, außerdem steht er unter Denkmalschutz.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Für Käufer ist der Denkmalschutz ein Risiko – es sei indes davon auszugehen, dass Interessenten schon vor der Auktion auf Stadt und Denkmalschützer zugegangen seien, sagte Auktionator Thomas Engel in einer Pause. „In der Regel wird vorab abgeklopft, was denkbar ist und was nicht. Wir haben in der Vergangenheit schon einige Bunker versteigert, die jetzt ganz unterschiedlich genutzt werden.“

Bieterstreit um Hochbunker endet nach einer halben Stunde

Der Bunker ist das Prunkstück der Auktion – zuvor kommen unter anderem Garagenstellplätze, Mehrfamilienhäuser, Gewerbeflächen und ein ehemaliges Flüchtlingswohnheim unter den Hammer. Nach gut fünf Stunden und erstaunlicher Ausdauer der Auktionatoren entwickelt sich ein Bieterstreit für den Bunker, der nach einer halben Stunde und einer Summe von 354.000 Euro endet. Geboten hatten bis zuletzt zwei Privatleute, denen in Köln mehrere Immobilien gehören, und eine Investmentfirma aus Koblenz. Die Unternehmer hatten den längeren Atem – im Foyer erzählte der Käufer, er wolle „den Kölnern den Bunker zur Nutzung zurück geben, es ist ein Jammer, dass er leer steht“.

„Wohnungen sind denkbar“

Das hörten Kevin Weidemann und Michael Dolinski gern: Die freien Architekten aus Köln überreichten dem neuen Eigentümer Skizzen für eine mögliche Umgestaltung des Bunkers in Wohnungen – und stießen auf offene Ohren. „Wohnungen sind dort denkbar, es gibt in Berlin und anderen Städten wunderbare Beispiele für Bunker, die als Wohnungen genutzt weden“, sagte Weidemann. Dafür müssten die Stadt und der Denkmalschutz mitspielen.  

KStA abonnieren