Der 80-jährige Ron Jones hat bei der Nasa an Konstruktion und Bau des Computers für die Rakete der Mondlandung 1969 mitgewirkt. Nun gibt er einen offenen Workshop.
Mondlandungs-ZeitzeugeNippeser Da-Vinci-Gymnasium startet sein Apollo-Projekt

Begeistert über den kommenden Workshop: Schulhausmeister und Planetariums-Mitarbeiter Stefan Nowak, der frühere Apollo-11-Mitwirkende Ron Jones und Schulleiter Oliver Baum auf dem Schulhof des Gymnasiums-Zweitstandorts.
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Der Ehrgeiz und der Idealismus im Team des Apollo-11-Projekts, an dessen Ende die Mondlandung und die unversehrte Rückkehr der Astronauten-Crew zur Erde standen, waren riesengroß, erinnerte sich Ron Jones. „Wenn sie uns einfach nur zu essen, einen Schlafplatz und sonst nichts gegeben hätten, würden wir die Arbeit ebenfalls machen“, das sei die Aussage vieler junger Ingenieure und Wissenschaftler gewesen, die wie er selbst beim Projekt involviert waren.
Der US-Amerikaner Jones, der 20 Jahre lang für den IBM-Konzern arbeitete und heute in Nippes lebt, war bei der legendären Nasa-Mission mit an Bord und hatte aktiv an Konstruktion und Bau des Steuerungscomputers der Saturn-V-Rakete mitgewirkt, die mit Neil Armstrong den ersten Menschen auf den Mond brachte.
Der Mondlandungs-Veteran ist ab dem kommenden Schuljahr ehrenamtlicher Referent am Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, bei einem freiwilligen Workshop außerhalb der Unterrichtszeit: In seiner mathematisch-naturwissenschaftlichen Vortragsreihe will er die Apollo-11-Mission Sekunde für Sekunde erlebbar machen und zeigen, wie es mit simpler Algebra und der Anwendung physikalischer Gesetze gelang, den Menschheitstraum wahr werden zu lassen. Der auf Englisch stattfindende Workshop ist für Schülerinnen und Schüler sämtlicher Altersklassen offen. In der Aula des Gymnasiums-Zweitstandorts an der Gustav-Nachtigal-Straße/Bülowstraße gab er vor rund 30 Gästen eine Einführung und stellte sich vor.
Der „Sputnik-Schock“ 1957 änderte alles
Jones war vor fünf Jahren der Liebe wegen nach Nippes gekommen. Der Kontakt zur Schule entstand über das Planetarium, mitinitiiert durch den Hausmeister Stefan Nowak, der zugleich Mitglied des ehrenamtlichen Planetariums-Teams des Gymnasium ist. Jones weiß das Leben in Köln und im Veedel zu schätzen, liebt die Restaurants und Cafés – und besonders die Parks im Stadtteil, in denen er mit seiner Partnerin gerne spaziert.
Im Vortrag erinnerte er sich an den Raumfahrt-Wettlauf in den späten 1950er- und den 1960er-Jahren, ausgelöst durch den ersten Satelliten, den 1957 der Sowjetunion gelang, ins All zu schießen. Dieser „Sputnik-Schock“ hatte die Gesellschaft aufgerüttelt. „Ich war damals zwölf Jahre alt und erinnere mich genau daran“, erzählte er. Es folgten das erste menschengemachte Objekt auf dem Mond, das erste Tier, der erste Mann und die erste Frau im Weltall; mit der erfolgreichen Mondlandung 1969 als Krönung des Programms. Insbesondere ein Ausspruch von Armstrong habe damals das Team motiviert und angestachelt, erinnerte sich Jones: Jede Sekunde des Projekts müsse perfekt sein, um die kommenden Schritte überhaupt erst möglich zu machen, hatte er erklärt.
Naturwissenschaften und Mathe helfen bei vielen aktuellen Fragen
Auch außerhalb einer Mondmission sei er überzeugt, dass Naturwissenschaften und Mathe kein Selbstzweck seien, erläuterte er. „Wofür brauchen wir das alles überhaupt? – Ich und meine Klassenkameraden haben unsere Lehrer vor 65 Jahren mit genau dieser Frage gequält.“ Doch heute wisse er, dass diese Kenntnisse einem in allen aktuellen Fragen nützlich seien – von Klimasystem und -wandel über Wirtschaft und Finanzen, Energieerzeugung und Transport bis hin zu einer höheren Widerstandskraft gegen Lügen, die einem in der öffentlichen Debatte aufgetischt würden.
Ganz zum Schluss des Vortrags wurde Jones dann nachdenklich – auf die Frage aus dem Publikum, ob die Menschheit den Mars besiedeln werde. „Man muss unterscheiden, ob dies kommen wird, und ob es tatsächlich kommen sollte“, merkte er an. „Dass das Mars-Programm kommt, denke ich schon. Aber ob es wünschenswert ist, ist eine andere Frage.“ Der große Abstand zur Erde, die neuen Lebensbedingungen sowie die mit beidem verbundenen psychischen Belastungen für die Mars-Siedler machten das Projekt für ihn fraglich. „Unsere Heimat ist die Erde, und auf sie sollten wir uns konzentrieren.“