Stadt will mehr AbwechslungHändler verlassen den Nippeser Wochenmarkt

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Der Markt ist täglich außer sonn- und feiertags geöffnet.

Der Markt ist täglich außer sonn- und feiertags geöffnet.

Nippes – Er ist ein echtes Kind des Nippeser Marktes – und von dessen seit 1900 währender Geschichte hat er mehr als ein Drittel selbst miterlebt und -gestaltet: Schon seit 41 Jahren ist Textilhändler Mustafa Özcan auf dem Wilhelmplatz vertreten. „Ich bin hier groß geworden“, so der Sprecher des Nippeser Marktes – dem einzigen in Köln, der täglich außer sonn- und feiertags geöffnet hat.

Doch Özcan und seine Kollegen haben ein recht unruhiges Jahresende erlebt: Weil das Angebot insgesamt qualitativ noch hochwertiger werden sollte, hatte das städtische Marktamt allen Händlern bereits im Herbst zum Jahresschluss gekündigt – wer weiter dort vertreten sein wollte, musste sich neu bewerben. Das klappte bei den meisten, jedoch nicht bei allen Marktleuten.

Der Markt soll attraktiver werden – und pünktlich schließen

Ziel der Marktverwaltung ist es, das Angebot zu verbreitern und bisher nicht im Sortiment vertretene Produktgruppen – wie etwa Käse, oder eine Metzgerei für die Tage unter der Woche – auf den Platz zu holen. „Wir wollen den Markt attraktiver gestalten“, hieß es aus der städtischen Marktverwaltung. Kritikpunkte seien – neben dem Sortiment – auch nach Marktschluss liegengelassener Müll oder ein Überziehen der täglichen Markt-Öffnungszeit. „Ein paar Marktleute bekamen nach der Kündigung keinen Platz mehr, weil kein Bedarf mehr da war“, bestätigt Özcan.

Mustafa Özcan ist Sprecher des Nippeser Wochenmarktes.

Mustafa Özcan ist Sprecher des Nippeser Wochenmarktes.

Er kann die Bestrebungen der Stadt jedoch nachvollziehen. „Wir wollen schauen, was auf dem Markt noch fehlt und neu dazu kommen kann. Was bisher fehlt, wollen wir haben. Denn wenn die Kunden kommen und finden, was sie suchen, kommen sie wieder – sonst hat man ein Problem.“ Neu sind auch die Höchstgrenzen von 20 Metern für Obst- und Gemüsestände sowie 15 Metern für Textilhändler – das soll zum einen sicherstellen, dass es Platz für alle gibt, zum anderen, dass nach Marktschluss gegen Mittag rechtzeitig zusammengepackt werden kann.

Rievkooche und Churros sind nicht mehr vertreten

Inzwischen habe sich die Lage auf dem Markt wieder beruhigt, schätzt Mustafa Özcan die Situation ein. „Die Aufregung hat sich etwas gelegt. Zuerst war die Stimmung negativ, einige Händler hatten auch Existenzsorgen.“ Doch man trifft hier noch auf viele bekannte Gesichter, nur einzelne Händler im Segment Obst und Gemüse sowie Textil mussten gehen. „Wir arbeiten daran, auch von Montag bis Freitag den Markt voll zu bekommen, unser Ziel ist es, jeden einzelnen Platz zu vergeben“, so der Sprecher. Während der Platz für den traditionell besucher- und umsatzstarken Samstag schon komplett vergeben ist, gibt es in der Woche etwas Luft. „Wer Interesse hat, kann sich immer noch bewerben.“

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Schade findet er, dass der Rievkooche- und der Churros-Stand, die voriges Jahr neu dazu kamen und seiner Einschätzung nach guten Anklang gefunden hatten, inzwischen nicht mehr vertreten sind. Derartige oder auch andere Ideen seien hochwillkommen. Auch die Bezirksvertretung Nippes hatte Ideen geliefert, die in diese Richtung zielen: So verabschiedete sie im April 2016 einstimmig die CDU-Forderung, bei der nächsten Vergabe auch Standplätze für „Streetfood“-Imbisse zu reservieren, die ein neues Publikum auf den Markt ziehen könnten. Bisher jedoch gab es keine zählbaren Resultate auf den Vorstoß.

Alternative zum Betonbauwerk denkbar

Was Özcan sich persönlich für den Nippeser Markt wünscht, ist mehr Sauberkeit. „Es tut mir in der Seele weh, wenn das Taj Mahal immer wieder besprüht wird und wieder saubergemacht werden muss – das ist eine Verschwendung von Steuergeld.“ Langfristig müsse man über eine Alternative zu diesem Betonbauwerk nachdenken. Und über – so seine Vision –, eine Überdachung des Marktes auf dem Wilhelmplatz. Etwa mit Säulen an den Ecken, von denen aus eine Plane über die Fläche gespannt werden könnte.

Und zum Thema Parkplätze: Hier sehe er nach wie vor die Chance, in einer Tiefgarage unterhalb der Kempener Straße Stellflächen zu schaffen. „Vor allem samstags haben die Leute Probleme, einen Platz zu finden.“ Und die Anreise mit Bus und Bahn sei, wegen zu hoher Einzelticket-Preise, für viele einfach keine Alternative.

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