Synagoge am Zoo in Köln-RiehlKreuzkapelle wird für Millionenbetrag saniert

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Die Kreuzkapelle wird von der jüdisch-liberalen Gemeinde genutzt. 

Köln-Riehl – Der Weg zur Sanierung der Kreuzkapelle an der Stammheimer Straße 22 ist frei: Während der nächsten drei Jahre wird die heutige Synagoge saniert – 1910 wurde das Gebäude als Betsaal der evangelischen Kirche erbaut. Zuletzt unterzeichneten die Jüdische Liberale Gemeinde Gescher LaMassoret, das NRW-Bauministerium und die evangelische Antoniter-Siedlungsgesellschaft (ASG) als Eigentümerin die entsprechenden Verträge.

Generalsanierung der Kreuzkapelle in Riehl kostet 3,6 Millionen Euro

Die Kosten der Generalsanierung schätzt die ASG grob auf 3,6 Millionen Euro; aufgrund des hohen Alters des Gebäudes geht diese Schätzung noch mit Unwägbarkeiten einher. Die jüdisch-liberale Gemeinde hat derweil für ihre Gottesdienste ein Interimsquartier bezogen. Im Ortstermin in den leeren Räumen erläuterten Rafi Rothenberg, Vorsitzender der jüdisch-liberalen Gemeinde, der federführende Architekt Paul Böhm, Guido Stephan und Susanne Hermanns von der ASG sowie Grit de Boer und Uwe Rescheleit, Pfarrerin und Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Niehl-Riehl, das Vorhaben.

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 afi Rothenberg (liberal-jüdische Gemeinde), Paul Böhm (Architekt), Uwe Rescheleit und Grit de Boer (ev. Gemeinde), Susanne Hermanns und Guido Stephan (Antoniter-Siedlungsgesellshaft) auf der Terrasse der Kreuzkapelle (v.l.)

Obwohl es noch eine Weile hin ist, freuen sich alle Beteiligten jetzt schon auf die Eröffnung der neuen Räume. „Leider werden ein Teil der Oberlichter wegen Brandschutz demontiert. Dafür jedoch kommen vorne, im früheren Altarraum, neue Fenster dazu“, erläutert Rothenberg. Bereits von 1999 an nutzte die jüdische Gemeinde das Souterrain des Gebäudes für ihre Gottesdienste; seit 2016 ist das komplette Gotteshaus zur Synagoge umgewidmet. „Ich freue mich, hier demnächst Orgelwerke von meinem Urgroßvater zu hören. Wir haben eine der wenigen liberal-jüdischen Synagogen mit einer Orgel.“

Zentralmoschee in Köln-Ehrenfeld

Auch Architekt Böhm, der neben diversen Kirchenbauten auch die Zentralmoschee in Ehrenfeld plante und mit dem anstehenden Projekt nun auch für die älteste monotheistische Weltreligion tätig wird, ist gespannt auf das Vorhaben. „Es ist eine große, ganz besondere Aufgabe für mich, das Projekt in Angriff zu nehmen. Ich habe ein gesteigertes Interesse daran, auch um zu helfen, Differenzen zwischen den Religionen zu beseitigen.“ Das Haus blickt auf eine bewegte christlich-jüdische Geschichte. „Die gemeinsame Geschichte geht leider zurück bis in die Nazi-Zeit“, erinnerte Rescheleit. „Das Projekt ist ein Zeichen der neuen Zeit, die jetzt anbricht.“

Zentrum der „Bekennenden Kirche“ während NS-Zeit

Die Kreuzkapelle war in der NS-Zeit zu einem Zentrum der „Bekennenden Kirche“ geworden, die sich im Gegensatz zu den „Deutschen Christen“ weigerte, die Nazi-Ideologie zu übernehmen und religiös zu verbrämen. Auch viele zum Christentum konvertierte Juden, die von den Nazis als „nicht-arische Christen“ bezeichnet wurden, fanden in der damaligen Kreuzkapelle für kurze Zeit Zuflucht.

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Bis heute unvergessen sind die sogenannten „Schlussgottesdienste“ ab 1942, die jeweils in der evangelischen Gemeinde mit Mitbürgern jüdischer Abstammung direkt vor der Deportation in die Vernichtungslager gefeiert wurden. „Was ich bemerkenswert finde, ist, dass die evangelische Kirche nie versucht hat, die Geschichte dieser Kapelle unter den Teppich zu kehren, sondern im Gegenteil gründlich erforscht hat“, betonte Rothenberg: „Überhaupt erleben wir hier in Riehl die schönste Zeit unserer 1996 gegründeten Gemeinde. Es ist bemerkenswert, dass wir mit den beiden christlichen Glaubensgemeinschaften zusammen feiern und uns die Gotteshäuser teilen.“

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Der Eingang der als Synagoge genutzten Kreuzkapelle in Riehl

Guido Stephan von der ASG betonte, dass die Generalsanierung bitter notwendig geworden sei. „Wir konnten der Gemeinde die Räume aus Gründen der Verkehrssicherung nicht mehr überlassen. Auch für uns ist die Herausforderung nicht zu unterschätzen.“ Oberhalb der Synagoge befinden sich drei vermietete Wohnungen; auf der Rückseite grenzt das Haus direkt an den Zoo, mit Blick auf die Giraffen. Während die ASG, die das Objekt 2019 von der Kirchengemeinde erwarb, für den baulich-technischen Teil der Sanierung federführend ist, kümmert sich die jüdisch-liberale Gemeinde um die Inneneinrichtung. Für das Sanierungsprojekt, insbesondere die Orgel, sucht die jüdisch-liberale Gemeinde noch Spender oder Sponsoren. „Wir hoffen sehr, dass wir unser Pessach-Fest im April 2025 erstmals in unseren neuen Räumen feiern können“, blickt Rothenberg voraus.

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