NotfallSchlangenbiss mit teuren Folgen

Lesezeit 2 Minuten
Texas-Klapperschlange.

Texas-Klapperschlange.

Köln – Der Biss war nicht sonderlich tief – wahrscheinlich ein sogenannter Abwehrbiss, eher keiner, mit dem eine Giftschlange ihre Beute attackiert und dabei so viel Gift verspritzt, dass auch ein Mensch daran sterben kann. „Aber weil wir nicht sicher wissen konnten, ob und wie viel Gift die Texas-Klapperschlange tatsächlich injiziert hat, mussten wir auf Nummer sicher gehen und eine Vergiftung annehmen“, berichtete ein Feuerwehrmann am Tag nach dem Angriff auf den 22-jährigen Schlangenhalter aus Zollstock.

Der Mann liegt noch im Krankenhaus. Innerhalb der notwendigen sechs Stunden nach dem Biss hatten Ärzte ihm am Mittwochabend ein Antiserum verabreicht, nun wird der Heilungsverlauf beobachtet. Die Kosten des Einsatzes muss er wohl nicht bezahlen. „Das ist wie bei einem Sportunfall“, erklärt Bernhard Rohde vom Serumdepot Berlin, dem Verein der Gifttierhalter Europas. Da das Serum im Falle einer notwendigen Verabreichung als lebenserhaltendes Medikament anzusehen ist, seien die Krankenkassen zur Übernahme sämtlicher Kosten verpflichtet. Und die sind im vorliegenden Fall beträchtlich.

Auch die Kölner Feuerwehr hatte unmittelbar nach dem Vorfall in Zollstock das Serumdepot um Rat gefragt. Denn die Experten in Berlin wissen, welches Antiserum für welche Tierart vorgesehen ist und wo die Substanzen in Europa gelagert werden. Die Lagerung ist aufwendig und teuer. Ihre Anschaffung finanziert der Verein, der sich auch als Lobby der Gifttierhalter versteht, aus seinen Mitgliedsbeiträgen.

Ungewiss ist noch, wie der Unfall beim Füttern passieren konnte. Rohde, der selbst Texas-Klapperschlangen hält, sagt: „Am sichersten füttert man die Tiere mit einer Zange, oder man wirft das Futter mit einer Pinzette ins Terrarium.“ Dennoch könne das auch mal schiefgehen. „Auch normale Betriebsunfälle kommen vor, obwohl es Arbeitsschutzrichtlinien gibt.“

Während das Halten von Giftschlagen in den meisten Bundesländern nur nach einer behördlichen Begutachtung des Halters und des Geheges möglich, in Hessen und Berlin sogar ganz verboten ist, darf sich in NRW jeder eine Giftschlange zulegen – ohne Sachkundeprüfung und ohne das Tier registrieren lassen zu müssen.

Geht es nach NRW-Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen), soll sich das bald ändern: „Wir wollen aus Gründen der Gefahrenabwehr das Halten von Tieren verbieten, die so gefährlich sind, dass sie Menschen töten können“, sagte ein Ministeriumssprecher dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der Gesetzesentwurf soll Ende des Jahres fertig sein.

KStA abonnieren