Köln-Porz ist die Wiege der KultbandWo die Bläck Fööss geboren wurden

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Stoklosa zeigte in Porz Markus Galle Stätten seiner Kindheit. 

  • Kaum eine kölsche Band kann auf eine vergleichbare Bühnenerfahrung zurückblicken: Die Bläck Fööss feiern in diesem Jahr ihr 50. Jubiläum.
  • Trotz ihrer großen Popularität wissen jedoch nur wenige, wo die Kultband ihren Ursprung hat.
  • Gründungsmitglied Erry Stoklosa bringt Licht ins Dunkle und erzählt von den ersten Gehversuchen der Bläck Fööss in Köln-Porz.

Porz – Erry Stoklosa hat diese Behauptung schon Dutzende Male gehört: „Hier bei uns haben die Fööss zuallererst gespielt, als sie noch ganz unbekannt waren“, verkünden Sitzungspräsidenten, Konzertveranstalter oder Wirte in Sälen und Zelten zwischen der Eifel und dem Oberbergischen im Brustton der Überzeugung, wenn die Erfolgsband dort wieder einmal auftritt.

„Ganz viele Leute glauben ernsthaft, unsere ersten Auftritte hätten genau bei ihnen stattgefunden – aber das stimmt nicht“, sagt Stoklosa, das einzige ganz und gar von Anfang an mitwirkende, immer noch aktive Gründungsmitglied der Bläck Fööss. Die ersten Auftritte waren nämlich nirgends anders als in Porz, bei abendlichen Tanzveranstaltungen im „Rheinhotel“, einer längst nicht mehr existierenden Gaststätte am Hochufer, gleich am Ortseingang von Porz.

Ableger der Tanzband "Stowaways"

Ein halbes Jahrhundert nachdem die „Bläck Fööss“ als karnevalistischer Ableger der Tanzband „Stowaways“ aus der Taufe gehoben wurden, unternimmt Erry Stoklosa einen nostalgischen Spaziergang durch Porz. 

Der Porzer Jung, der in einer Zweizimmerwohnung an der Bahnhofstraße auf dem elterlichen Sofa zur Welt gekommen ist, zeigt dem Porzer Ex-Prinzen Markus Galle die Stätten seiner Jugend und der ersten Fööss-Erfolge. Auf dem Wagen der KG Poorzer Nubbele, deren Präsident Galle ist, wird Stoklosa nämlich im Rosensonntagszug mitfahren.

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Bei einer frühen Mitfahrt im Porzer Zug präsentierten die Bläck Fööss ihren Hit „Drink doch ene mit“.  

Galle hat Stoklosa auf Vermittlung des früheren SPD-Landtagsabgeordneten Friedhelm Lenz kennengelernt, einem jahrzehntelangen Stammtischfreund von Stoklosa im Club „Ahl Männer, joot drop“. Der Fooss schrieb für den musizierenden Prinzen Markus Galle in der Session 2019 ein Dreigestirnslied.

Errys erste Single

Schon einmal, als sie mit „Drink doch ene mit“ einen Hit gelandet hatten, waren die Bläck Fööss auf Einladung der damaligen KG Holzfäller beim Porzer Sonntagszug auf einem improvisierten Wagen dabei. Diesmal geht es für Stoklosa und musikalische Weggefährten von damals durch Porzer Straßen, die seit Gründung der Band stark verändert sind.

Verrammelt, beklebt, beschmiert ist das Schaufenster des Radiofachgeschäfts Hoymer in der Bahnhofstraße, wo der junge Erry einst seine erste Single kaufte. „Some Kind’a Fun von Chris Montez war das“, erinnert sich der Fooss und schwärmt von den tollen Dingen, die man in Porz damals kaufen oder zumindest bei einem ausgiebigen Schaufensterbummel bestaunen konnte. 

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Erry Stoklosa vor dem ehemaligen Radiogeschäft Hoymer

Niedergang der Porzer Innenstadt

„Es ist traurig, welchen Niedergang die Porzer Innenstadt erlebt hat. Das fing alles damit an, dass die Bahnhofstraße zur Fußgängerzone wurde“, sagt er.

Die Kinderjahre hat Erry Stoklosa in der Nachbarschaft des Radiogeschäftes verbracht– „mit Ritz-Übernachtung“ grinst er und spielt auf seinen Platz im Elternbett auf der Ritze zwischen den Matratzen an. Dann zog die Familie nach Ensen-Westhoven. Erry begann eine Ausbildung bei der Rezag – „Da arbeitete damals halb Porz“, sagt er – und der nicht sehr begeisterte Lehrling spielte an Wochenenden Tanzmusik, zuallererst mit den Beatstones.

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Die spätere Tanzband Stowaways, die sich aus Holland immer Platten mit den neuesten Hits schicken ließ und so Topaktuelles spielen konnte, wurde Ende der 1960er Jahre als Begleitband für eine Deutschlandtournee von Schlagersänger Graham Bonney verpflichtet. Daher rührt die Freundschaft zu Bonney, der die Bläck-Fööss-Gründung durch guten Rat unterstützt hat und jetzt – ebenso wie Musiker Herbert Ihle – auf dem Nubbele-Wagen zum Bläck-Fööss-Jubiläum in Porz mitfahren wird.

Bömmel muss sich noch schonen

Fünf Jahre lang haben die Stowaways und die Bläck Fööss mit- und nebeneinander existiert. Die Tanzband-Mitglieder wechselten einfach im Lauf eines Abends Programm und Kostüme und traten dann barfuß mit kölschen Liedern auf, erinnert sich Stoklosa.

Wenige Monate nach der Bläck-Fööss-Taufe kam übrigens Bömmel Lückerath, gestandener Musiker aus Rath-Heumar, hinzu. Er wurde jetzt gleichfalls auf den Fööss-Jubiläums-Wagen der Nubbele eingeladen, nimmt die Einladung aber nicht wahr. Lückerath ist noch in Rekonvaleszenz und mutet sich nicht zu viel Karnevalstrubel zu.

Am Anfang war der „Rievkooche-Walzer“

Sein Band-Partner Erry, der nach einem linksrheinischen Intermezzo jetzt wieder im Stadtbezirk lebt, ist der Porzer Sonntagszug von Mitfahrten auf dem Wagen von Guido Cantz vertraut. Auf den Bläck-Fööss-Wagen, für den seine Tochter Katrin das Logo entworfen hat, freut sich der Sänger aber sehr. „Im Unterschied zu der ersten Mitfahrt vor fast 50 Jahren werden wir sogar mit Wurfmaterial ausgestattet,“ sagt er. Markus Galle verrät: Es wird leckerer Kuchen sein, mit Bläck-Fööss-Logo verpackt.

Apropos Kuchen: Auch die Geschichte des „Rievkooche-Walzers“, des ersten Bläck-Fööss-Hits, hat nirgends anders als in Porz ihren Anfang genommen. Rudi Luckenbach, Gründungsmitglied der KG Fidele Grön-Wieße Rezag, hatte den Text vom kaum zu stillenden Hunger auf Rievkooche geschrieben, der die Fööss in einer Walzer-Fassung zum Erfolg führte. 

Rievkoche

Einst versorgten die Fööss Porzer Fans mit Rievkooche. 

Eines der nächsten unsterblichen Lieder schrieb die in Porz gegründete Band übrigens auf Basis eines Kinderliedes aus dem WDR-Programm. „Drink doch ene mit– das hat die Plattengesellschaft Emi damals abgelehnt“, sagt Stoklosa grinsend. Tja, wer et hätt jewoss...

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