Brauchtum in Köln-PollDer Poller Maibaum ist Geschichte

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Nina Knopek, die den Baum ersteigert hatte, musste sich die Späße des Maivereins gefallen lassen und mit einer Mini-Säge arbeiten.

Poll – Der Baum ist weg! Geklaut? Nein. Er ist der Motorsäge zum Opfer gefallen. Neun Wochen lang hatte der 16 Meter hohe Maibaum mit seinen bunten Bändern den Poller Marktplatz geschmückt. Jetzt gab das „Maigeloog“, wie sich der Poller Maiverein nennt, das Kommando: niederlegen. Was am 1. Mai mit einem Umzug durch Alt-Poll und dem feierlichen Aufstellen des schlanken Birkenbaumes auf dem Marktplatz begann, endete ebenso traditionsgemäß mit der Kettensäge.

Mit Seilen, Leitern, kleinen und großen Sägen rückten einige Mitglieder des Maigeloogs an, um mit vereinten Kräften die Birke von der Vertikalen in die Horizontale zu bewegen. „Das mehrwöchige „Maispill“ ist beendet“, verkündete Reihmeister Hans Burgwinkel vom Vorstand des Poller Maigeloogs und gab damit den Startschuss zum Fällen des Baumes.

Eigentümerin des Gebildes auf dem Marktplatz war in diesem Jahr die Pollerin Nina Knopek, die den Baum beim Fest am 1. Mai bei einer amerikanischen Versteigerung ersteigert hatte. „Drei Bier-Bons hat mich das Ding gekostet“, erzählt die 32-jährige Gastronomin. „Dann bekam ich den Zuschlag.“

Dass sie allerdings bis zu seiner ordnungsgemäßen Entsorgung auch wochenlang für den Baum verantwortlich sein sollte, war ihr nicht bewusst. Als Maibaumbesitzerin hätte sie öffentliche Auflagen und Verpflichtungen gegenüber der Stadt zu erfüllen, stand in einem mehrseitigen Schreiben, das der Maiverein ihr zugestellt hatte. Eine Sondernutzungsgenehmigung für den Marktplatz sollte sie einholen und eine Schankerlaubnis für die Feier nach dem Fällen des Baumes.

Kurzentschlossen ging Knopek mit dem Brief zu ihrem Rechtsanwalt. Der winkte allerdings ab. Sie solle das nicht alles so ernst nehmen, was in dem Vereins-Schreiben stünde. Und so erschien sie zur finalen Baumniederlegung, ohne dem Vereinsvorstand die geforderten Unterlagen vorzulegen. Burgwinkel sah es ihr nach, konnte er doch zum Maispill-Ende noch mit einer kleinen Überraschung auftrumpfen. Seine Idee: Der Baum solle von Helfern in ihre Wohnung transportiert und dort zersägt werden. Nina Knopek nahm es gelassen. Längst hatte sie die Späße des Vereins durchschaut.

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