Ein Stück Porzer Geschichte„Strandbads Marie“ soll wieder belebt werden

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Das Lokal verfällt zusehends. 

Porz – Sei Ende 2018 sind die Lichter aus. Seitdem ist es um das Strandbad Langel nicht gut bestellt. Eingeschlagene Scheiben, Graffiti, Müll und Unrat. Kurzum, das Gebäude verfällt. Dem Umweltausschuss der  Stadt geht das nicht schnell genug. Dieser hatte im März 2020 den Entwicklungsplan Naturschutzgebiet „Langeler Auenwald, rrh“ beschlossen. In diesem Zusammenhang wurde auch festgelegt, dass das Strandbad und der angrenzende Campingplatz ab 2021 in den Naturschutzbereich überführt und überplant wird. Wenn bis dahin kein Weiterbetrieb der Gastronomie gefunden wurde. Heißt im Klartext: Das Gebäude soll weg.

Strandbad ist ein Stück Porzer Geschichte

Und damit auch ein Stück Porzer Geschichte. Zuletzt war es ein reines Restaurant. Doch das war nicht immer so: „Vürm ehtste Weltkreg jov et ze Langel vis á vis vun Godorf e wunderschön Strandbad. Dozemol woor et Rhingwasser noch klor und nit esu en drecklige Bröh wie hück. Kein Wunder, dat de Lück vun fäns un noh kome, för ze bade un sich ze sonne.“

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Das Strandbad Langel stand von 1911 bis 1914. 

So beschrieb der Kölner Jurist und Mundartdichter Dr. Heinz Weber das beliebte Ausflugsziel einst. Seinen Badebetrieb nahm das Strandbad Langel vor rund 110 Jahren, am 13. August 1911, auf. Bei der Eröffnung, die ein Konsortium Kölner Geschäftsleute ermöglicht hatte, sollen rund 6000 Menschen anwesend gewesen sein.

Langeler Lido hatte keine „Britz“

Die Besonderheit des Langeler Lidos, wie das Strandbad auch genannt wurde, im Vergleich zu dem in Rodenkirchen: Hier gab es keine zwei Bereiche, keine „Britz“, die Männer und Frauen voneinander getrennt haben. Mundartdichter Weber schreibt in dem Zusammenhang von der „Hauptatrakzion“ des Strandbads. Auch der damals in Langel tätige katholische Pfarrer Marquet duldete dies. Doch bereits zwei Jahre nach der Eröffnung traten erste finanzielle Schwierigkeiten auf. Ein Jahr später war schon wieder alles vorbei.

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Badefreuden am Langeler Lido 

Vom 31. März auf den 1. April 1914 zerstörte ein Großbrand das Strandbad mit seinem 105 Meter langen Gebäude vollständig. Die Brandursache wurde nie richtig aufgeklärt. In den 30er Jahren wurde von den Eheleuten Elisabeth und Heinrich Klein am selben Ort ein Restaurant mit Badebetrieb aufgebaut und geführt. Der Erfolg hielt sich in Grenzen.

„Strandbads Marie“ ab 1954

1941 wurde der Betrieb dann vollständig eingestellt. Die zunehmende Verschmutzung des Rheins machte Baden unmöglich. Nichtsdestotrotz übernahm der Sohn der Eheleute Klein, Johann Klein, den Betrieb. Allerdings führte er ihn „nur“ als Restaurant weiter. Später wurde das Strandbad an Maria und Gustav Hollstein verkauft. Von 1954 bis 1992 führten sie das Lokal und hauchten „Strandbads Marie“, wie der Laden nun hieß, wieder Leben ein. Die Karnevalisten der KG Rut-Wiess Löstige Langeler veranstalteten dort ihre Sitzungen. 1965 fand auch die Proklamation des damaligen Porzer Dreigestirns, das die Löstigen Langeler stellten, dort statt.

Letzte Wiederbelebung im Jahr 2007

Als das beliebte Ausflugslokal verkauft wurde, ging es mit „Strandbads Marie“ wieder bergab. Anfangs nur an einigen Tage geöffnet, stand es zum Schluss komplett leer. Bis zum Jahr 2007, als sich Thomas Kern und Andreas Nothelfer, beide in Langel aufgewachsen, dazu entschlossen, das Lokal wieder aufleben zu lassen.

Doch auch das ist wieder Geschichte. Und die bange Frage ist, was kommt. Allerdings nicht für die Verwaltung. Die hat in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Porz eine Vorlage eingebracht, das Gebäude und die Campingplatzfläche in den Naturschutzbereich zu überführen. CDU, Grüne und SPD sehen das aber anders.

Stadt soll mit Investor sprechen

Dem Vorschlag der Verwaltung wollen sie nicht folgen. Deswegen haben die drei Parteien einen Antrag eingebracht. „Die Bezirksvertretung Porz soll nach unserer Auffassung beschließen, für die Fläche des Gebäudes „Strandbads Marie“ und des Campingplatzes schnellstmöglich Gespräche mit dem verbliebenen Investor aufzunehmen.“ Bei diesen Gesprächen soll mit dem Investor erörtert und geprüft werden, wie mit einem Stellplatzangebot von rund 55 temporären – keine Dauermieter – und einer rheinabgewandten Außengastronomie ein Weiterbetrieb von „Strandbads Marie“ im Rahmen der bestehenden Vorschriften möglich ist.

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„Uns – und auch weiten Teilen der Langeler Bevölkerung – ist es wichtig, den Weiterbetrieb von „Strandbads Marie“ im Rahmen der bestehenden Gesetze und Ratsbeschlüsse zu ermöglichen“, sagt Stefan Götz, Fraktionschef der CDU. Mit dem verbliebenen Investor müssten alle Möglichkeiten ausgelotet werden, um „Strandbads Marie“ erhalten zu können. „Das Strandbad hat in Langel eine Tradition und ist ein Stück Porzer Geschichte“, sagt Lutz Tempel von der SPD. Damit die Geschichte weitergeschrieben werden kann, hat die Bezirksvertretung den Antrag beschlossen.

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