HospizKeiner soll im Verborgenen sterben

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Hospizleiter Peter Ströhmer und Ehrenamtlerin Monika Senff setzen sich für Normalität im Hospizalltag ein.

Hospizleiter Peter Ströhmer und Ehrenamtlerin Monika Senff setzen sich für Normalität im Hospizalltag ein.

  • Beim Tag der offenen Tür wurden die Räume und das Konzept vorgestellt

Urbach –  Dass ein Hospiz nicht zwangsläufig ein Ort der Trauer sein muss, beweist die Caritas-Einrichtung an St. Bartholomäus in Urbach. Am Tag der offenen Tür können sich Interessierte von der positiven Energie überzeugen, von der dieses außergewöhnliche Haus beseelt ist. Peter Ströhmer, Leiter der Einrichtung, sieht sich selbst von der Philosophie des Hospiz-Auftrags „durchdrungen“. Der Kerngedanke der christlichen Hospizkultur, nach dem der Tod zum Leben gehört, scheine zwar in unserer Zeit eher unpopulär. „Durch den offenen Umgang mit dem Thema tritt aber nach und nach eine Wandlung ein“, glaubt Ströhmer.

Das Urbacher Hospiz unterstützen 32 Ehrenamtliche. Monika Senff zum Beispiel hat die Aufgabe der Schatzmeisterin übernommen. Geschult von Koordinatorin Annette Wagner, erfüllen sie in ihrer Freizeit ihre mannigfaltigen Aufgaben mit Empathie und Professionalität. Dabei legt die Belegschaft großen Wert darauf, keine Pflegeeinrichtung zu sein, sondern, so Ströhmer, „ein ganz normales Wohnhaus“.

Acht Gäste kann das Hospiz aufnehmen. Jeder hat sein eigenes Reich, muss nicht auf Intimität verzichten. Vom Wohnzimmer aus gelangen sie in den Garten, ein besonderer Ort der Stille und Erholung für Bewohner und ihre Angehörigen. Reglementierungen und Verbote gibt es nicht. Die Wahrung der Menschenwürde, der Erhalt der Lebensqualität und eine individuelle Betreuung sind Programm. So erzählt Ströhmer wie selbstverständlich von einer Frau, die ihre Katzen mit ins Hospiz brachte, oder von einem älteren Mann, dessen Wunsch nach Geschnetzeltem in der hauseigenen Küche erfüllt wurde. Gekocht wird nämlich selbst und täglich frisch.

Beim Hospiz-Konzept steht das Streben nach Normalität im Vordergrund. Daher ist es nur konsequent, neben der stationären Hospiz-Betreuung auch die ambulante Variante anzubieten. Sie ermöglicht es den Menschen, zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung zu sterben.

Im Haus selbst wird das Sterben an einem speziellen Platz sichtbar gemacht. „Wenn ein Gast gestorben ist, zünden wir eine Kerze an. Wenn er das Haus verlässt, ertönt der Gong, und das Kondolenzbuch bietet die Möglichkeit, Gedanken zum Tod des Verstorbenen zu hinterlassen“, schildert Ströhmer das Arrangement im Eingangsbereich. Damit setzt das Caritas-Hospiz ein klares Zeichen gegen ein lautloses Sterben im Verborgenen. „Für die Menschen, die hier sterben, fängt das Leben erst an“, ist er überzeugt. So stellt sich der Tod als „Übergang“ und nicht als Ende dar und hat letztlich etwas Tröstliches.

Die Offenheit, mit der man dem Thema Sterben und Tod begegnet, setzt sich im Programm des Tages fort. Eine Führung durchs Haus ermöglicht den Blick in die Räume der Einrichtung, Vorträge informieren die Besucher über den Hospizdienst. Leckereien, selbst Gebasteltes und Live-Musik vermitteln ein heiteres, lebensbejahendes Gefühl.

Mit dem Erlös der Veranstaltung wird ein Projekt finanziert, das die Erinnerung wachhält: Im Garten soll ein Lebensbaum aus Stein errichtet werden. Daran können Botschaften hinterlassen werden: „Ein bisschen wie bei der Klagemauer in Jerusalem,“ sagt Ströhmer. Anders als bei der Klagemauer finden die Zettelchen aber eine weitere Verwendung, nämlich als Fürbitten im Gottesdienst.

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