15.000 Besucher schauten sich Samstag Fahrzeuge und Panzere an und informierten sich über den Arbeitgeber Bundeswehr.
„Bundeswehr schützt Zivilisten“Was Jugendliche in der Kaserne in Köln-Wahn erleben konnten

Die Streitkräfte veranstalten den Tag der Bundeswehr in Köln-Wahn, der auch Familien lockte: Die Bundeswehr hat die Nachwuchsgewinnung im Sinn. Bundesweit findet die Aktion an zehn Standorten statt. Hier zu sehen: Kampfhubschrauber CH 53
Copyright: Martina Goyert
Panzer, Hubschrauber, Flugzeuge. Auf dem Gelände der Luftwaffenkaserne Wahn gab es am Samstag an jeder Ecke eindrucksvolles Gerät zu bestaunen. Erstmals nahm die Kaserne am „Tag der Bundeswehr“ teil, eine regelmäßige Leistungsschau der Streitkräfte und zivilen Bereiche, die in diesem Jahr an zehn Standorten in ganz Deutschland stattfand. Es ist Jahre her, dass das 300 Hektar große Gelände im Süden Kölns zuletzt für das breite Publikum geöffnet war. Bis zum Abend wollten sich mehr als 15.000 Besucher Fahrzeuge und Vorführungen anschauen, darunter viele Familien. Am Eingang bildeten sich bei hohen Temperaturen zum Teil lange Schlangen.
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ist die Verteidigung Deutschlands wieder in aller Munde. Mehr Geld und Personal ist für die Bundeswehr vorgesehen. Die Mitarbeitergewinnung stehe beim „Tag der Bundeswehr“ aber nicht an erster Stelle, so Brigadegeneral Daniel Draken, Standortältester für Köln: „Wir wollen zeigen, dass wir eingebettet sind in die Gesellschaft.“ Roland Börger, Präsident des Bundesamts für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, warb dann aber doch um Nachwuchs: „Die Bundeswehr ist ein spannender Arbeitgeber.“

Axel (hinten) , Tochter Luci (l.) (19) und Sohn Jonathan (8) aus Eitorf besuchen den Tag der offenen Tür.
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Aufnahmeprüfung für die Bundeswehr
Die 19-jährige Luci, die mit ihrem neunjährigen Bruder Jonathan und ihrem Vater Axel aus Eitorf gekommen war, sieht das ähnlich. Sie könne sich sehr gut vorstellen, einmal in der Bundeswehr Karriere zu machen, erklärt sie, bevor sie den Transporthubschrauber NH90 von innen besichtigt. Dann aber eher im zivilen Bereich. Leon Klossek, 17, aus Bocholt zieht es eher zu den Scharfschützen. Die Bundeswehr biete sichere Jobs, sagt er. Sein Vater, ebenfalls in Wahn unterwegs, gibt sich neutral: „Das ist seine Entscheidung.“
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Ryan Gellrich aus Plettenberg wartet gerade auf die Aufnahmeprüfung zur Grundausbildung. Danach will er Sanitäter werden. Früher sei er der Ansicht gewesen, die Bundeswehr sei nur zum Töten da. „Mittlerweile sehe ich das anders“, sagt der 16-Jährige: „Die Bundeswehr ist eine Armee, die Zivilisten schützt.“ Generell sei er für den Frieden. Doch wenn es um Terroristen gehe, sei Gewalt unumgänglich. Mit ihnen zu verhandeln sei eben schwierig.
Die Betätigungsfelder in der Armee sind vielschichtig, wie der Tag der offenen Tür bewies. Begeistert zeigte sich Ryan zum Beispiel vom ausgestellten Eagle IV, einem zehn Tonnen schweren gepanzerten Fahrzeug-Ungetüm, das in diesem Fall mit einem mobilen Schnittplatz für Videofilme ausgerüstet ist. Bei diesen Videos gehe es um psychologische Kriegsführung, so ein Oberstleutnant, der seinen Namen nicht nennen wollte. Sie seien ein Beitrag, den Feind zum Aufgeben zu bewegen.

Hier zu sehen: A 440 M Transportflugzeuge fliegen über das Gelände Foto: Martina Goyert
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Tag der Bundeswehr: Thema Spionage wird immer wichtiger
Nebenan hatte das Abstrahlprüfzentrum der Bundeswehr Messysteme aufgebaut, mit denen militärische IT-Systeme auf elektromagnetische Emissionen hin untersucht werden, die der Feind aufspüren und auswerten könnte. „Wir wollen unsere Truppen davor schützen, dass sie dem Gegner Informationen preisgeben“, erläutert Hauptmann Schweigert, der aus Rheinbach nach Köln gekommen war. Das Prüfzentrum prüfe nicht nur, sondern berate auch, wie die „kompromittierende Abstrahlung“ eingedämmt werden kann. Das Thema Spionage werde immer wichtiger.
Zu den Programmpunkten der vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum organisierten Großveranstaltung gehörten Diensthundevorführungen oder spielerische Unterwasser-Einsätze von Marinetauchern in einem Pool, bei denen Besucher den Tauchern per Telefon Anweisungen geben konnten. Die Bundespolizeiabteilung Sankt Augustin präsentierte ihre Wasserwerfer, die Feuerwehr ihre Höhenretter. Am Mittag überflogen drei mächtige Transportflugzeuge vom Typ A400M im Tiefflug das Areal. Auf der Bühne gab es Militärmusik oder kölsche Töne von den Paveiern. Den Eagle IV konnten die Besucher auch mit nach Hause nehmen – in der Papierversion zum Ausschneiden und Zusammenkleben.