Zündorfer WehrturmDie Stille der wahren Liebe

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Künstlerin Dani Fabini hat das Projekt in Köln und vin Cluj-Napoca organisiert.

Künstlerin Dani Fabini hat das Projekt in Köln und vin Cluj-Napoca organisiert.

Zündorf –  Schon der Beginn der neuen Ausstellung im Museum Zündorfer Wehrturm ist atemberaubend. Mit den großformatigen Zeichnungen von Letitia Gaba geht es mitten hinein in die ganze Unruhe und Kompliziertheit des menschlichen Seelenlebens. Die verschlungenen Linienführungen und figürlichen Gestalten der seit ihrem zehnten Lebensjahr in Köln lebenden Rumänin wuchern in verführerischer Unheimlichkeit über die Bildfläche und sind ebenso verworren, geheimnisvoll und zwiespältig wie unsere abgründigsten Empfindungen. So bringen sie die ganze Kraft eines menschlichen Verlangens zwischen Gewalt, Angst und Sehnsucht zum Ausdruck, die Leben bisweilen so schwierig und dramatisch sein lässt.

Ähnlich bewegend geht es in der ganzen Ausstellung zu, in der neun Künstler aus Köln und aus dem rumänischen Cluj-Napoca (deutsch Klausenburg) ihre Werke gemeinsam präsentieren. Beide sind seit dem Jahr 1976 offiziell Partnerstädte. Zustande kam das Projekt durch das Engagement von Dana Fabini. Die viele Jahre an der Kunstakademie in Cluj-Napoca tätige Künstlerin und Kunstvermittlerin siedelte im Jahr 2000 von dort nach Köln über. Die an der Ausstellung beteiligten Künstler kennt sie zum Teil seit 30 Jahren. "Ich schätze sie besonders für ihre künstlerische Entschiedenheit", sagt Fabini.

Die Kölner Künstler im Projekt hat sie bei Ausstellungen, Vorträgen, Seminaren und Performance-Veranstaltungen kennen und schätzen gelernt. So ist denn Fabinis sehr persönliche Künstlerauswahl eine besondere Qualität dieser Ausstellung. "Alle zeigen klare Standpunkte, aber es gibt eine gemeinsame Poesie", sagt Fabini. "Und sie alle stammen aus der Generation der um die 50-Jährigen."

Nachdem das interkulturelles, interdisziplinäres Kunstereignis unter dem Motto "Dialog in Agora" vor einem Jahr in Cluj-Napoca präsentiert wurde, konnte die Organisatorin jetzt bei der Eröffnung im Wehrturm ein ähnlich großes Publikumsinteresse an ihrer Idee "zeitgenössischer künstlerischer Archäologie" feststellen. An Beate Gördes beiläufigen Fotografien von Menschen in Straßenbahnen ist vor allem die ungezwungene Verbindungen von Alltagsforschung und Poesie interessant. Die Bruchstückhaftigkeit unserer Erfahrung setzt Ligia Smarandache in seinen Silhouettenbildern in Szene. Die ungreifbare Dimension von Traumbildern wird verknüpft mit der körperlichen-materialen Dimension spurenreicher Bildoberflächen.

Die Bild-Text-Kompositionen von Dana Fabini zeigen schließlich, wie die verschiedenen Medien und Dimensionen der Erfahrung einander gegenseitig beflügeln, das Wort die Bilder und umgekehrt, das analytische Denken die Poesie und umgekehrt, das Greifbare das Ungreifbare und umgekehrt. "Von einer Sinn-Flut ohne Worte" ist die Rede, von "der Einsamkeit als Überlebensform" und davon, dass "der Atem vor dem Herzen stoppt". "Wenn du liebst, und wenn du weißt, dass du geliebt wirst, ist es still," sagt Dana Fabini in einem visuellen Gedicht. Diese stille, ernsthafte Leichtigkeit kann tatsächlich in allerhand geglückten Blicken in dieser Ausstellung empfunden werden.

Museum Zündorfer Wehrturm, Hauptstraße 181, geöffnet Mi,Sa 15-18 Uhr, So 14-18 Uhr, bis 5.11.

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