PremiereUmjubelte Rückkehr im alten Kölner Millowitsch-Theater

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„Herr Dieter“ (Peter Millowitsch) und „Fräulein Heike“ (Heidi Mahler) auf dem Flur

„Herr Dieter“ (Peter Millowitsch) und „Fräulein Heike“ (Heidi Mahler) auf dem Flur

Köln – Schon für eine kurzen, stummen Auftritt gab es lauten Beifall: Peter Millowitsch war in längs gestreifter Schlafanzugshose, Unterhemd und rotem Bademantel über den Hausflur geschlurft. Das war der erste Auftritt des langjährigen Theaterchefs auf seiner alten Bühne, die seit seinem Abschied ja nicht mehr Millowitsch-Theater, sondern Volksbühne am Rudolfplatz heißt. Aber Millowitsch, der in dem Erfolgsschwank des Hamburger Ohnsorg-Theaters „Tratsch im Treppenhaus“ an der Seite von Heidi Mahler agierte, wurde vom Publikum gefeiert wie zu seinen besten Zeiten.

Zu Recht, denn Millowitsch spielte bei der Premiere am Samstagabend in der Rolle des pensionierten Steuerinspektors Ewald Brummer („Soll ich mich etwa als Beamter hinstellen und die Treppe machen?“) sichtlich lockerer und befreiter auf als in seine letzten eigenen Stücken – und das weitgehend auf hochdeutsch. In einigen Szenen, als er den besoffenen, verliebten Brummer mimte, lief er gar zu Hochform auf – das erinnerte an Auftritte seines Vaters Willy, da fehlte nur der Schnäuzer.

Bei diesem klassischen Boulevardstück aus dem Genre „Tür auf, Tür Zu“, das als „Ikone des Volkstheaters“ gilt, kann man nicht viel falsch machen. „Das Stück gibt so viel her“, hatte Mahler zuvor gesagt. „Je länger wir es spielen, desto mehr Spaß haben wir daran“. Sie ist mit dem Ensemble und der Produktion schon seit drei Jahren auf Tour. Michael Koch, mit dem sie seit 32 Jahren verheiratet ist, hat den Tratsch als Regisseur recht nah am Charme der Inszenierung von Heidis Vater Hans Mahler aus dem Jahr 1962 gelassen. So redet sich das junge Liebespaar mit „Fräulein Heike“ und „Herr Dieter“ an. „Das macht heute ja keiner mehr, aber genau das macht auch den leicht antiquierten Charme des Stückes mit aus“, weiß Koch. „Dazu sind Wohnungssuche und Probleme mit der Nachbarschaft immer noch aktuell.“

Und so funktioniert der Schwank mit vier Akten aus den 60er Jahren, der mit viel Komik den spießbürgerlichen Alltag jener Zeit auf die Bühne und mit Rekordeinschaltquoten ins Fernsehen brachte, auch heute noch. Auch dank der Besetzung. Denn Mahler („Wir zeigen, dass man Probleme auch mit Humor und Fröhlichkeit lösen kann“) spielt den Hausdrachen, die Klatschtante Meta Boldt – einst eine Paraderolle ihrer Mutter Heidi Kabel – und überzeugt mit witzigen und schlagfertigen Sprüchen, passenden Gesten und gekonnter Mimik. Dafür gab es immer wieder Szenenapplaus. Eigentlich wollte sich die Volksschauspielerin mit dieser Produktion von der Bühne verabschieden. „Aber kann man aufhören, wenn man jeden Abend vom Publikum mit Ovationen gefeiert wird?“

Traumpaare des Volkstheaters

Auch das Zusammenspiel mit Millowitsch – die Sprösslinge zweier bedeutender Volkstheater-Dynastien kennen sich seit Kindertagen, ihre Eltern waren gut befreundet – ist schon doppelt erprobt. Bei zwei Gastspielen in der Komödie in Düsseldorf wurden sie gar als das „Traumpaar des Volkstheaters“ gehandelt.

Für die Aufführungen in der Volksbühne – das Stück wird bis 17. Februar 50 Mal gespielt, hatte der Regisseur eigentlich nur einen Satz geändert. In Düsseldorf war es stets ein Lacher, wenn Millowitsch in der Figur des „liebesfähigen Brummer“ von Nachbarin Hanne Knoop (Verena Peters) beschimpft wurde: „Sie, Sie, Sie...Kölner!“ Das wurde nun auf Millowitschs Vorschlag durch Quadrath-Ichendorf ersetzt. Aber auch die andere Figuren im Treppenhaus, so Eileen Weidel als Untermieterin und Regisseur Koch als deren Vater, Fabian Goedecke als Brummers Neffe und Wolfgang Sommer als Metzgermeister („Das Ende vom Schwein ist der Anfang von der Wurst“) und Hausbesitzer, wussten zu glänzen. Und so wurden Ensemble und Inszenierung mit stehenden Ovationen gefeiert.

„Tratsch im Treppenhaus“ wird noch bis 31. Dezember und dann vom 18. Januar bis 17. Februar jeweils Freitag (20 Uhr), Samstag (17 und 20 Uhr) und Sonntag (14 und 17 Uhr) gespielt. Dazu an Silvester um 17 und 20 Uhr. Karten kosten ab 32 Euro.

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