Rassismus im Kölner KarnevalJusos fordern Diskussion über Kostüme und Vereinsnamen

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Schon 2008 setzte sich die Stunksitzung kritisch mit Rassismus im Karneval auseinander.

Köln – Die Kölner Jusos haben jetzt eine seit Jahren geführte Debatte um Rassismus im Karneval aufgegriffen. Die Jugendorganisation der SPD will auf dem nächsten Parteitag der Sozialdemokraten einen Antrag stellen und damit politischen Druck ausüben, um ein rassistisch diskriminierendes Verhalten aus dem Karneval zu verbannen. Das gelte insbesondere für die Übernahme rassistischer Stereotypen wie Blackfacing – das bedeutet, dass sich ein weißer Mensch das Gesicht mit Farbe bemalt, um eine Figur mit dunkler Haut darzustellen.

Dazu zählt außerdem die Vereinnahmung anderer Kulturen, wie etwa bei Verkleidungen als amerikanische Ureinwohnerinnen und Ureinwohner sowie als Asiatinnen und Asiaten. Weiterhin beziehen die Jusos die Namen von Karnevalsvereinen ein und nennen als Beispiel die „Ihrefelder Zigeuner“.

„Das Thema ist ja nicht neu, aber wir wollen dafür noch einmal ein Bewusstsein und eine Sensibilität schaffen“, sagte Juso-Vorsitzende Lena-Marie Snelting dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Dabei gehe es keineswegs darum, ein Verbot bestimmter Kostüme oder Namen zu erreichen.

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Der Antrag habe vielmehr einen appellativen Charakter. „Wir wollen bewusst ein Zeichen setzen, damit Menschen sich selbst kritisch reflektieren, bevor sie sich so verkleiden“, sagt Snelting. Auch in Bezug auf die Namensgebung von Karnevalsgesellschaften handele es sich nicht um einen pauschalen Rassismusvorwurf. „Wir sagen nicht, dass jeder automatisch rassistisch ist, der Mitglied in einem Verein mit einem rassistischen Namen ist, aber wir wollen dafür werben, das infrage zu stellen “, sagt Snelting.

Vereine zur Namensänderung auffordern

Der Antrag der Jusos sieht vor, dass die Stadträte der Städte und die Kreistage der Landkreise in denen Karneval gefeiert wird, dazu aufgefordert werden, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um Rassismus aus dem Karneval zu verbannen. Insbesondere soll der Kölner Stadtrat das Festkomitee Kölner Karneval einbeziehen.

Betroffene Vereine sollen zu einer Namensänderung aufgefordert werden. Sensibilität für die Diskriminierung von Kulturen sei „eine Voraussetzung für einen wirklich weltoffenen Karneval, welcher frei von Rassismus ist“.

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„Das Festkomitee Kölner Karneval spricht sich immer wieder öffentlich gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus im Karneval aus“, sagt Pressesprecherin Tanja Holthaus. „Nach unserem Verständnis gehören Toleranz und Vielfalt unbedingt zum Fastelovend, und die uns angeschlossenen 135 Mitgliedsgesellschaften teilen diese Werte.“

Rassistisch konnotierte Vereinsnamen gebe es unter den eigenen Mitgliedern nicht. Der Karneval in Köln sei jedoch breit gefächert und auf viele Aktivitäten habe das Festkomitee keinen Einfluss. „Grundsätzlich gilt im Karneval wie überall, dass das eigene Verhalten sicher nicht die Persönlichkeitsrechte anderer verletzen sollte – das bezieht natürlich auch Kostüme mit ein“, sagt Holthaus.

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„Ich verstehe den Antrag der Jusos nicht als Versuch, ein Verbot zu erlassen“, sagt SPD-Parteichefin Christiane Jäger. Es gehe vielmehr um einen Appell an die Strukturen im Karneval, bewusst mit dem Thema Rassismus umzugehen und sich dagegen auszusprechen. „Ich freue mich, dass die Jusos auch andere Beschlüsse gefasst haben, wie den zur geplanten Abschaffung des Fachs Sozialwissenschaften in Nordrhein-Westfalen“, so Jäger.

Die Jusos sprachen sich gegen den Entwurf der Landesregierung aus. Dem werde sie sich gerne anschließen, da das Fach extrem wichtig sei, um die Demokratie und die dahinter stehenden Prozesse zu verstehen. 

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